Es gibt einfach Spiele, die sind nicht wirklich spaßig zu spielen, aber haben ein unglaubliches Potential, um für Streamer interessant zu sein. Warum das bei „Guts and Glory“ der Fall ist, klären wir im Folgenden.

Abseits jeglicher Qualitätsstandards

Wenn man das Spiel schon startet, wird man von einem der wohl hässlichsten Menüs aller Zeiten begrüßt. Nicht nur stehen total hässliche Charakter-Modelle mit ihrem Fahrrad auf einem niedrig aufgelösten Felsen sondern auch grafische Bugs und ein Kantenflimmern gesellen sich zu einer epischen Kulisse mit Blick auf den Horizont. Allein solche Szenen zeigen, dass man das Spiel absolut nicht ernst nehmen darf und sich darauf gefasst machen muss, ein Trash-Fest zu spielen. Die Level sind einem Kapitel zugeordnet, wodurch zumindest auf dem Papier ein einfacher Rahmen für das Gameplay geschaffen wird. Dieser geht aber nie über so simple Erzählstrukturen hinaus, wie ein Familienausflug der Familie Yang, die in ihrer Familienkutsche durch die idyllische Landschaft fährt, sodass man den Titel nicht wegen einer spannenden Geschichte spielen wird. Die Texte machen ebenfalls keinerlei Sinn und punkten nicht mit Inhalt, passen dadurch aber merkwürdigerweise in das Spiel. 

Willkürlich

Spielerisch ist „Guts and Glory“ auf den ersten Blick ein typisches Geschicklichkeitsspiel bei dem man einen Hinderniskurs möglichst unbeschadet überstehen muss. Das ist auch weitestgehend richtig so aber es ist mehr Glück als Geschicklichkeit. Denn das Spiel hat eine komplett unvorhersehbare Physik, wodurch Dinge passieren, die man nicht kontrollieren kann. Egal welchen Charakter man spielt, jeder fühlt sich bei jedem Versuch minimal anders an, da das Spiel immer wieder anders auf einen reagiert. Sehr merkwürdig wird es bei den Kanonenkugeln, die einen manchmal sofort töten und ein andersmal nur minimal wegstoßen. Das Spiel ist deshalb einfach komplett willkürlich. Dies wird auch dadurch deutlich gemacht, dass es keinerlei Wertungssysteme und auch keine vorgegebenen Zeiten gibt, wodurch man einfach nur das Level schaffen muss.

Spaß trotz Schwachsinn

Aber gerade deshalb ist das Spiel für Streamer und Let’s Player so geeignet. Denn es sieht einfach total doof aus, wie man stirbt und jedes Mal ist es gerade visuell witzig, wenn man halb zerstückelt das Ziel erreicht. „Guts and Glory“ spielt sich wirklich schrecklich und eigentlich will man es sofort wieder ausmachen aber es ist auch wirklich kurzweilig. Nach jeder Runde macht sich dieses „Nur noch ein Level“-Gefühl breit und man fühlt sich auch als Spieler inmitten von all dem Schwachsinn, der sich auf dem Fernseher abspielt, unterhalten. Die Entwickler haben ganz bewusst das Spiel so gestaltet, wie es ist, und haben es geschafft eine kleine Trash-Perle zu erzeugen. Es ist nicht gut, es ist sogar wirklich unbeschreiblich schlecht, aber man ist einfach unterhalten.