Als im März der erste Trailer zu „Battlefield V“ veröffentlicht wurde, war die Community gespalten. Viele freuten sich über die angekündigten Gameplay-Änderungen, die der Reihe wieder mehr taktische Tiefe geben sollten, andere kritisierten die grellen Farben und wenig authentisch wirkende Charakterdesigns in Bezug auf das Szenario im Zweiten Weltkrieg. Seitdem hat sich vieles getan und mittlerweile ist „Battlefield V“ auch bereits erschienen. Wie sich der neueste Ableger der beliebten Reihe schlägt, lest ihr in unserem Test.

Toll inszeniert, aber spielerisch eintönig

Wie gewohnt bietet „Battlefield V“ sowohl eine Kampagne für Solospieler als auch verschiedene Mehrspielermodi. Der Singleplayer-Modus übernimmt das Prinzip des Vorgängers durch voneinander gelöste Kriegsgeschichten, die jeweils einen bestimmten Konflikt und einzelne Charaktere im Rahmen des Zweiten Weltkriegs in den Vordergrund rücken. In „Battlefield V“ begeben sich Solospieler in den Kriegsgeschichten allerdings nicht auf die allbekannten Schlachtfelder an der Westfront, sondern spielen stattdessen eher unbekannte, aber nicht weniger spannende Kriegsszenarien durch. In „Unter keiner Flagge“ etwa schlüpft man in die Rolle eines britischen Kriminellen, der als Teil einer Spezialeinheit hinter feindlichen Linien die Deutschen sabotieren soll. „Nordlys“ spielt an der Nordfront in Norwegen, wo man mit der jungen Widerstandskämpferin Solveig die deutschen Truppen am Export von schwerem Wasser hindern und gleichzeitig Solveigs Mutter retten muss. In „Tirailleur“ dagegen kämpft man mit senegalesischen Kolonialtruppen in Frankreich. Eine vierte Kriegsgeschichte erscheint im Dezember und lässt einen erstmals eine Kriegsgeschichte aus der Sicht der Deutschen erleben.

Alle derzeitig spielbaren Kriegsgeschichten sind spannend erzählt und bieten toll animierte Zwischensequenzen. Trotz alledem fühlt sich der Singleplayer-Modus mehr wie eine Art Tutorial und Vorbereitung für die epischen Multiplayer-Schlachten an. Das liegt vor allem daran, dass das Gameplay recht einseitig und eintönig ist. Mit verschiedenen Waffen schleicht und schießt man sich durch feindliche Stellungen, um am Ende jemanden zu befreien oder etwas in die Luft zu jagen. Dabei gibt es leider nur wenige Ausnahmen, die für etwas frischen Wind sorgen wie beispielsweise die Passagen, in denen man in Norwegen auf Skiern steile Berge herunterflitzt. Immerhin: Die Gebiete sind etwas weitläufiger als noch in „Battlefield 1“, sodass man zumindest bei der Wegwahl ein wenig mehr Freiheit hat. Gerade für Neueinsteiger in die Reihe bietet sich der Singleplayer-Modus trotz seiner Schwächen an, um sich mit den grundlegenden Spielmechaniken vertraut zu machen, zumal zumindest die Präsentation und Atmosphäre der Szenarien sehr gut gelungen ist.

Neu dabei: Große Operationen

Das Herz eines jeden „Battlefield“-Spiels ist aber ohnehin der Multiplayer. „Battlefield V“ bietet sowohl altbekannte Modi als auch einige Neuerungen, allen voran die „Großen Operationen“. Hierbei tragen 64 Spieler bis zu vier zusammenhängende Schlachten gegeneinander aus, die auf historischen Kämpfen basieren. Dabei baut jede Schlacht auf einem anderen Modus auf. Jede Operation beginnt dabei mit dem Abspringen aus dem Flugzeug hinter beziehungsweise kurz vor feindliche Linien, um dort verschiedene Einsatzziele zu zerstören. Steht es dann zum Ende der dritten Schlacht Unentschieden, geht es in den Final Stand, in dem keine Respawns möglich sind, sodass das Team gewinnt, das zuerst alle feindlichen Soldaten eliminiert. Abhängig davon, wie die Teams in den ersten beiden Runden abschneiden, wirkt sich dies auf die dritte Schlacht aus, in der das angreifende Team dann beispielsweise mehr oder weniger Fahrzeuge zur Verfügung hat. In der Praxis fühlen sich die beiden ersten Schlachten dabei leider deutlich weniger wichtig an als die dritte, da allein diese schlussendlich entscheidet, wer als Sieger hervorgeht. Trotzdem sind die Schlachten fantastisch inszeniert, sodass die „Großen Operationen“ für viele der neue Lieblingsmodus werden könnte.

Darüber hinaus ist der Modus „Frontlinien“ zurückgekehrt, der sich aus einer Mischung von „Rush“ und „Eroberung“ zusammensetzt und in dem sich die Front ständig vor und zurück verschiebt. Natürlich sind auch die klassischen Modi wie „Eroberung“, „Team Deathmatch“ sowie Vorherrschaft wieder dabei. „Rush“ dagegen fehlt zurzeit noch, soll in der Zukunft aber zumindest für begrenzte Zeit zurückkehren. Auch der Battle Royale-Modus „Firestorm“ ist bedauerlicherweise im Moment noch nicht spielbar und soll erst Anfang nächsten Jahres die Spielmodi ergänzen.

Viel Tiefe bei Gun- und Teamplay

Für einen Shooter ist das Gunplay natürlich eine der wichtigsten Komponenten und um es gleich vorwegzunehmen: Das Gunplay von „Battlefield V“ gehört zum Besten, was das Genre zu bieten hat. Jede Waffe fühlt sich einzigartig an und ermöglicht einen ganz bestimmten Spielstil. Zudem kann man eine Waffe nach eigenem Belieben spezialisieren. Wer gerne mit den Maschinenpistolen des Sanitäters spielt, kann hier zum Beispiel komplett auf Hüftfeuerperks setzen und somit etwa auch auf etwas größere Distanz präzise aus der Hüfte schießen oder aber den vertikalen Rückstoß verringern und somit auch Visiere effektiver nutzen. Das gleiche gilt auch für die vielseitigen, klassengebunden Gadgets, zu denen Rauchgranatwerfer, Panzerfäuste und Stolperdrahtfallen gehören und die bestimmte taktische Manöver erlauben.

Generell haben sich die Entwickler von DICE einiges einfallen lassen, um das Gameplay so taktisch und teambasiert zu machen wie möglich. „Battlefield“-Fans wissen bereits, dass es seit jeher vier Klassen gibt: Den Sturmsoldaten im Kampf gegen Fahrzeuge, den Sanitäter zum Heilen und Wiederbeleben, den Versorger, der sich um die Aufmunitionierung kümmert sowie den Aufklärer, der Feinde sichten soll. Neu ist nun allerdings, dass sich die Mitglieder eines Trupps gegenseitig wiederbeleben können, auch wenn sie keine Sanitäter sind. Das macht das gemeinsame Agieren als Squad umso wichtiger. Der Medic ist allerdings weiterhin die einzige Klasse, die auch Teammitglieder außerhalb des eigenen Trupps wiederbeleben kann. Ebenfalls neu sind Barrikaden, die jeder Spieler rund um Einsatzziele errichten kann und die aus Stacheldrähten, Sandsäcken und ähnlichem bestehen. Das macht die Verteidigung natürlich deutlich einfacher, aus Balancing-Gründen können die Barrikaden allerdings mit Sprengstoffen oder durch Panzer wieder eingestampft werden.

Eine weitere wichtige Änderung ist die Abschaffung des 3D-Spottings. In den Vorgängern konnte man per Tastendruck einen Gegner markieren, der dann allen anderen Spielern auf der Minimap angezeigt wurde. In „Battlefield V“ dagegen ist das nicht mehr möglich, sodass man lediglich einen Punkt markieren kann, an dem man den Gegner zuletzt gesehen hat. Dadurch werden Flankierungsmanöver erheblich effektiver und es ist sichergestellt, dass die Spieler tatsächlich mit ihren Augen nach Gegnern suchen müssen und nicht einfach nur ihren Blick auf die Minimap richten müssen. Ein weiteres Feature, das für ein teamorientiertes Gameplay sorgt, ist das neue Abnutzungssystem. Denn jeder Spieler spawnt immer mit einer sehr begrenzten Menge an Munition in das Spiel, zusätzlich bekommt jeder ein Medipack, mit dem man sich einmalig heilen kann. Danach ist man auf seine Teamkollegen angewiesen, denn Heilung und Munition bekommt man entweder von Versorgern beziehungsweise Medics oder aber an bestimmten Stationen, die allerdings nur an den Einsatzzielen zu finden sind. Das System betrifft dabei allerdings nicht nur Infanterie-Spieler, auch Piloten und Panzerfahrer müssen ihre Munition an Stationen wieder auffüllen.

Abwechslungsreiche Karten und kostenfreie DLCs

Auch die Karten in „Battlefield V“ sind nicht nur schick anzusehen, sondern strotzen nur so vor abwechslungsreichen Möglichkeiten. Zurzeit gibt es acht Karten, die in den nächsten Monat durch weitere ergänzt werden sollen. Es fehlen zwar noch die bekanntesten Schauplätze des Zweiten Weltkriegs wie Stalingrad, die Normandie oder Dünkirchen, diese werden aber dann hoffentlich mit den kommenden Updates nachgereicht. Aber bereits jetzt gibt es einen breiten Mix an reinen Infanterie-Maps und Karten, die viel Gewicht auf Fahr- und Flugzeuge legen. Hamada beispielsweise ist so riesig, dass man ohne Fahrzeug ewig von einem Ende des Spielareals zum anderen brauchen würde. Rotterdam und Vernichtung beispielsweise legen dagegen mehr Wert auf Infanteriegefechte und Verbogener Stahl hat eine riesige Brücke in der Mitte der Karte, auf der sich knallharte Stellungsgefechte abspielen. 

In der Vergangenheit wurden „Battlefield“-Spiele durch einen kostenpflichtigen Premium Pass durch zusätzliche Inhalte ergänzt. Dieser ziemlich teure Spaß gehört mit „Battlefield V“ zum Glück der Vergangenheit an, denn der Live-Service „Tides of War“ soll allen Spielern kostenlos in regelmäßigen Abständen neue Modi, Waffen und Karten bringen. Der erste Teil davon wird bereits im Dezember erscheinen und unter anderem eine neue Kriegsgeschichte und eine neue Multiplayer-Karte bringen. Es bleibt zu hoffen, dass „Battlefield V“ auch in Zukunft regelmäßig mit Inhalten versorgt wird. Für die Zeit dazwischen sollten die etlichen Aufgaben der einzelnen Klassen und Waffen, die verschiedene Outfits und Aufsätze freischalten, für die notwendige Herausforderung sorgen.

Unübersichtliche Menüs

Nach viel Lob wird es an dieser Stelle Zeit für ein wenig Kritik. Der Hauptkritikpunkt sind dabei die unübersichtlichen und extrem verzweigten Menüs. Es dauert einfach viel zu lange, Ausrüstung und Aussehen zu ändern, da es so viele Untermenüs gibt, was das Ganze auf Dauer zu einer extrem frustrierenden Angelegenheit macht. Zudem stört es, dass man jedes Mal, wenn man Spezialisierungen an seinen Waffen ändern möchte, wieder ins Hauptmenü zurückkehren muss und sich danach dann erneut wieder in ein Spiel begibt. Das stört den Spielfluss, vor allem dann, wenn man mit Freunden spielt und nach jeder zweiten Runde ein Spieler seine Waffen aufwerten möchte, dafür allerdings die Partie verlassen muss.

Technisch ein Meisterwerk

Technisch ist „Battlefield V“ schlicht und ergreifend ein Meisterwerk. Das gilt nicht nur für die fantastisch animierten Zwischensequenzen des Singleplayers, sondern auch für die unfassbar realistischen Karten, umwerfenden Effekte und beeindruckenden Charaktermodelle. Wenn neben einem eine V1-Rakete einschlägt und einen die Erschütterung vom Boden reißt, hat man beinahe das Gefühl, selbst auf dem Schlachtfeld zu stehen. Trotz der aufwendigen Grafik läuft das Spiel dabei butterweich und hatte in unserem Test stets eine stabile Bildrate. Kleinere Bugs bei verschiedenen Animationen gibt es zwar noch, diese fallen allerdings kaum auf.

Die klangliche Komponente trifft die visuelle Komponente dabei auf Augenhöhe. Der in den Abbey Road Studios in London aufgenommene Soundtrack ist ohne Frage einer der besten des Jahres und bleibt auch noch im Gedächtnis, nachdem man das Schlachtfeld lange hinter sich gelassen hat. Die Waffen- und Explosionsgeräusche sind so brachial und authentisch, wie man es von einem „Battlefield“-Spiel gewöhnt ist. Einzig die Geräusche von Schritten bedürfen einer leichten Überarbeitung, da diese derzeit nicht oder nur schwer zu hören sind.

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, wurde „Battlefield V“ nach der Ankündigung von einigen dafür kritisiert, dass im Trailer Frauen mit mechanischen Armprothesen herumliefen und allgemein, dass das Spiel nicht geschichtsgetreu sei. Seitdem hat DICE die Outfits und Charakterdesigns etwas abgeändert. Dabei herausgekommen sind authentische Militäruniformen und Charakterdesigns, die einem genug Möglichkeiten lassen, seinen Charakter zu gestalten, ohne dabei unglaubwürdig zu wirken. Auch das Aussehen der freigeschalteten Waffen lässt sich optisch auf vielfältige Weise anpassen, ohne dabei futuristisch zu wirken.