„Metal Max Xeno“ ist bereits der sechste Teil der gleichnamigen Reihe, jedoch der erste, der es auf den westlichen Markt geschafft hat. Ob das postapokalyptische Rollenspiel das Genre erschüttern kann und sich als Anspieltip für Fans entpuppt, klären wir im Review.

Willkommen in der Apokalypse

Die Ausgangssituation von „Metal Max Xeno“  ist denkbar einfach.  Nach einer Rebellion des Supercomputers NOA wurde die Menschheit nahezu vollständig ausgelöscht und die Überlebenden schlagen sich durch das Ödland. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Tallis, der nach dem Tod seiner Familie einen Panzer gefunden hat und nun Jagd auf die bösartigen Maschinenkreaturen macht, die in den Ruinen des ehemaligen Tokio lauern. Dabei trifft er auf verschiedene Nebenfiguren, die ihn auf seiner Mission unterstützten. Die Haupthandlung passt auf einen Bierdeckel und bewegt sich ereignislos auf ihr bedeutungsloses Ende zu. In der Einöde werden lediglich Monster geschlachtet und Überlebende gefunden, um auf dem Papier die Auslöschung der Menschheit zu verhindern. Die Entwickler haben sich keinerlei Mühe gegeben, die dünne Prämisse in eine sinnvolle Handlung zu verpacken, ihre Welt auszuarbeiten und dem Spieler irgendetwas von Interesse zu bieten. 

Die Charaktere lassen sich auf eine offensichtliche Eigenschaft reduzieren und verkommen zu einer unfreiwilligen Lachnummer. Hauptfigur Tallis gibt das gesamte Spiel lang den supercoolen Monsterschlächter, den nur die Jagd nach Maschinenwesen interessiert und der seine Kameraden nur als Mittel zum Zweck betrachtet. In jeder zweiten Dialogzeile brüllt der Sympathieträger des Spiels hirnlos herum und ruft zur Monsterjagd auf. Eine tiefgründige fesselnde Geschichte mit Charakterentwicklung? Fehlanzeige. Zwar wird versucht, den Figuren eine Motivation zu verleihen, allerdings wirkt nichts davon glaubhaft. Gründe dafür sind die grauenhaften Dialoge im Verbund mit der altbackene und hölzernen Inszenierung. Der emotionale Einschlag der angedeuteten Ereignisse kann dadurch nicht transportiert werden.

Im Rahmen einer Apokalypse, in der große Teile der Bevölkerung umgekommen sind, muss sich zwangsläufig mit der Reproduktion der Menschheit auseinander gesetzt werden. Im augenscheinlichen Versuch eine Nebenhandlung einzuflechten, wird das Spiel derartig sexistisch und stumpf, dass man es schon als Beleidigung ansehen kann, als Zielgruppe für ein solches Spiel angesehen zu werden. Jegliche weibliche Figur wird zu einem Sexobjekt reduziert, die lieber nicht ins Feld ziehen soll und stattdessen die Reproduktion vorantreiben sollte. Auch in gezwungen lustigen Nebensätzen werden die Damen auf ihre Äußerlichkeiten reduziert oder ihre Jungfräulichkeit thematisiert. Die Themen werden mit derart wenig Feingefühl angegangen, dass es absolut lächerlich wirkt und die Kompetenz der Autoren in Frage zu stellen ist.

Langeweile im Sandkasten

Der Spieler kann sich auf zwei Arten durch die Spielwelt bewegen. Die unterirdischen Dungeons werden zu Fuß erkundet, während der Großteil der Spielwelt mit dem Panzer befahren wird. Auch wenn die Spielwelt zunächst eine ordentliche Größe zu haben scheint, hat der Spieler nicht wirklich die Freiheit diese zu erkunden. Gebunden an die lineare Geschichte lässt sich die Welt nicht frei befahren, sondern der Spieler hat nur Zutritt zu abgesteckten Gebieten. Zusätzlich handelt es sich um eine lieblos gestaltete Einöde. Scheinbar wichtige Hotspots werden in einem Nebensatz abgefrühstückt und lassen keinerlei Rückschlüsse auf die Geschichte des Spiels und seines Universums zu. Gleichförmige Ruinen und unzählbare Wagenladungen Sand wurden zusammengeworfen, um diese Spielwelt zu gestalten. Auch die Dungeons trumpfen nicht mit abwechslungsreicher Gestaltung auf. Optisch setzen sie sich aus den immer gleichen Bauteilen zusammen und auch ihre Struktur wirkt wahllos zusammengewürfelt. 

Madmax trifft World of Tanks

In „Metal Max Xeno“ werden die Monster entweder im Panzer oder zu Fuß vom Erdboden getilgt. Das grundlegende Kampfsystem ist dabei in beiden Varianten identisch. In einer Mischung aus taktischen Rundenkämpfen und Echtzeit wählt der Spieler zunächst Fähigkeiten und Angriffe aus, die anschließend zeitgleich mit den gegnerischen Aktionen ablaufen. Grundsätzlich funktioniert dieses System ordentlich, allerdings fehlt es an taktischen Möglichkeiten, die Abläufe des Gegners zu planen oder darauf zu reagieren. Negativ fällt auch die fehlende Balance der Kämpfe auf. Stellenweise macht die Stärke der Monster einen überflüssigen Sprung, der den Spieler zum Grinding nach Ausrüstung und Erfahrungspunkte zwingt und den Spielfluss unnötig in die Länge zieht. In einem anderen Moment verkommen die Monster zu Kanonenfutter und halten selten mehr als einen Treffer aus. Auch ein wenig nervig ist die Tatsache, dass den Zufallsbegegnungen mit Monster an der Oberfläche ausgewichen werden kann, während in den Dungeons mit Pech alle paar Schritte ein Gegner lauert. Es irritiert, dass dort keine einheitliche Lösung gefunden wurde. Für den Spielfluss ebenfalls mehr als hinderlich ist das Munitionslimit der Panzer. Eigentlich soll dadurch das Ressourcenmanagement während einer Mission gefördert werden. Zu jedem Zeitpunkt kann jedoch in die Basis zurückgekehrt und die Munition aufgefüllt werden. Durch Schnellreisepunkte wird im Anschluss ohne größeren Umweg zurück an den Ausgangspunkt gefahren. 

Die Progression ist jedoch von der Kampfart abhängig. Panzer steigen nicht im Level auf, sondern ihre Werte müssen durch individuelle Teile verbessert werden. Motoren sorgen für eine höhere Tragfähigkeit und Schildstärke, wodurch durchschlagskräftigere Waffen eingebaut werden können. Verschiedene Waffengattungen und Panzer erlauben die Anpassung an einen eigenen Spielstil und halten zunächst bei Laune. Die eigentliche Spielfigur erhält Erfahrungspunkte, die sie im Level aufsteigen und klassisch die Charakterwerte erhöhen und weitere Fähigkeiten freischaltet. Zusätzlich können Ausrüstungsgegenstände, Waffen und Charakterklasse angepasst werden. Auch hier gibt es eine moderate Anzahl von Auswahlmöglichkeiten, allerdings unterscheiden sich die Klassen nicht gravierend voneinander und auch die Items werden ohne taktische Überlegungen nur aufgrund der höchstmöglichen Schadens und Rüstungswerte ausgewählt. Darüber hinaus lassen sich noch Ace-Points über verschiedene Aufgaben in der Welt freischalten, die einen Talentbaum investiert werden können und weitere Werte, wie den Schusswaffen-Schaden oder die Ausdauerleiste erhöhen. Diese Punkte werden durch überflüssige Aufgaben in der Spielwelt freigeschaltet. Einen Gegenstand herstellen oder 10 Kisten geöffnet und schon wandern einige Ace-Points auf das Konto. Spielerisch ist nichts davon herausfordernd und die meisten Punkte werden über Zeit freigeschaltet. Aktiv werden diese Aufgaben nicht angegangen, da sie keinen spielerischen Mehrwert bieten und letztlich keinen Spaß bieten.

Konventionelles System= Erfolg?

Aufgrund der fehlenden Balance fallen Gegner entweder derart schnell um, dass keine sinnvolle Kombination von Fähigkeiten und Items erforderlich ist oder machen derartig hohen Schaden, dass lediglich die Heilfähigkeit und der Angriff mit den höchsten Schadenswerten eine sinvolle Aktion darstellen. Theoretisch könnte die Verteidigung des Gegners heruntergesetzt werden, da aber zu wenig Schaden verursacht wurde und in der nächsten Runde erneut eine absurde Schadensmenge auf die Gruppe niedergeht, verliert der Spieler auf lange Sicht den Kampf. Besonders bei Bossgegnern, die Flächenangriffe nutzen wird diese Schwäche besonders deutlich und fördert den Frustfaktor ungemein. Echte Spannung, die aufgrund verschiedener Fähigkeiten der Monster und Bossgegnern und der taktischen Reaktion des Spielers aufkommt, gibt es nicht. Auf Dauer verkommen die Kämpfe zu langweiligen Schusswechseln, in denen im Halbschlaf die Angriffs-taste betätigt wird. 

Falsche Konsole?

Technisch ist „Metal Max Xeno“ hoffnungslos veraltet. Optisch erinnert der Trip in die Wüste an ein PlayStation 2-Spiel, Animationen, Zwischensequenzen und Inszenierung wirken altbacken. Auch der Soundtrack kann nicht überzeugen. Ohne eine eigene Identität oder ein zusammengehörendes Thema dudeln die belanglosen Musikstücke im Hintergrund und beginnen sehr schnell zu nerven. Auch der Rasenmäher, der monoton in Tallis Panzer arbeitet sorgt nicht für eine atmosphärische Reise. Lichtblick sind einige der gelegentlich eingestreuten Charakterzeichnungen, die im Kontrast der angestaubten Optik hochwertiger aussehen. Auch das Design einiger Monster kann zumindest visuell überzeugen. Die Kameraführung wirkt besonders in den Kämpfen extrem störend. Sie wechselt in verschiedenen Einstellungen zufällig durch, um Spannung zu überzeugen. Einziger Effekt ist jedoch nur der Verlust jeglicher Übersicht und stellenweise wird die Kamera in Winkeln platziert, sodass der eigentliche Kampf nicht zu sehen ist.