Die polnische Videospielindustrie ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, insbesondere im Indie-Bereich erscheinen zahlreiche Titel, die die Kreativität der Entwickler beweisen. Genau diesen Weg möchte auch Tate Multimedia gehen, die unter anderem durch die „Urban Trial“-Reihe bekannt geworden sind, und haben mit „Steel Rats“ einen interessanten Genremix veröffentlicht. Ob das Experiment geglückt ist, verraten wir im Test.

Postapocalyptic Trial

In einer postapokalyptischen Welt steuert der Spieler einen von vier verfügbaren Bikern durch Level, die auf den ersten Blick aus den vorherigen Spielen des Entwicklers stammen könnten. Unterwegs sind die Helden natürlich mit ihren Motorrädern, deren Fahrphysik alles andere als realistisch ist. Sie befahren 2D-Level mit zwei Tiefenebenen, springen, drehen sich in der Luft und fahren sogar an Wänden hoch, während Hindernisse zerstört werden. Klingt alles wie gewohnt, doch der Ablauf dreht sich nicht um Tricks, zumindest nicht ausschließlich.

Die einzelnen Level zeichnen sich durch klassische Plattformer-Elemente aus. Mal muss per Knopfdruck von A nach B gesprungen werden, Schalter und Mechanismen sind überall zu finden und auch Rätsel haben ihren Weg in das Spiel gefunden. Zudem gibt es einige Kämpfe, die allerdings recht flach ausfallen, da man lediglich beim Fahren einen Knopf gedrückt halten oder entsprechende Waffen abfeuern muss. 

Sprunghaft

Das Spielkonzept hört sich im ersten Moment interessant an, scheitert allerdings an der Ausführung. Dabei bereitet das Fahren selbst eine Menge Spaß, denn die Motorräder steuern sich zwar schwammig, nach einer Eingewöhnungszeit sowie dem passenden Timing lassen sich allerdings die Hindernisse stets Bewältigen und ein toller Spielfluss kommt zustande. Dieser wird jederzeit unterbrochen, sobald Feinde auf dem Bildschirm sind. In diesen Momenten muss der Spieler gleichzeitig seine Waffen abfeuern, was in Kombination mit den Geschicklichkeitspassagen zu schwammig ist. Einmal nicht richtig reagiert, wird man sofort ausgebremst und da man in solchen Momenten regelmäßig stirbt, was innerhalb eines Levels allerdings nur drei Mal geschehen darf, muss man in den späteren Abschnitten immer wieder dieselben Stecken fahren, nur um das Ende zu erreichen, weil die Gegner fies platziert sind oder die Angriffsmuster der Bosse nicht immer eindeutig sind.

Ebenfalls ärgerlich sind die verpassten Chancen, wenn es um die vier Helden geht. Zwischen diesen kann der Spieler jederzeit wechseln und sie verfügen über eigene Waffen sowie Upgrades, große Unterschiede bringen sie leider nicht mit sich. Da jedes Level von jedem Biker abgeschlossen werden kann, fehlt der Anreiz, nicht einfach durchweg mit seinem Lieblingscharakter zu spielen. Lediglich nach dem Tod ist der aktuelle Held nicht verfügbar und es wird zu einem der übrigen gewechselt – das ist auch der Grund, wieso der Spieler lediglich drei Mal in einem Level zu einem Checkpoint befördert werden kann, bevor es neugestartet werden muss.

Klassischer Ablauf

Die Upgrades sind zwar interessant, deren Anzahl überzeugt hingegen nicht. Noch schlimmer ist es, wie einfach man diese ergattern kann. Dafür benötigt man nämlich eine Währung, doch diese kommt derart häufig vor, dass jeder stets genug davon haben sollte, um alle verfügbaren Upgrades zu kaufen. Wahre Konsequenzen oder eine echte Wahl entfallen also. Eine weitere Enttäuschung ist die Geschichte, die nach der anfänglichen Invasion durch Maschinen-Wesen sehr flach ausfällt und trotz einiger Charakterinteraktionen völlig uninteressant bleibt.

Trotzdem ist das Spiel keineswegs schlecht. Wenn die Gegner nicht gerade den Spielfluss unterbrechen, ist dieser nämlich sehr gelungen und stellt eine gelungene Abwechslung zum Genre-Standard dar. Natürlich ist nicht jede Idee überzeugend, die meisten Level unterhalten jedoch gut und bieten kleine Überraschungen, deren Entdeckung motiviert. Auch das Setting der Stadt passt zum Fahrgefühl, lediglich in Sachen Farben darf keiner zu viel Abwechslung erwarten. Auch die technische Umsetzung ist gelungen und sowohl im Bereich der Bildrate, als auch was andere Probleme angeht ist im Test nichts negativ aufgefallen. Der Grafikstil ist schön ausgearbeitet und wenn die Gegner nicht so generisch ausgefallen wären, gäbe es auch hier nichts zu meckern.