Wer Rätselspiele mag, sollte sofort aufhören, dieses Review zu lesen. „The Garden Between“ bietet eine kreative Prämisse und holt in seiner Laufzeit alles heraus, was möglich ist, ohne sich dabei zu wiederholen oder auch nur ansatzweise langweilig zu werden. Wem unsere direkte Empfehlung nicht genügt, der erfährt in den folgenden Zeilen die Gründe für unsere Begeisterung.

Arina & Frendt im Wunderland

Die Spieler sind zu Beginn des Abenteuers genauso ratlos wie die besten Freunde Arina und Frendt. Das Duo befindet sich plötzlich auf einer merkwürdigen Insel, auf der alle Objekte überdimensional groß sind, bewegen tun sie sich jedoch nicht. Der Spieler erlernt innerhalb von wenigen Sekunden die Kernmechanik, denn anstatt die Charaktere direkt zu steuern, kontrolliert er die Zeit. Mit nur zwei Knöpfen oder dem Stick kann er die Zeit vor- und zurückspulen, was in der Einleitung noch simpel ist. Die Freunde haben zudem klare Rollen, denn Arina hält eine wichtige Lampe. Geht sie fortan an einer Lichtkugel vorbei, überträgt sich diese auf die Lampe und am Ende jedes Levels muss das Licht dazu genutzt werden, die Insel abzuschließen. Frendt hingegen kann Objekte betätigen, was sich als extrem wichtig herausstellt. In den ersten Leveln lernt der Spieler zudem, dass einige Aktionen außerhalb der Zeit funktionieren. Sammelt Arina nämlich Licht auf, kann das Geschehen zurückgespult werden und die Lampe bleibt erleuchtet. Das Konzept nutzen die Macher glücklicherweise zur Perfektion aus.

Alle Zeit der Welt

Von der ersten bis zur letzten Sekunde werden neue Elemente und Rätselmechaniken eingeführt, die garantieren, dass niemals Langeweile aufkommt. Dabei muss der Spieler immer bedenken, dass nicht alle Objekte in derselben Zeitlinie unterwegs sind. Mal können an einer Station bestimmte Objekte in der Zeit zurückgeschickt werden, um Brücken zu bauen, ein anderes Mal muss der Spieler ein Gerät aktivieren und dabei selbst überlegen, wie er dies ohne Knopf oder Schalter machen kann. Diese Kreativität im Leveldesign ist regelrecht atemberaubend, da sich die Level zwar bestimmte Elemente teilen, sich jedoch durchgehend anders lösen lassen.

Anstatt eine Fülle an Leveln zu bieten, haben sich die Macher dafür entschieden, jede Insel einzigartig zu gestalten. Hat man ein besonders interessantes Rätsel gelöst und freut sich über den Erfolg, ist die Chance sehr groß, dass diese Mechanik nie wieder vorkommt. Anstatt ähnliche Rätsel leicht zu verändern, findet der Spieler komplett neue Herausforderungen vor und muss um- statt weiterdenken. Dadurch wird man immer wieder auf die Probe gestellt. Es bleibt beeindruckend, dass das Prinzip der Zeit derart vielfältig genutzt werden kann und zu völlig anderen Situationen führt, obwohl der Spieler nichts Anderes macht, als sie vor- oder zurückzuspulen und gelegentlich Schalter zu aktivieren. Genauer ins Detail zu gehen, würde die zahlreichen Überraschungen zerstören, deshalb empfehlen wir jedem Rätselfreund mit möglichst wenig Wissen in das Abenteuer zu starten. Zu schwierig wird die knapp dreistündige Reise nie, doch die Lösung ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Bis auf eine Situation bleibt jede Herausforderung fair, wenn man die Umgebung genau betrachtet und um die Ecke denkt.

Die Geschichte einer Freundschaft

Verpackt werden die Knobeleien in eine Geschichte rund um Arina und Frendt. Inspiriert wurde die Handlung von „Alice im Wunderland“ und demnach landen die beiden in einer Fantasiewelt voller verrückter Elemente. Jede Insel stellt auch eine Erinnerung der beiden dar und der Spieler erlebt, wie sie sich kennengelernt haben und schließlich im bittersüßen Finale, was die Reise in der abstrakten Welt überhaupt bedeutet. Die Macher nutzen dafür keine Worte sondern ausdrucksstarke Bilder und erzählen die Geschichte durch Elemente auf den Inseln, die mitunter direkt in die Rätsel eingebunden werden.

Bemerkenswert ist, wie ausdrucksstark das Heldenduo ist. Während Arina stets zielstrebig ist, bleibt Frendt gerne zurück und schaut sich die Umgebungen an. Arinas Gestik in diesen Momenten ist wahnsinnig charmant und da sie nie im Gleichschritt unterwegs sind, wirken sie glaubwürdig. Beide sind markante Charaktere mit eigener Identität, die der Spieler schnell liebgewinnt. Unterstützt wird das durch den wunderbaren Grafikstil, der zugleich simpel ist, aber auch zahlreiche Details und Effekte nutzt, um die Welt lebendig zu gestalten. Natürlich sieht alles auch beeindruckender aus, wenn man mit der Zeit herumspielt und das Geschehen mal in Zeitlupe abspielen lässt, obwohl dies gar nicht nötig ist. Musikalisch gibt es stimmige Töne, die eine gewisse Melancholie mit sich bringen, insbesondere im dritten Akt. Technische Probleme gibt es keine, weder im Bereich der Bildrate noch was Bugs angeht.