„Drowning“ ist ein Walking Simulator der minimalistischsten Art. Eine lineare Welt, einige Sätze – mehr gibt es nicht zu sehen. Dennoch schafft es der Titel, seine Botschaft deutlich zu überbringen. Das Spiel von Polygonal Wolf wird dennoch ausschließlich eine kleine Spielerschaft ansprechen können – wieso das so ist, verraten wir im Test.

Starke Erzählung

Das Spielkonzept ist extrem simpel. Der Spieler steuert den Protagonisten aus der Ego-Perspektive durch linear aufgebaute Welten. Zwar gibt es einige wenige verstecke Gegenstände, meist kann der Hauptcharakter den Weg allerdings nicht verlassen, sodass es stets in eine Richtung geht. Die Geschichte selbst wird durch Sätze erzählt, die auf dem Weg aufploppen und leider nicht vertont wurden, was der Atmosphäre sicherlich gut getan hätte.

Die größte Stärke von „Drowning“ ist die Handlung, denn trotz der simplen Präsentation weiß diese zu fesseln. Der Hauptcharakter spricht mit einer Person, die nur als „You“ bezeichnet wird und lässt die Jahre Revue passieren, seitdem er diese kennengelernt hat. Schnell wird deutlich, dass die geheimnisvolle Person nichts Gutes im Schilde führt – und ebenso schnell dürfte jeder Spieler realisieren, dass die Ereignisse nicht wörtlich zu nehmen sind. Natürlich soll hier nichts enthüllt werden, denn das eigentliche Thema wird wunderbar und höchst realistisch aufgearbeitet, und das ausschließlich durch die Sätze auf dem Weg. Diese sind derart nuanciert geschrieben, dass der Spieler sich in den Protagonisten hineinversetzen kann und schnell das Leid nachvollzieht. Das Spiel ist zwar nach rund einer halben Stunde bereits beendet, dennoch darf man noch lange über die entsprechende Botschaft nachdenken.

Mäßige Präsentation

Leider ist „Drowning“ als Spiel selber nicht gerade beeindruckend. Die Welten sind extrem simpel gehalten – was zumindest schon vor dem Kauf ersichtlich ist – allerdings gibt es kaum interessante Objekte in der Umwelt. Die Bäume, Wiesen und Gräser werden schnell eintönig und somit konzentriert man sich ausschließlich auf die Texte, anstatt sich die Umgebungen anzuschauen. Spätere Abschnitte spielen zwar an anderen Orten, diese sind aber noch simpler gehalten. Hier werden die Meinungen auseinandergehen, denn wer eine ansprechende Welt für das Genre benötigt, wird leider nicht bedient. Vielmehr werden einige sich fragen, wieso sie die Kurzgeschichte nicht lieber als Textform genießen sollten. Andere hingegen werden die Symbolik ebenso schätzen wie den sehr angenehmen, fast schon meditativen Soundtrack.

Zumindest die alternativen Enden erfordern vom Spieler, nicht nur dem linearen Weg zu folgen. Es gibt nämlich meist sehr offensichtliche Abwege, die die Geschichte entsprechend verändern und in zwei Fällen zu einem vorzeitigen Finale führen. Das passt wunderbar sowohl in die Erzählung, als auch das metaphorische Bild hinein, was über die Sammelgegenstände nicht behauptet werden kann. Diese wirken willkürlich platziert und da nicht deutlich ist, an welchen Stellen man den Weg mittendrin verlassen kann, um in die Büsche zu gehen, bleibt die Suchaktion störend. Zudem haben sie anscheinend keinen anderen Zweck, als die Trophäen-Liste zu füllen.

Kleine Patzer

Das Spiel leidet zudem unter einigen technischen Problemen. Selbst auf der PlayStation 4 Pro ploppen die simplen Texturen sehr deutlich auf und in die Ferne zu schauen ist deshalb nicht gerade angenehm. Zudem ist das Lauftempo sehr gemächlich und stört insbesondere in den Teilen, in denen die Texte eine Pause machen. Den Abschluss machen die Ladebildschirme, die sehr abrupt erscheinen und zu viel Zeit in Anspruch nehmen.