Im Test zu „Desert Child“ musste ich öfter eine kleine Pause einlegen. Das Spiel besticht durch seine Präsentation, seine Musik, seinen Stil. Und dennoch wünschte ich mir nach wenigen Minuten, ich könnte einfach aufhören. Es gibt nämlich nur wenige Spiele, die derart viele Design-Fehler parat haben, optisch aber mit den besten Indie-Perlen mithalten können. Was genau schief gelaufen ist, verrät der folgende Test.

Atemberaubend

Zuerst soll das Positive angesprochen werden, was definitiv die Präsentation ist. Der Grafikstil ist erstklassig und beweist dank toller Animationen, vielen Details sowie sonderbaren Charaktermodellen ein erstklassiges Verständnis für das Genre. Als Inspiration diente sicherlich unter anderem „Cowboy Bebop“, der gewählte Stil macht „Desert Child“ jedoch zu etwas eigenständigem. Man möchte fast gar nicht wegschauen und würde am liebsten die verschiedenen Kulissen entdecken, wenn das Gameplay nicht so mies wäre.

Abgerundet wird das atmosphärische Paket durch einen tollen Soundtrack sowie gute Soundeffekte, die die futuristische Dystopie als Handlungsort perfekt untermalt. Das ist so gut gelungen, dass man sich die Stücke gerne immer wieder anhört und das Spiel am liebsten als Bildschirmschoner laufen lassen möchte. Leider handelt es sich aber um ein Spiel, und dazu gehört auch Gameplay. 

Rennen aus der Hölle

Im Herzen ist „Desert Child“ ein Rennspiel mit einer bereits wenig spannende Prämisse. Der Spieler tritt auf einem futuristischen Fahrzeug gegen Kontrahenten an, rast von links nach rechts über eine gerade Strecke, weicht Hindernissen aus und feuert gelegentlich auf Feinde. Das größte Problem daran ist, dass diese Formel nie aufgebrochen wird und man somit die optisch schönen, spielerisch aber hoffnungslos abwechslungsarmen Rennen ständig wiederholt, Geld sammelt, auf Feinde schießt und das Prozedere ständig wiederholt. Das Ziel von 500 Dollar zu Beginn ist noch leicht zu erreichen, sobald man jedoch den Mars erreicht hat und realisiert, dass man diesen Prozess über die nächsten Stunden wiederholen muss, geht jegliche Motiation flöten. Man kann zwar TVs sammeln, um mehr Geld sowie Munition zu erhalten, mehr Spielziele gibt es aber nicht.

Ein weiteres Manko an den Rennen ist der Umgang mit der Schusswaffe. Eigentlich macht es Spaß, auf Kontrahenten und Roboter zu schießen, allerdings geht einem die Munition schnell aus. Um neue zu erhalten, muss der Spieler an den unteren Bildschirmrand fahren und von einem Truck, der dann erscheint, Munition abholen. Da man das ständig machen muss, und der Vorgang viel zu lange dauert, verbringt man viel weniger Zeit damit, Hindernissen auszuweichen. Die eigene Position ist sowieso egal, da man die Gegner schnell einholen kann und die Gummiband-KI dafür sorgt, dass sich so gut wie jedes Rennen in den letzten Sekunden entscheidet – Boost sei dank.

Chaotischer Mars-Ausflug

Der Mars als Schauplatz sieht fantastisch aus, der Stil schadet dem Spiel allerdings enorm. Die Stadt ist groß, durch sie zu navigieren ein Albtraum. Ständig läuft man durch die Gegenden ohne zu wissen, ob man überhaupt in die richtige Richtung geht. Zudem ist meist unklar, mit welchem Objekt man interagieren muss. Deshalb kann der Spieler die Stadt gar nicht genießen sondern quält sich damit, ins Leere zu laufen, bis man einen wichtigen Punkt erreicht hat – eine Karte, wie sie in einem Spiel dieser Art zum Standard gehören sollte, fehlt komplett. Das Lauftempo ist zudem sehr langsam, was zum Stil passt, allerdings die Erkundung noch qualvoller gestaltet.

Die Erkundung der Stadt ist leider wichtig, denn das Fahrzeug muss regelmäßig repariert werden, und auch die Hunger-Anzeige, die überhaupt nicht zum Spielkonzept passt und völlig deplatziert wirkt, muss ebenfalls beobachtet werden. Ignoriert man das, kann man nicht boosten und hat deshalb eigentlich keine Chance in den Rennen. Es gibt zwar eine Geschichte, wer aus den langweiligen Texten einen Sinn ziehen kann, wird diese vielleicht auch genießen, im Test war das definitiv nicht der Fall. Zudem berichten Spieler, dass sie im Pausen-Menü aus Versehen auf die „Neues Spiel“-Option geklickt haben – was den bisherigen Spielstand überschreibt.

https://www.youtube.com/watch?v=zzgGav1yRro