Nach einige Kritik-reichen Jahren hat Capcom in den letzten Monaten zahlreiche Fans glücklich gemacht. Natürlich können nicht alle Marken, die in den letzten Jahren außer Acht gelassen wurden, nun eine Fortsetzung oder ein komplettes Remake erhalten. Neuveröffentlichungen eignen sich aber sehr gut dazu, das Interesse der Spielerschaft zu messen. So ist es nun auch bei „Onimusha: Warlords“, das erstmals dank eines HD-Upgrades für die aktuelle Konsolengeneration erscheint. Ob das Spiel den Alterungsprozess überstanden hat, verraten wir euch im Test.

Aber ohne Hüpfen!

Bevor wir zu der HD-Fassung selbst kommen: Was ist  „Onimusha: Warlords“ überhaupt für ein Spiel? In dem Titel übernehmen die Spieler die Rolle von Samonosuke Akechi, der sich einen Namen im Japan der Sengoku-Zeit gemacht hat. Als er einen Brief von einer Prinzessin erhält, die er bereits aus Kindertagen kennt, reist er zu ihr, doch kurz nach seiner Ankunft wird die Dame von Dämonen entführt. Diese haben Teile des Landes erobert, da sie einen Pakt mit Nabunaga eingegangen sind - Grund genug für den Spieler, die Kreaturen zu vernichten und damit auch Japan zu retten.

Die Handlung an sich ist nicht unbedingt schlecht, die Präsentation ist allerdings stark gealtert. Zwischensequenzen lassen sich nicht überspringen, und die damals noch beeindruckenden Videos sind definitiv nicht mehr ansehnlich. Auch die englische Synchronisierung lädt eher zum Lachen ein, als Spannung aufzubauen. Die Geschichte bietet ein gutes Grundgerüst, verkommt allerdings zu einer klischeehaften Reise.

Samurai Evil

Spielerisch orientiert sich das Samurai-Spiel überraschenderweise an Titeln wie „Resident Evil“. Während der Spieler das Geschehen aus fixen Kameraperspektiven beobachtet, steuert er Samonosuke durch Höhlen, Schlösser und andere Schauplätze. Dabei tauchen ständig Dämonen auf, die durch einfache Schläge sowie Elementarangriffe vernichtet werden können. Zwar gibt es eine Block-Position, Ausweichrollen oder ähnliches fehlen allerdings komplett. Obwohl das Kampfsystem nicht so flüssig wie in modernen Genre-Vertretern ausfällt, funktioniert es überraschend gut, auch heute noch. Das richtige Timing abzuwarten, sich durch die Gegner zu schnetzeln und die mächtigen Angriffe ausführen bleibt stets unterhaltsam, auch ohne Kombos. Die Kameraperspektive hingegen dürfte nicht allen gefallen, denn manchmal verschwinden die Gegner aus dem Blickfeld, obwohl sie direkt vor dem Protagonisten stehen. Wer das akzeptieren kann und vielleicht sogar einen Reiz darin sieht, nicht den kompletten Überblick zu haben, wird die knapp fünf Stunden beim ersten Spieldurchlauf sehr genießen - vor allem, weil die unterschiedlichen Waffen alle ihren Nutzen haben.

Besonders wichtig sind die sogenannten Seelen, die getötete Feinde hinterlassen. Anstatt sie automatisch aufzunehmen, muss die Kreis-Taste gedrückt gehalten werden, damit sie zum Helden fliegen. Während dieser Zeit kann er allerdings keine Aktionen ausführen, das Timing des Aufsammelns ist demnach sehr wichtig. Das führt noch mehr Strategie in die Kämpfe ein, vor allem, weil die Seelen nicht nur die Lebens- und Elementarangriffs-Leisten füllen, sondern auch für das Verbessern der Waffen und weiteren Gegenständen notwendig sind. Anstatt wie ein unnötiges Hindernis zu wirken, fügt sich die Mechanik gut in den Spielfluss ein und verhindert, dass „Onimusha: Warlords“ zu einem reinen Hack and Slay wird.

Knobeln für Anfänger

Das Kampfsystem spielt zwar eine große Rolle, das Spiel würde allerdings zu eintönig werden, wenn nicht die Rätsel wären. Diese sind nie allzu schwer zu lösen und neben einigen Codes sowie herauszufinden, wo welche Items eingesetzt werden müssen, hält sich auch die Kreativität in Grenzen. Dennoch lockern diese Momente den Spielablauf auf - kommen allerdings mit Backtracking daher. Es ist nicht besonders spaßig, alte Gebiete erneut zu bereisen, anstatt direkt in die neuen Gebiete zu reisen und die halbwegs offenen Areale strecken eher das Spiel anstatt das Gameplay zu fördern. Auch die Rätsel, die zu einem direkten Tod führen und den Spieler somit an den letzten Speicherort führen, frustrieren ungemein und sorgen für unnötige Wiederholungen. Damit wäre auch schon ein Kritikpunkt aufgedeckt, denn „Onimusha: Warlords“ ist sehr kurz geraten und wer weiß, was getan werden muss, kann das Ende auch in drei Stunden erreichen, was sogar für eine Trophäe notwendig ist. 

Dezent aufgehübscht

Fans und Neulinge zugleich müssen sich bewusst machen, dass es sich bei der Neufassung von „Onimusha: Warlords“ lediglich um eine HD-Aufpolierung handelt. Alle vorhandenen Texturen wurden aufgehübscht und die kräftigeren Farben und deutlich sichtbareren Details machen einiges her, täuschen aber nicht über das Alter hinweg. Die Animationen sind steif, die Gesichter leblos und die vorgerenderten Hintergründe sehen furchtbar aus. Obwohl das Spiel seinerzeit technisch beeindruckte, nutzte es viele Tricks, die nicht gut gealtert sind und somit fühlt sich die Welt sehr leblos an. Ist das einmal akzeptiert, darf man sich über die sehr starken Spielmechaniken freuen, nicht alle können allerdings darüber hinwegsehen. Besser sieht es da schon bei der Musik aus, selbst wenn die Tonqualität besser hätte sein können und die englischen Sprecher eine Lachnummer darstellen.

Stark ist hingegen die neue Steuerung. Während sich der Held über das Steuerkreuz wie ein Panzer steuert, wie es auch im Original der Fall war, steuert man ihn über den Stick auf konventionelle Art. Das führt zwar dazu, dass der Bildwechsel stockend daherkommt, da man den Stick neu ausrichten oder in der Position lassen muss, das Problem ist jedoch nach der Eingewöhnungszeit von wenigen Minuten beseitigt und das Spieltempo erhöht sich noch weiter, weshalb auch das Ausweichen leichter wird. Die Steuerungsmethoden müssen übrigens nicht umgestellt werden, sondern sind jederzeit über die entsprechenden Knöpfe, beziehungsweise den Stick ausführbar.