Demnächst feiert PlayStation VR sein zweijähriges Bestehen. Während anfangs noch jede Veröffentlichung mit tosendem Applaus gefeiert wurde, sind auch die Fans von Sonys Virtual Reality-Brille kritischer geworden und fordern mehr als nur kurze Abenteuer oder Erfahrungen. Lange Zeit wurde das dadurch begründet, dass viele Studios entsprechend viel Zeit für ihre Titel benötigen. So auch bei „Firewall: Zero Hour“, das nicht nur kompetitive Einsätze verspricht, sondern auch den Aim Controller nutzt. Ob die Entwickler die Zeit bestens genutzt haben und das Spiel auch nach einigen Runden noch bei Laune halten kann, haben wir für euch herausgefunden.

Mitten im Geschehen

Eine Geschichte gibt es in „Firewall: Zero Hour“ nicht, stattdessen beginnen Spieler mit einem kurzen Tutorial, in dem die grundlegende Steuerung erklärt wird. Obwohl man auch einen normalen DualShock-Controller nutzen kann empfiehlt sich der Aim Controller, der erneut im Bundle angeboten wird. Durch diesen lässt sich nicht nur viel präziser Spielen, auch die Immersion ist gigantisch. Selten fühlt es sich so an, als ob man einen zugegeben interessant geformten Controller in der Hand hält, da jede Waffe speziell so designed wurde, dass sie sich durch die Plastik-Waffe sehr realistisch anfühlt, mit Ausnahme der normalen Pistolen. Das wird auch im kurzen Tutorial deutlich, denn weder laufen noch schießen führen zu Problemen. Natürlich kann es zu Tracking-Aussetzern kommen, das liegt dann jedoch am eigenen Setup, das VR-Fans bereits angepasst haben werden.

Rainbow Firewall

Obwohl es einen Modus für Solisten gibt bilden die sogenannten Verträge den Kern des Spieles. Das Prinzip lässt sich mit „Rainbow Six” vergleichen, wenn auch nicht mit der großen Vielfalt von Ubisofts Shooter. Ein Team bestehend aus vier muss zuerst einen von zwei Punkten aktivieren, um den Standort eines Laptops ausfindig zu machen. Anschließend muss dieser gehackt werden, und dafür muss zumindest ein Teammitglied in der Nähe bleiben. Auf der anderen Seite gibt es die Verteidiger, die alles daran setzen müssen, das Team auszuschalten oder so lange hinzuhalten, bis der Timer von fünf Minuten abläuft. Egal in welchem Team man ist, wurde man ausgeschaltet und nicht rechtzeitig von den Kollegen geheilt, ist man für den Rest der Runde raus. Bereits nach einer Runde sind die Regeln mehr als deutlich und es entsteht ein Spielfluss, den man erlebt haben muss.

Obwohl einem die relativ langsame Spielbewegung trotz Sprinten gewöhnungsbedürftig vorkommen mag erkennt man schnell, dass sie Teil des Spielflusses ist. Das Team kann nicht voransprinten, auf Gegner zulaufen und hektisch nach dem Sieg trachten. Vielmehr ist es wichtig sich abzusprechen, nicht alleine loszugehen, mehrere Positionen abzudecken und stets langsam und mit Ruhe voranzugehen, um das Ziel zu erreichen, egal ob als Angreifer oder Verteidiger. „Firewall: Zero Hour“ ist ein kooperatives Spiel und die Absprache und der Zusammenhalt des Teams ist von immenser Bedeutung, um nicht nach kurzer Zeit ausgelöscht zu werden. Diese Ruhe und die gleichzeitige Panik vor einem Überraschungsangriff machen jede Runde zu einem einzigartigen Gefecht und garantieren unzählige spaßige Runden voller Überraschungen. Besonders stark wird das Spiel jedoch durch seine Community.

Mehr als nur Mitspieler

Es ist bekannt, dass Online-Spiele in VR nicht unbedingt immer gefüllt sind, man dafür meist auf sehr nette Kontrahenten und Teammitglieder trifft. In den ersten Tagen von „Firewall: Zero Hour“ war es jedoch immens einfach, volle Runden zu finden und man musste nie lange warten, um in ein Match zu starten. Noch überraschender war jedoch, wie schnell die Kommunikation innerhalb eines Teams funktionierte. Zwar nutzen nicht alle Spieler das integrierte Mikrofon von PlayStation VR, doch nette Gespräche kommen ebenso schnell zustande wie Absprachen und Teambesprechungen. Es ist jedes Jahr erneut ein Witz, dass Entwickler bei den E3-Präsentationen angebliche Spielergespräche aufnehmen, die selten realistisch klingen. Spielt man jedoch „Firewall“, kommen tatsächlich solche Gespräche zustande und man setzt alles daran, seinem Team zu helfen. Ist man ausgeschaltet, kann man zwischen den Kameras hin und herschalten und somit die Lage für seine Mitspieler auskundschaften und ihnen weiterhin Tipps geben. Diese Kameradschaft, die auch über mehrere Runden hinweg besteht und sehr schnell entsteht, macht den Reiz des Shooters aus.

Spaß selbst in Menüs

Abseits der Matches stehen die Anpassungen im Mittelpunkt, die sich mit großen Genrevertretern messen können. Zum einen wären da die Waffen, die man sich per Ingame-Währung kaufen kann. Zwar ist die Vielfalt nicht gigantisch, doch jede spielt sich so anders, dass es sich lohnt, alle freizuschalten. Das ist aber noch nicht alles, denn von Visieren bis hin zu kosmetischen Anpassungen ist alles möglich und so können hunderte verschiedene Kombinationen entstehen, weshalb zwei Spieler mit demselben Gewehr nicht unbedingt denselben Spielstil verfolgen müssen. Es macht sehr viel Spaß hier Zeit zu investieren, leider kostet es aber einen Haufen Crypto, die spielinterne Währung, um sie nutzen zu können. Vorher ausprobieren ist leider nicht möglich. Zudem sammelt man nicht gerade viel davon in den Gefechten ein, der Kauf muss also gut überlegt sein. Das wird zwar dadurch ausgebügelt, dass einem der Kauf sowieso erst mit einem bestimmten Level ermöglicht wird, bis sich die gesamte Vielfalt öffnet kann es jedoch sehr lange dauern.

Besser sieht es da schon bei den Charakteren aus. Die unterscheiden sich nicht nur in Sachen Optik und können weiter angepasst werden, sondern auch durch ihre Fähigkeiten. Während einer mehr Kugeln aushalten kann, können andere Gegner auf dem Radar sehen oder erhalten weniger Schaden durch Explosionen. Im späteren Verlauf kann man sogar noch eine zweite Fähigkeit nachrüsten und obwohl auch das pures Leveln erfordert motiviert es ungemein, die für seinen Spielstil perfekte Kombination zu nutzen. Alleine in den Menüs und an den Loadouts kann man viel Zeit verbringen, insbesondere wenn man auf die nächste Runde wartet.

Patch benötigt

Fehlerfrei ist aber auch dieser PlayStation VR-Hit nicht. Es gibt nämlich nur einen zentralen Spielmodus, was der Plattform bedingt von den Machern entschieden wurde. Mit mehreren Modi würde man nämlich die Spielerbasis noch weiter teilen, weshalb der Fokus erstmal auf dem Kern liegen sollte. Zwar kann man alleine oder mit Freunden gegen Bots kämpfen, das unterhält jedoch nur anfangs und das Spielziel bleibt gleich mit dem Unterschied, dass die Gegner respawnen. Allen Käufern sollte also bewusst sein, dass sie schnell gelangweilt werden, wenn sie die Mehrspieler-Gefechte nicht packen.

Wirklich schlimm ist leider die Entscheidung, Peer to Peer-Verbindungen für die Server zu nutzen. Zwar gab es in zahlreichen Matches keine Verbindungsabbrüche oder andere damit verbundene Probleme, dafür wurde eine Gruppe immer zwangsläufig aufgelöst, wenn der Host die Partie verlassen hat. Deshalb wurden sehr unterhaltsame Runden aufgebrochen, was immer schade ist. Glücklicherweise kann man direkt mit einer Party zusammen in Matches einsteigen, diese Hürde frustriert jedoch immer wieder. Auch die Wartezeiten zwischen den bis zu fünf Minuten langen Runden können frustrieren, hier hätte man etwas mehr von der offensichtlichen Inspiration abschauen können und direkt drei oder fünf Runden hintereinander abspielen sollen. Das sind zwar kleinere Negativpunkte, auf Dauer fallen sie jedoch auf.

Traumhaft

Optisch gehört „Firewall: Zero Hour“ zu den besten Vertretern für PlayStation VR. Trotz typischen Antialiasing-Problemen auf der normalen PlayStation 4 sehen die Ortschaften überraschend scharf aus und durch das großartige Design aller neun Maps findet man sich ständig in einer anderen Kulisse, die aufs neue beeindruckt. Man bleibt regelmäßig stehen und ist beeindruckt von den vielen kleinen Details und der Größe der Gebiete, vor allem die Docks wird kaum ein Spieler jemals vergessen. Einziges Immersions-Problem ist die fehlende Interaktion mit Gegenständen in der Umgebung, das stört jedoch nach der Eingewöhnungsphase auch nicht mehr. Ansonsten können zwar bei einigen Spielern kleinere Bugs auftreten, im Test gab es jedoch bis auf wenige Clipping-Fehler überhaupt keine Probleme und die Matches liefen stets fair ab. Die Soundkulisse ist ebenfalls extrem atmosphärisch, auch wenn man vorher die Lautstärke einstellen sollte, damit man die Kameraden auch in hitzigen Situationen noch versteht.