Mittlerweile ist man es fast schon gewöhnt alle paar Monate ein neues oder auch altes Abenteuer rund um die Yakuza-Legende Kazuma Kiryu zu spielen. Letzteres ist jetzt der Fall bei „Yakuza Kiwami 2“, das vor kurzem für PlayStation 4 erschienen ist. Das Remake nimmt sich als Grundlage „Yakuza 2“ und bringt es mit der neuen Dragon-Engine auf ein modernes Niveau. Ob wieder einmal ein Spiel der Reihe überzeugen kann, zeigt die folgende Review.

Ein erneutes Netz aus Intrigen

Kazuma Kiryu will nach den Ereignissen aus dem ersten Spiel eigentlich nichts mehr mit dem Clan zu tun haben. Deshalb sagt er sich von diesem ab und zieht seine Ziehtochter Haruka auf. Jedoch brodelt es zwischen dem Tojo-Clan und der Omi Alliance aus Osaka, denn letztere steht kurz davor, einen riesigen Krieg um das Gebiet von Tokyo anzuzetteln. Mit dem Tod des fünften Chairman des Tojo-Clans muss Kiryu als legendärer Yakuza seinen Ruhestand erneut beenden und wieder einmal in ein Netz aus Intrigen und Verschwörungen springen.

Ein Höhepunkt der Reihe

Wie schon bei allen Teilen davor, lebt das Spiel durch seine Geschichte, die zwischen Drama, Gangster-Action und ein wenig Soap-Opera-Szenen angesiedelt ist. Kiryu ist erneut ein sympathischer Protagonist, den man gerne spielt und dessen Schicksale einen immer wieder begeistern. Vor allem hat Yakuza Kiwami 2 einen der Höhepunkte der Reihe als Vorlage, was die Geschichte angeht und auch über ein Jahrzehnt später kann die Erzählung fesseln und begeistern. Das liegt an der perfekten Mischung aus den oben genannten drei Genres. Dazu bekommen Kenner der Serie mit einer kleinen Randgeschichte rund um Majima Goro eine neue Nebenhandlung, die sich direkt auf „Yakuza Zero“ bezieht und eigens für das Remake angefertigt wurde. Diese ist zwar nicht so umfangreich, wie erwartet, aber besticht durch neue Perspektiven auf einen Charakter, der vor dem Prequel fast nur nettes Beiwerk war. Sehr schön ist auch, dass zu Beginn noch einmal die gesamte Story aus „Yakuza Kiwami“ nacherzählt wird und so auch Neueinsteiger sofort auf dem neuesten Stand sind.

Original und doch anders

Die Präsentation ist in jedem „Yakuza“-Teil etwas anders und auch in „Kiwami 2“ gibt es wieder drei verschiedene Arten, wie die Story dargestellt wird. Am Interessantesten sind wie immer die komplett vertonten Cutscenes, die auch im Port wirklich glänzen. Dann gibt es leider wieder Textboxen, die mal vertont sind, mal nicht. Das liegt vor allem daran, dass man sich an das Original gehalten hat, wodurch man Video Seite an Seite von der PS2-Version laufen lassen kann und alles genau gleich abläuft, von der Textbox bis hin zur Kamerafahrt. Optisch bekommt man eine genauso gute Grafik wie in „Yakuza 6“ geboten. Man merkt aber deutlich, dass die Entwickler die Engine schon viel besser im Griff haben, was vor allem für weniger Ruckler und Screentearing sorgt. 

Viel zu tun

Trotzdem ist die Zeit nicht komplett stehen geblieben, denn das Spiel hat auch einige Neuerungen. Da wären zum einen neben der neuen Hauptgeschichte auch neue Nebenmissionen, die vor allem mit den Minispielen zusammenhängen. Denn was wäre ein „Yakuza“ ohne zahlreiche Nebenaktivitäten. Allein damit kann man wieder dutzende Stunden verbringen und freut sich immer wieder darauf, etwas Neues zu entdecken. Darunter sind zum Beispiel ein Fotografen-Minispiel, Golf, verschiedene Aktivität während man pinkelt und so viel mehr. Das Spiel ist wieder vollgestopft mit allerlei Sachen, die einen bei Laune halten werden.

Verbesserter Cabaret Club

Die größten und wichtigsten Nebenaktivitäten kennt man aber auch schon aus den Vorgängern. Denn sowohl der Host-Club als auch der eigene Clan sind wieder zurück. An letzterem hat sich nicht viel geändert, er kommt aber wieder mit seiner ganz eigenen Geschichte rund um die Baufirma von Majima daher und ist allein dadurch unterhaltsam genug. Dafür wurde der Cabaret Club, ein Minispiel, mit dem man schon einige Stunden in „Yakuza Zero“ verbringen konnte, um viele Quality of Life-Verbesserungen erweitert, wodurch es noch mehr Spaß macht, seinen eigenen Club zu führen und die Hostessen auf zu leveln.

Übertriebener Spaß

Rein vom Kampfsystem her, hat sich leider nicht allzu viel getan. Man hat auf dem von „Yakuza 6“ aufgebaut und bietet etwas mehr Dynamik, die vor allem im weiteren Verlauf des Spiels zu tragen kommt. Aber es bleibt weiterhin hinter dem, was „Yakuza Zero“ mit seinen zwei Charakteren und drei Stilen geboten hat. Es fehlt einfach noch an dem gewissen Etwas und es ist vor allem dadurch merkwürdig, weil sie es schon einmal hatten. Etwas schade ist auch, dass weiterhin Objekte, die in der Welt herum liegen, weitaus effektiver sind als die Techniken, die man im Spiel erlernen kann. Das Erfahrungssystem wurde ebenfalls aus „Yakuza 6“ übernommen, weshalb man fünf verschiedene Skill-Punkte in den Kategorien Stärke, Beweglichkeit, Geist, Technik und Charme zur Hand hat, die man dann durch alle Aktivitäten im Spiel sammelt und für neue Fertigkeiten ausgibt. Aber weiterhin machen die Kämpfe durch das Spielgefühl, die Geschwindigkeit und auch die Inszenierung selbst nach zwanzig Stunden weiterhin Spaß. Wer freut sich nicht darüber, einen Gegner vollkommen übertrieben mit einem Body-Slam und einem Fahrrad in der Hand bewusstlos zu schlagen.