Metroidvania, Prügelspiel-Combos und mexikanisches Setting – die Rede kann eigentlich nur von „Guacamelee!“ sein. Der Überraschungshit aus dem Jahre 2013 bekommt jetzt endlich einen Nachfolger. Ob die Abenteuer des Luchadores Juan ein weiteres Mal überzeugen können, haben wir für euch herausgefunden.

Ein stummer Agaven-Bauer

Einige Jahre sind vergangen seitdem Juan Mexiko vor dem Untergang bewahrt hat. Mittlerweile hat er sich einen dicken Nacho-Bauch angefressen und genießt das Leben mit zwei Kindern und seiner Frau als Agaven-Bauer. Doch dann reißt plötzlich das Universum auf und der Uay Chivo, ein Ziegenmensch, braucht die Hilfe von Juan, damit das Mexiverse nicht aus allen Nähten platzt. Damit beginnt erneut ein Abenteuer, das vor allem durch seine Referenzen lebt. Durch die Reise durch verschiedene Zeitlinien lassen die Entwickler kaum einen Wortwitz oder eine Anspielung auf der Strecke liegen und bieten einen wunderbar fantastischen Humor. Man darf schon einmal mehr als Schmunzeln, wenn man in der Reise zur dunkelste Zeitlinie in der düstersten landet und einen kurzen Abschnitt spielt, der an Limbo erinnert. Genau auf so einen referentiellen Humor wird bei „Guacamelee! 2“ im Vergleich zum Vorgänger noch einmal eine ganze Schaufel oben drauf gesetzt.

Darüber hinaus kann aber leider die Präsentation der Geschichte nicht komplett überzeugen. Denn der gesamte Text im Spiel ist nicht synchronisiert, was im Jahre 2018 selbst für ein Indie-Spiel etwas altbacken wirkt. Das Problem daran ist, dass der Text allein durch das Setting und die Wortwitze sich so sehr dafür eignen würde, wenn es eine überzogene aber charmante Synchronisation hätte. In dieser Form muss man sich immer etwas dazu zwingen, die Langeweile, die der eigentlich witzige Text ausstrahlt, zu überwinden.

Nichts Neues für den Menschen

Wer den Vorgänger gespielt hat, wird spielerisch von „Guacamelee! 2“ so gut wie gar nicht überrascht. Man hat es hier weiterhin mit einem ganz typischen Metroidvania zu tun, wodurch man nach und nach die Welten erkundigt und mit fortführenden Fähigkeiten mehr entdecken kann. Dabei ist vor allem das Gefühl, immer wieder Fortschritt zu haben, einer der wichtigen Gründe, um Spieler bei der Stange zu halten. Deshalb ist es gerade bei einem Nachfolger schwierig die Spieler des Vorgängers zu überraschen. Genau an dieser Stelle spaltet sich „Guacamelee! 2“ leider. Denn alle Fähigkeiten, die man im Laufe des Spiels in der menschlichen Form bekommt, kennt man so schon aus dem Vorgänger. Es ergibt zwar Sinn, dass der alternde Juan nicht mehr in der Verfassung ist wie im ersten Teil, aber trotzdem wären neue Fähigkeiten ein Muss gewesen. In dieser Form bleibt man doch eher etwas enttäuscht zurück und weiß genau, was noch dazu kommen wird. Es fehlt einfach das Element der Überraschung, sofern man den Vorgänger kennt, was die meisten sein werden, die sich für das Spiel interessieren.

Aufgebohrtes Hühnchen

Aber tatsächlich gibt es dann doch etwas, das auch Kenner überraschen kann. Denn Juan kann sich weiterhin in ein Huhn verwandeln. Im Vorgänger konnte dieses nichts weiter als herumlaufen aber jetzt ist es genauso ein Wrestler, wie die menschliche Form. Dafür kann es normale Kombo-Attacken, wie Juan sonst auch, und bekommt im weiteren Verlauf noch einige Fähigkeiten dazu, die sowohl im Kampf als auch in den Geschicklichkeitspassagen neue Möglichkeiten bieten. Sowieso ist abgesehen von den Fähigkeiten und der Erkundung der Karten mit dem Jump ‘n‘ Run-Element gerade der Kampf ein wichtiger Teil der „Guacamelee!“-Erfahrung. Denn hinter dem eigentlich simplen System kann man eine ganze Reihe an Kombinationen aneinanderreihen und mit der Zeit immer bessere Combos auslösen. Es macht tatsächlich auch Spaß zu sehen, wie man immer stärker wird. Aber irgendwann nervt einen dann doch das sehr häufige Kämpfen, das meist in einer Arena stattfindet. 

Coop-Spaß

Wie schon beim ersten Teil ist auch der Schwierigkeitsgrad nicht gerade niedrig angesetzt. Vor allem wenn man alleine spielt kann man immer wieder in Situationen kommen, die am Rande der Frustration sind. Dafür sorgt dann der Coop-Modus für bis zu vier Spieler für Abhilfe. Denn mit mehreren Spielern werden die Kämpfe deutlich einfacher, wenn auch auf dem Bildschirm gleichzeitig mehr passiert. Dahingegen sind die Geschicklichkeitspassagen etwas schwieriger, da sich jeder daran versucht und die Kamera immer nur auf den ersten Spieler konzentriert, was zu vielen Fehlversuchen führen kann. Trotzdem ist der lokale Couch-Coop, der die einzige Variante ist, um das Spiel zusammen zu spielen, eine sehr gute und vor allem sehr spaßige Alternative zum Einzelspieler.