Explosionen sind ohne jeden Zweifel cool, egal ob in Film oder Videospiel. In „Just Cause 4” bekommt man davon mehr denn je geboten. Doch nutzt sich das Krachbumm auch mal ab? Wir verraten es euch!

Diktator!

Da gibt es mal wieder ein fiktives, südamerikanisches Land mit einem Diktator. Irgendwie ist da der Vater von Protagonist Rico Rodriguez verstrickt. Also machen wir die Organisation Black Hand und ihren Anführer Espinosa platt. Platt trifft auch auf den Plot zu, denn abgesehen von einem Grund dafür, möglichst viel Chaos anzurichten, wird nichts geboten, was man denn als Grundlage einer interessanten Handlung bezeichnen würde.

Rico at his best

Wer einen der Vorgänger gespielt hat, wird sich direkt zuhause fühlen. Noch immer es das schnelle Gameplay der markanteste Punkt des Spiels. Wenn man einmal den Dreh raus hat und Greifhaken, Fallschirm und Wingsuit gekonnt kombiniert, bewegt man sich mit so viel Style und Geschwindigkeit über die riesige, offene Welt, wie es kein anderes Spiel bietet. Da man dies teilweise auch in die Auseinandersetzungen mit einbeziehen kann, heben sich die Feuergefechte zumindest ein wenig von Genre-Kollegen ab. Da spielt auch die Waffenauswahl mit rein, die einige originelle Exemplare bietet. Doch der eigentlich Star, mit dem „Just Cause 4” auch die Vorgänger noch übertrumpft, ist das Chaos!

Krachbumm

Wie gewohnt kann man ziemliche viele Objekte und Gebäude in die Luft jagen. Dabei lässt die Physik die spannendsten Möglichkeiten dazu. Man muss einen Gegner nicht töten, sondern kann ihn einfach per Ballon davon schweben lassen. Oder aber mit heftet ihn an einen Gas-Kanister und lässt diesen davon zischen. Hier wird sehr, sehr viel Raum für Experimente gelassen, und die Ergebnisse sind im Rahmen der etwas überzogenen Physik-Engine des Spiels auch stets glaubwürdig. Diese ist es auch, die die Wettereffekte zu einem einzigartigen Erlebnis werden lässt. Wer einmal einem Wirbelsturm hinterher gefahren ist, der alles und jeden mit sich reißt und wieder von sich weg schleudert, wird diese Momente so schnell nicht mehr vergessen.

Von der Stange

Was nicht mit Action mithalten kann und diese zum Teil sogar ausbremst, ist das Missionsdesign. Nur ganz selten trifft man mal auf Missionen, die im Gedächtnis bleiben. Dies hat dann auch nichts mit der eigentlichen Aufgabe zu tun, sondern ist wieder der Action zu danken. Besonders wenn die Wettereffekte wie die Wirbelstürme eine Rolle spielen, ist es eigentlich Nebensache, wenn man diesem nur hinterher fährt, solang man das Schauspiel genießen kann. Vielen Missionen fehlt dann aber diese Art der Ablenkung. Bei einem Action-Spiel, das so sehr auf Geschwindigkeit und Bewegungsfreiheit setzt, möchte man absolut nicht dazu gezwungen werden so lange in einem kleinen Radius zu bleiben, bis sich ein Balken füllt. Verteidige dies, Beschütze den, alles ist dabei. Und es passt einfach nicht zu „Just Cause 4”. Wer jedoch optionale Verbesserungen für seine Ausrüstung haben will, wird um einige dieser Nebenmissionen nicht drumherum kommen.

Verstärkung

Leider nicht so dynamisch wie man im Vorfeld anhand von Trailern hätte vermuten können ist die Ausbreitung der eigenen Streitkräfte geraten, doch nichtsdestotrotz bereitet es Freude, die eigenen Gebiete zu vergrößern. Richtet man genug Chaos an, indem man Feinde sowie deren Fahrzeuge und Gebäude vernichtet, füllt sich der Chaos-Balken. Mit diesem erhält man neue Truppen und darf sich dann auf der Karte ein neues Gebiet aussuchen, das dem eigenen Hoheitsgebiet hinzugefügt sind. Schön dargestellt sind immerhin die Grenzkämpfe, wo Freund und Feind sich gegenseitig mit schwerem Geschütz beharken.

Übernommen

Irgendwas muss in der Grafikabteilung falsch gelaufen sein. Man hat sich so sehr darauf konzentriert, beeindruckende Wettereffekte und Explosionen zu zaubern, dass zu viele andere Bereiche deutlich vernachlässigt wurden. Charaktermodelle und viele der Texturen sehen aufgrund ihrer Detail-Armut eher nach PlayStation 3 aus. An vielen Ecken und Enden, besonders an den Frisuren, flackern die Pixel mehr als nur unschön. Ständig sieht man schon in mittlerer Entfernung sprunghafte Veränderungen der Detailstufen, besonders bei der Vegetation. Und die Bewegungsunschärfe war selten so überzogen. Immerhin können die unterschiedlichen Biome und insbesondere die Weitsicht bezogen auf die Landschaft dann für ein nettes Gesamtbild sorgen, wenn man einfach mal den Blick von den Details abwendet und ihn stattdessen in die Ferne schweifen lässt. Beim Soundtrack dagegen passt alles. Synthesizer-Klänge wie im abgedrehtesten Action-Film der 1980er!