„Mothergunship“ hat sich auf die Fahne geschrieben, ohne störenden Firlefanz einen Titel voller Spaß an den Mann zu bringen. Als Zugabe gibt es eine Priese Rogue-like, Bullet-Hell und dynamisches Crafting. Welche Mischung am Ende dabei herausgekommen ist, klärt das folgende Review.


Per Anhalter Richtung Selbstzerstörung

Das gesamte Universum wurde von kriegerischen Maschinenwesen unterworfen. Das ganze Universum? – Nein, denn eine kleine Menschengruppe leistet erbitterten Widerstand, versucht das namensgebende Mothergunship aufzuspüren und abzuschießen. Die Geschichte passt auf eine winzige Patronenhülse und hat für den eigentlichen Spielfortschritt keine Relevanz und ist nur ein lockeres Geflecht, um die zahlreichen Missionen überhaupt in einen gemeinsamen Kontext zu setzen. Figuren oder Interaktionen mit der eigenen Spielfigur wird nur über Audio-Einspieler abgewickelt, erreicht also zu keinem Zeitpunkt inszenatorische Finesse, kann jedoch durch einen eigenen abgedrehten Humor mit gelegentlichem Bezug zum Medium Videospiel punkten. 

Der Terminator wäre stolz

In „Mothergunship“ schlüpft der Spieler in einen Powersuit, der seinem Träger die Möglichkeit gibt, Mehrfachsprünge auszuführen und beidhändig schwere Waffen zu tragen. Befindet sich keine Waffe in eine der Hände, wird auf Knopfdruck ein Nahkampfangriff ausgelöst. Das Spielgefühl orientiert sich dabei an Klassiker wie „Quake“ oder „Doom“ und fühlt sich erstaunlich eingängig sowie griffig an. Im Kern vermischt „Mothergunship“ Bullet-Hell und Rogue-likes miteinander. Der Spieler erhält in jeder Mission eine zufällig generierte Anordnung von Räumen, zu dessen Endpunkt er gelangen muss. Stirbt er dabei, ist die Mission beendet und für die nächste Runde wartet ein komplett neuer Ablauf. Die einzelnen Räume sind weiterhin mit einer absurden Anzahl von Gegnern und Geschossen gespickt, die es auf die Gesundheit des Spielers abgesehen haben. Die Räume weisen dabei eine große Anzahl verschiedener Hindernisse auf, mal wollen wahnwitzige Gegnerhorden in engen Korridoren bekämpft werden, im nächsten Augenblick sieht der Spieler sich einer mehrstufigen Sprungeinlage gegenüber. Die Geschwindigkeit und Masse der Bedrohungen wurde angepasst, sodass aus der Ego-Perspektive angemessen reagiert werden kann und die Übersicht nicht gänzlich verloren geht.

Schöne Große Kanonen

Im Kern geht es aber um die Handhabung der Schießprügel und hier kann „Mothergunship“ punkten. Vor jeder Mission wählt der Spieler aus drei Kategorien und mehreren Seltenheits-Stufen Waffenteile aus, die er mit auf eine ausgewählte Mission nimmt. Aus diesen Rahmen, Läufen und Aufsätzen kann der Spieler sich an Automaten seine Waffe zusammenbauen. Bei der Anordnung und Konstruktion der Waffen überlässt euch das Spiel viel Freiheiten und in der Theorie können wahnwitzige Schießprügel mit mehreren Läufen zusammengebaut werden. Allerdings kostet jeder Lauf bei seiner Verwendung eine Menge Energie, sodass der Spieler diesen Faktor im Blick haben muss, möchte er nicht nach dem Abschuss einer riesen Salve Sekundenlang auf Energie warten. Besiegte Gegner hinterlassen Münzen, mit denen sich der Spieler an dafür vorgesehenen Räumen neue Teile kaufen kann. Da beim Bildschirmtod alle gesammelten Gegenstände verloren gehen, wird vor jedem Raum abgewogen, wie viele neue Teile dazugekauft werden müssen, damit der Bildschirmtod nicht eintritt. Auf der anderen Seite möchte der Spieler auch an seinen Münzen festhalten, um eventuell in einem späteren Raum noch stärkere Teile kaufen zu können. Diese Balance sorgt innerhalb der Missionen für eine spaßige Ausgangssituation.

Warum eigentlich?

Gesammelte Münzen und Waffenteile werden für nachfolgende Missionen gelagert und zusätzlich gibt es Erfahrungspunkte, wodurch der Anzug weiter aufgerüstet werden kann, um dann etwa mehr Gesundheit, Sprünge oder höhereres Lauftempo zu erhalten. In der Theorie hat „Mothergunship“ damit auch außerhalb seiner Missionen eine Loot-Spirale, die für Motivation sorgen könnte. Auch an Auffang-Mechanismen für häufige Niederlagen wurden gedacht. In Nebenmissionen können Münzen oder Erfahrungspunkte sowie neue Waffenteile verdient werden. Aber langfristig kann „Mothergunship“ seine Spieler nicht an den Bildschirm fesseln. Trotz Zufallslevel und theoretisch endlosen Möglichkeiten bleibt jeder Ablauf gleichförmig. Nach anfänglicher Experimentierfreude wird nach einigen Spielstunden nur ein Waffentyp zusammengeschraubt, der möglichst viel Schaden in wenig Zeit verursachen kann und langfristig gibt es eigentlich nichts zu tun. Jede Mission wird durch das Erreichen des letzen Raumes abgeschlossen und nach der Kampagne gibt es einen Endlosmodus, in dem neue Teile verdient werden können, die aber auch nicht mehr motivieren, weiter zu spielen. Wie es sich für ein echten Rogue-Like gehört, verliert der Spieler alle mitgebrachten Teile, wenn er vor dem Abschluss des Levels von den Gegnermassen zu Altmetal verarbeitet wird. Ein Grind in Richtung gewünschter Teile wird dadurch empfindlich gestört. Die Vorbereitung auf den Endlosmodus wird dadurch erschwert und die mühsam gesammelten Teile können in den zufälligen Level in Sekunden bereits wieder verloren sein. Während in der Kampagne das Ressourcenmanagement spaßig ist, blockiert es die Langzeitmotivation, da die eingebaute Spirale einen hohen Frustfaktor aufweist.

Steril aber funktional

Optisch spielt „Mothergunship“ nicht in der obersten Liga mit, kann jedoch durch seinen Stil einiges ausgleichen, auch wenn dieser sehr steril wirkt und sich schnell wiederholt. Die Animationen gehen aber schnell von der Hand und die Bildrate bleibt auch bei den absurden Gegnerzahlen stabil. Die Sprecher machen einen ordentlichen Job, während der Soundtrack schnell in den Hintergrund rückt und die Schussgeräusche stellenweise doch etwas blechern klingen und nicht ganz den Wumms der selbstgebauten Waffen transportieren kann. Nicht entschuldbar sind jedoch Abstürze des Spiels, die sich in mehreren Missionen bemerkbar gemacht haben und den Missionsfortschritt sowie die gesammelten Teile zurückgesetzt haben. Abgesehen von den Abstürzen macht der Titel aber dennoch eine ordentliche Figur.