Angeln hat seinen festen Platz in der Videospielwelt, sowohl als eigenständige Titel, als auch als Minispiel in Titeln anderer Genres. Doch welches Spiel sich sicher nicht festsetzen wird, ist „Fishing Sim World”.

Vorbereitung

Man startet in „Fishing Sim World” mit einem der schwächsten Charaktereditoren der letzten Jahre. Die Möglichkeiten, den eigenen Charakter anzupassen, sind so knapp, dass vielleicht eine handvoll ordentlich ausgearbeitete Avatare die besser Wahl gewesen wären. Doch lassen wir diese Nebensächlichkeit hinter uns und begeben uns an den ersten See. Wir werfen die Angel aus und warten. Und warten. Und warten. Wir wechseln die Ausrüstung immer mal wieder, und probieren es erneut. Nichts. Also auf zum Grundlagen-Tutorial, was nicht mehr ist als ein kurzes und sehr knapp erklärtes Video. Zurück auf den See, und die zweite halbe Stunde zieht ohne einen einzigen Fisch ins Land.

Geduld

Weitere Tutorial-Videos verraten uns dann ein wenig über das Verhalten der unterschiedlichen Fischarten. Die eine mag ihre Beute gerne ruhig auf dem Grund im Schilf, die andere hat verletzte Fische auf seiner Speisekarte, was in einem leicht zuckelnden Einholen der Angelschnur umgesetzt werden sollte. Doch selbst dann muss man immer noch viel Geduld mitbringen, und auch wenn man sich am Steg befindet und zusätzlich drei Angeln in die Halterung setzt ist das keine Garantie für ein schnelles Ergebnis. Etwas spannender, dafür dann aber nur mit einer Angel, gestaltet sich die Fahrt mit einem Boot auf einem der zwölf zum Teil sehr großen Seen. Ein Sonar zeigt hier Wassertiefe und mögliche Fische an, doch selbst damit haben wir vor allem eines gebraucht: Geduld.

Und sonst

Immerhin ist die Anzahl der möglichen Ausrüstungen beachtlich, und das dank lizenzierter Hersteller für den Angler auch noch mit Wiedererkennungswert. Die Seen kann man zu unterschiedlichen Tageszeiten und bei unterschiedlichem Wetter besuchen, was sich auch wieder auf die Beißfreudigkeit der Fische auswirkt. Beim Auswerfen der Angel kann man sich für eine einfache Steuerung mit einem Balken, der rechtzeitig gestoppt werden muss, und eine Variante mit Ausholen und Werfen per Joystick einscheiden. Letztere verspricht laut Spiel zwar einige Vorteile wie höherer Reichweite und Genauigkeit, doch im Endeffekt war die Auswirkung auf das Fang-Ergebnis nicht spürbar. Gleiches gilt auch fast für die Modi. Ob man sich jetzt einfach frei an den See setzt, sich in ein Turnier begibt oder sogar online um den größten Fang wettstreitet, ist nur Makulatur. Was bleibt, ist immer noch ein Spiel, das mehr Geduld verlangt, als für ein Videospiel spaßig ist.

Realistisch, ja, aber...

Man mag es natürlich auf den Realismus schieben, aber es fehlt ein entscheidendes Element in der Präsentation, das heutzutage in den Spielen des Genres gerne genutzt wurde. Es wurde komplett auf eine Unterwasser-Ansicht verzichtet. Man schaut also wie im wahren Leben einfach nur auf die Wasseroberfläche und wartet ab. Bei vielen Konkurrenz-Titeln bekommt man einen faszinierenden Einblick in die Welt unter der Wasseroberfläche geboten. So eben auch, wenn ein Fisch anbeißt und um sein Leben kämpft. In „Fishing Sim World” sieht man dann halt eine zuckelnde Angelschnur. Realistisch, natürlich. Aber als Videospiel eher langweilig.

Todesschuss

Nehmen wir an dieser Stelle einfach mal an, dass jemand gerne Minutenlang auf eine digitale Wasseroberfläche starrt. „Fishing Sim World” wird diese Person vom Gegenteil überzeugen. Der technische Aspekt ist derart misslungen, dass er die letzte mögliche Freude am Spiel nimmt. Schon allein die Wasseroberfläche an sich besticht durch ein leicht flackerndes Raster. Schlimmer wird dies noch durch die Angelschnur, die wie ein pixeliges Etwas über dem Wasser her zuckelt. Über die mehr als nur unterdurchschnittliche Landschaftsgrafik an sich wollen wir dann keine Worte mehr verlieren, außer vielleicht, dass sie sich besonders bei der Fahrt mit dem Boot in nicht allzu weiter Entfernung aufbaut und je nach Blickwinkel am Übergang zum Wasser noch schlimmer flimmert als man es sich vorstellen kann. Getoppt wird das Ganze dann noch dadurch, dass die Bootsfahrten stark ruckeln, sobald sich auch nur ein Stückchen Landschaft zeigt. Obendrauf kommen dann sogar noch technische Probleme. Da verschwindet die Angelschnur auch schon mal komplett, und im Menü blitzt beim Wechsel der Ausrüstung jedes Mal kurz der Speicherbildschirm auf.