Sei es Cricket, Darts oder Lacrosse – mittlerweile gibt es wirklich zu jeder Sportart ein begleitendes Videospiel. Wo aber gerade europäische Spieler wahrscheinlich nur mit dem Kopf schütteln werden, ist Sport-Rodeo. Ob das achtsekündige Show-Bullenreiten auch digital überzeugen kann, zeigt unsere Review von „8 to Glory“.

Acht Sekunden Rodeo

Die Prämisse des gesamten Sports stößt einen schon wirklich an den Kopf. Es geht darum, dass man auf einem Bullen insgesamt acht Sekunden verbringen muss, während dieser versucht, einen herunterzuschmeißen. Es ist eine real existierende Sportart, die genau so, wie im Spiel umgesetzt, stattfindet und auch seine eigene Organisation, die PBR, hat. Man kann als Europäer, der so überhaupt nichts mit dem Sport zu tun hat, einfach nur lachen, was da passiert. Reiter mit Namen wie Ryan Dirteater wollen Bullen bezwingen, die dann zum Beispiel Pearl Harbor, Smooth Operator oder Cooper Tires Brown Sugar heißen. Es ist einfach eine ganz andere Welt in die man abtaucht, die aber wahrscheinlich in ländlicheren Gefilden Nord- aber auch Südamerikas eine Bewandtnis hat. Das macht es umso witziger, wenn man bedenkt, dass das Spiel von einem schwedischen Studio entwickelt wurde. 

Voll lizenziert

Man muss dem Spiel lassen, dass es seine Lizenz voll ausnutzt. Alle Stadien, Reiter und Bullen sind real existent und wurden in das Spiel gebracht, zumindest von ihrem Namen her. Denn innerhalb des Spiels sieht alles komplett gleich aus. Es gibt ein Stadion, ein Reiter-Modell und einen Bullen, der einfach verschiedene Farben hat. Zudem gibt es auch Kommentatoren, die sich aber schon bereits nach der ersten Runde wiederholen. Insgesamt gibt es 27 Level innerhalb der Karriere, die man mit jedem der über 30 Charaktere bestreiten muss. Wenn man das mal hochzählt bekommt man einen ordentlichen Umfang geboten, der lange unterhalten könnte, wenn das Gameplay nicht absoluter Blödsinn wäre.

Reaktions-Minispielchen

Denn eigentlich spielt man hier nur drei verschiedene Reaktions-Minispiele immer und immer wieder. Ganz am Anfang bevor die acht Sekunden losgehen, hat man dreißig Sekunden Zeit, um seine Haltung auf dem Bullen zu perfektionieren. Dafür muss man drei Mal die Kreuz-Taste im richtigen Moment drücken, was man nach einiger Zeit einigermaßen perfektionieren kann. Danach muss man im richtigen Moment R1 drücken und aufpassen, dass man nicht herunterfällt, indem man den Analogstick neigt. Zu guter Letzt kommt eine Art Catch the Beat-Minispiel, bei dem man die Face Buttons im richtigen Moment drücken muss. Hat man das alles überstanden bekommt man komplett ohne ersichtlichen Grund eine Punktzahl gut geschrieben und muss gegen den nächsten Bullen antreten. Innerhalb eines Karriere-Levels muss man das sage und schreibe vier Mal pro Level machen, wodurch man ausrechnen kann, wie langwierig das Durchspielen der Karriere wird. Das Gameplay selbst ist auch wirklich absolut unnötig und wird niemanden begeistern. Es ist ein wildes „auf den Tasten im richtigen Moment“-Gedrücke, was durch Ruckler und leicht verschwommene Icons bei schnellen Bewegungen auch noch zu einer Geduldsprobe wird. Gerade die späteren, etwas schwierigeren Bullen können frustrieren.

Trotz langer Spielzeit kaum Inhalt

Etwas motivieren möchte das Spiel mit einem Kartensystem, bei dem man mit Boostern zufällige Ausrüstungsgegenstände und auch Reiter freischalten kann. Letztere können mit diesen Karten verbessert werden. Wirklich einen spielerischen Unterschied, ob man jetzt einen Gegenstand mit +20 oder +80 angezogen hat, merkt man aber einfach nicht. Man macht es aber halt trotzdem, weil es einfach besser aussieht, wenn die Stats höher sind. Neben der Karriere und einem Arcade-Modus bei dem man einfach frei gegen einen Bullen spielt, gibt es aber tatsächlich auch einen Mehrspieler. In diesem wechselt man sich ab und einer der Spieler steuert den Bullen. Wer hier jetzt aber was anderes als Reaktions-Spielchen erwartet, wird bitter enttäuscht. Es geht sogar so weit, dass der Bulle noch weniger zu tun hat und einfach nur ein bisschen auf den Tasten herumhämmern muss, um letztlich zu bestimmen, wie stark er den Spieler bei Fehlern vom Rücken schmeißt und welche Tasten der Kontrahent in dem Catch the Beat-Minispiel drücken muss. Nach einer Runde, wird gewechselt und am Ende werden die Punkte verglichen. Es hört sich auf dem Papier absolut witzig an, den Bullen spielen zu können, aber leider entpuppt sich das einfach als eine langweilige Variante für ein langweiliges Spiel.

America Fuck Yeah

Absolut erbärmlich ist auch die gesamte Optik des Spiels. Wie bereits erwähnt gibt es nur ein Charaktermodell und einen Bullen, die sich einfach nur in ihrer Farbe unterscheiden. Auch die technische Qualität an sich ist mit vielen Treppenstufen und regelmäßigen Rucklern eher auf unterem PlayStation 3-Niveau. Fans von Country-Musik kommen bei „8 to Glory“ auch nicht auf ihre Kosten. Der gesamte Soundtrack des Spiels ist ein einzelner Soundtrack eines Country-Sängers namens Ryan Weaver, der im vollen Amerika-Patriotismus davon singt, dass sich Fremde von seinem Grundstück verpissen sollen. Dieser eine Song verkörpert damit schon perfekt, wer mit dem Spiel angesprochen werden soll.