Die „Valkyria Chronicles“-Reihe ist seit der Veröffentlichung des ersten Teils vor zehn Jahren bekannt für ihre wilde Mischung aus Strategie- und Rollenspielelementen. Nach dem eher mäßigen Erfolg von „Valkyria Revolution“ kehrt der vierte Hauptteil der Reihe nun zu den Wurzeln der Reihe zurück, ergänzt das Spielkonzept dabei aber um ein paar neue Elemente. Wieso dieses Konzept überzeugt, erklären wir euch im folgenden Test.

Vereint gegen das Imperium

Die Geschichte von „Valkyria Chronicles 4“ spielt etwa zur gleichen Zeit wie die des ersten Teils der Reihe. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts bricht ein heftiger Konflikt zwischen dem Imperium und der Atlantischen Föderation aus. Dieser Konflikt wird später bekannt werden als Zweiter Europäischer Krieg. Im Zentrum des Konfliktes steht dabei der wertvolle Rohstoff Ragnit, der als Energiequelle für das tägliche Leben unentbehrlich, jedoch nur sehr begrenzt vorhanden ist. In „Valkyria Chronicles 4“ begleiten Spieler nun Trupp E der föderalen Armee während einer groß angelegten Gegenoffensive gegen das Imperium. Ziel dieser Kampagne ist es, die feindliche Hauptstadt Schwartzgrad einzunehmen und so dem Krieg ein Ende zu setzen. Die Geschichte ist spannend erzählt und die auf dem Zweiten Weltkrieg basierende Welt strotzt nur so vor Details. Beispielsweise sind einige der Waffen und Fahrzeuge denen aus dem Zweiten Weltkrieg direkt nachempfunden, sodass die Spielwelt sehr authentisch wirkt.

Die wahren Helden der Handlung sind jedoch die Charaktere rund um Leutnant Claude Wallace und die anderen Mitglieder von Trupp E. Man merkt deutlich, wie viel Liebe und Arbeit die Entwickler in diesen Aspekt des Spiels gesteckt haben, denn jeder Charakter hat seine ganz eigene Persönlichkeit und Hintergrundgeschichte. Das beschränkt sich nicht nur auf die Hauptcharaktere, sondern selbst die meisten Nebencharaktere haben mehr Persönlichkeit als Protagonisten manch anderer Spiele. Ein Ingenieur namens Aulard beispielsweise betet Panzer förmlich an während der Späher Thomas darauf besteht, dass ihn seine Kameraden Odin nennen. Die Dialoge sind ebenfalls sehr gut geschrieben und mal witzig, mal ernst inszeniert.

Neu dabei: der Grenadier

Das grundsätzliche Kampfsystem von „Valkyria Chronicles 4“ ist sehr zugänglich. Rundenbasiert verschiebt man abwechselnd mit dem Gegner Einheiten, um entweder alle feindlichen Einheiten auszuschalten oder ein anderes Einsatzziel zu erreichen. Dabei ist die eigene Aktion in zwei Phasen aufgeteilt. In der Kommandoansicht wählt man eine bestimmte Einheit aus oder lässt Befehle ausführen. Die meisten dieser Befehle erhöhen kurzfristig ein bestimmtes Attribut einer aliierten Einheit oder heilen diese. Neu für die Reihe ist allerdings, dass diesmal auch ein Bombardement von einem Kriegsschiff angefordert werden kann. In der Aktionsansicht bewegt man danach die ausgewählte Einheit auf dem Schlachtfeld, um Gegner anzugreifen oder Stellungen einzunehmen. Hier besitzt „Valkyria Chronicles 4“ zum Glück einige Mechaniken, die einen dazu zwingen, nicht einfach in bester Rambo-Manier auf den nächstbesten Gegner loszurennen. Zum Einen wird man von gegnerischen Einheiten angegriffen, sobald man in ihre Reichweite kommt. Das gilt auch für feindliche MG-Nester und Antipanzer-Kanonen. Zum Anderen liegen an bestimmten Stellen Minen herum, die sowohl Panzer als auch Infanterie im Nu kampfunfähig machen können und daher zunächst von der Ingenieursklasse entschärft werden müssen.

Sollte eine Einheit dann doch einmal zu viel Blei geschluckt haben, darf sie nun erstmals noch einen letzten heroischen Akt ausführen, also entweder einen letzten Angriff starten oder die Teamkameraden inspirieren und somit deren Statuswerte kurzfristig erhöhen. Ebenfalls neu ist die Grenadierklasse. Grenadiere können aus der Entfernung Projektile über Hindernisse hinweg schießen und somit entweder befestigte Stellungen ausschalten oder verheerenden Flächenschaden anrichten. Die neue Klasse fügt sich hervorragend ins Spiel ein und eröffnet neue taktische Möglichkeiten.

Vorbereitung ist alles

Zwischen den Kämpfen kann man einige Aktionen ausführen, um sich auf den nächsten Kampf vorzubereiten. Beispielsweise lassen sich Waffen und Fahrzeuge aufrüsten oder die verschiedenen Klassen im Trainingslager mit Erfahrungspunkten aufleveln. Da es verschiedene Waffenbäume gibt, kann jeder Spieler individuell entscheiden, ob ihm beispielsweise ein höherer Angriffschaden oder mehr Präzision bei der jeweiligen Waffe wichtiger ist. Besonders interessant sind auch die sogenannten Truppengeschichten. Das sind kurze Kapitel, die freigeschaltet werden, wenn zwei oder mehr Einheiten, die sich mögen, im Kampf oft nebeneinander gekämpft haben. Diese Zusatzkapitel verleihen den unterschiedlichen Charakteren noch mehr Persönlichkeit und Tiefe und sind zudem eine gute Möglichkeit, um abseits der großen Schlacht ein paar zusätzliche Erfahrungspunkte zu sammeln. Das geht alternativ auch in optionalen Gefechten.

Alte Schwächen

Bei allem Lob gibt es aber durchaus auch ein paar unschöne Dinge. Zum Beispiel speichert das Spiel niemals automatisch, sodass man dies immer manuell tun muss. Des Weiteren gibt es auf dem Schlachtfeld oft Passagen, die passierbar erscheinen, an denen man jedoch oft hängenbleibt oder erst gar nicht langgehen kann. Außerdem wirkt das Wertungssystem am Ende einer Runde etwas unausgewogen. Denn hier zählt fast ausschließlich die Anzahl der Runden, die man zum Abschluss des Kampfes benötigt hat. Das begünstigt einen aggressiven Spielstil statt einer besonnenen, langsameren Spielweise und widerspricht damit ein Stück weit den zuvor angesprochenen Spielmechaniken.

Musik vom Feinsten

Grafisch erwartet Spieler der für die „Valkyria Chronicles“-Reihe bekannte, einzigartige Wasserfarbenstil. Dank der höheren Leistung der PlayStation 4 sehen die Charaktere und Umgebungen diesmal jedoch noch einmal ein gutes Stück besser aus. Und auch musikalisch ist das, was der Komponist Hitoshi Sakimoto geschaffen hat, ein einziges Vergnügen. Besonders begeistern dabei die ruhigeren Pianoklänge während der zahlreichen Dialoge. Auch den Synchronsprechern muss man an dieser Stelle ein großes Lob aussprechen, die ihre Charaktere glaubhaft und mit viel Engagement vertreten.