Nicht alle für PlayStation VR erhältlichen Titel sind auch richtige Spiele. Manche wollen die Spieler eher durch die interaktiven Möglichkeiten unterrichten – so auch „The Chantry“, das sich mit dem Leben von Dr. Edward Jenner beschäftigt. Ob die Virtuelle Welt der beste Ort ist, um mehr über dessen Taten zu erfahren, haben wir für euch herausgefunden.

Geschichtsstunde

Vorab eine kurze Einführung: Dr. Edward Jenner hat im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert die Immunologie begründet, indem er eine Heilung für die Pocken-Erkrankung entdeckte. Dafür impfte er einen gesunden achtjährigen Jungen mit Kuhpocken, von denen er sich erholte. Als er den Jungen anschließend mit echten Pocken infizierte, zeigte dieser trotz mehrfachem Versuch keine Anzeichen der Erkrankung und blieb gesund. Die daraus resultierende Entdeckung über weitere Funktionen des Immunsystems hat die Medizin einen großen Schritt nach vorne gebracht, auch wenn Jenners Tat umstritten war. Dieses Basiswissen erklärt „The Chantry“ ausführlich, aber nicht gerade ansehnlich.

Mehr hören als sehen

Der Spieler übernimmt die Rolle einer weiteren Figur, deren Identität erst zum Schluss enthüllt wird. Per DualShock bewegt man sich von Punkt zu Punkt, freies Herumlaufen ist nicht angesagt. Anschließend schaut man sich Objekte an und währenddessen erzählen die Sprecher etwas dazu. Sei es ein Bild, medizinische Befunde oder Gegenstände aus der Zeit, der Spieler erhält alle Informationen alleine dadurch, dass er auf Symbole schaut, X drückt und anschließend zuhört. Das ist leider auf Dauer überhaupt nicht spannend, was auch an zahlreichen Informationen und Erzählungen liegt, die mit dem Kernthema wenig zu tun haben, sondern mehr mit Dr. Edward Jenners Leben. Das kann interessant sein, wenn man sich für das Thema interessiert, den Machern gelingt es aber nicht, diejenigen einzufangen, die noch keine Berührung mit dem Thema der Immunologie hatten.

Von A nach B nach A

So etwas wie Gameplay gibt es nur bedingt. Der Spieler erkundet nämlich das Haus von Dr. Jenner, das die Macher besucht und anschließend digital nachgebaut haben, mit einigen kreativen Freiheiten. Dadurch ist die Kulisse sehr detailreich und auch ansehnlich. Damit man nicht durch totale Freiheit in den Erzählungen verwirrt wird, lassen sich viele Türen erst öffnen, indem man bestimmte Wörter findet. Diese sind auf Objekte gedruckt, die man erst aufnehmen und anschließend drehen muss. In der Theorie muss das nicht schlecht sein, manchmal findet man aber Wörter, bevor man diese benötigt, und muss später zurücklaufen und erneut nach ihnen suchen. Sowieso passt die Sucherei nicht zum Erlebnis und es wäre deutlich einfacher gewesen, wenn man einfach von Raum zu Raum gegangen wäre. Zwar gibt es einen Museums-Modus, dieser führt einen aber nicht chronologisch durch das Haus.

VR-Bonus?

Die wichtigste und gravierendste Frage ist, ob PlayStation VR dem Spiel überhaupt einen Mehrwert bietet. Sicherlich ist es spannend, Dr. Jenners Haus erkunden zu können, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt. Die Kulisse ist aber lange nicht so fesselnd wie zum Beispiel ein Chernobyl und die Handlung wird weniger über das Haus als durch die Sprecher erzählt. Man muss stets zuhören, und während über ein Objekt oder Ereignis gesprochen wird, gewinnt man keinen Bezug zur Kulisse. Da man ständig nur warten muss und die Räume mitunter mehrfach absucht, wäre es sogar angenehmer, das Headset abzusetzen und einfach am TV zuzuhören.