Rollenspiele gibt es wie Sand am Meer und der Überblick ist bereits verloren. Besonders für kleinere Titel ist es schwer neben den Blockbustern des Genres zu bestehen, denn aufgrund der genretypischen massiven Spielzeit haben wenige Spieler Zeit, auch mal die kleineren Titel anzugehen. Dabei werden natürlich auch Perlen des Genres übersehen. Wir haben uns mit „Rainbow Skies“ einen solchen kleineren Titel angeschaut, und verraten Euch, ob es sich dabei um eine Perle des Genres handelt.

Schlechter Start in den Tag

Die Menschen haben sich auf der mechanischen fliegenden Insel Arca angesiedelt, da sie davon ausgehen, dass die Welt Lunah nicht bewohnbar ist. Einer dieser Bewohner ist Damion, der als angehender Monsterbändiger die Menschen vor gefährlichen Viechern beschützen soll. Eigentlich müsste er nur eine Prüfung ablegen, doch aufgrund von übermäßigem Alkoholgenuss taucht er verkatert zur Prüfung auf und besteht diese nicht. Schlimmer ist allerdings, dass er bei seinem Versagen das Gehege für die Monster zerstört. Mit seinem Prüfer Lyam stürzt er, bei dem Versuch der Korrektur, von der Plattform und landet auf Lunah. Nicht nur finden die beiden heraus, dass es dort nicht lebensfeindlich ist, sondern sie werden versehentlich von der Zauberin Ashly mit einem Bannzauber belegt, sodass die drei sich nicht voneinander entfernen können. Über weite Strecken der Handlung versuchen sie nun, diesen Zauber wieder aufzulösen. 

Ich bin zu alt dafür

Spaß kommt jedoch bei dieser Reise nur selten auf. Sowohl die Spielfiguren als auch andere Charaktere, die während der Reise anzutreffen sind, triefen vor Klischees. Beispielsweise ist Damion der Archetyp eines leicht dämlichen, überheblichen, aber doch sympathischen Helden. Immer wieder gerät er dabei mit dem reifen und cleveren Lyam aneinander. Sympathie für die Figuren oder Spaß an der Erzählung kommt jedoch nie auf. Die Dialoge sind derart kindlich und plump geschrieben, dass der Spieler bereits nach wenigen Minuten restlos genervt ist. Dieses Grundproblem zieht sich durch die gesamte Handlung. Alles wirkt zu klischeebeladen und kindisch, wodurch verhindert wird, dass die Welt einen bleibenden Eindruck hinterlässt oder Figuren sich im Gedächtnis festsetzen. 

Zusätzlich ist die Inszenierung sehr altbacken. Neben wenigen, simplen Zwischensequenzen wird die Handlung durch Gespräche vorangetrieben. Aufgrund dieser Macken fühlt sich die genretypische Spielzeit von circa zwanzig bis vierzig Stunden nicht wie eine befriedigende Reise an, sondern zieht sich wie Kaugummi. Dadurch ist es auch bedeutungslos, wenn zu einem späteren Zeitpunkt nicht nur der Zauber aufgelöst werden muss, sondern gleich das Schicksal der gesamten Welt in den Händen der Figuren liegt. Die Motivation, bis zu diesem Zeitpunkt zu spielen, ist einfach nicht gegeben. 

Wo sind mir nochmal?

Das Trio durchstreift nun die verschiedenen Städte und Gebiete Lunahs, um einen Experten für die Bannlösung zu finden. Die Spielwelt präsentiert sich auf den ersten Blick als weitreichende und abwechslungsreiche Sammlung von Gebieten. Auf den zweiten Blick erkennt der Spieler jedoch, dass es sich um einen Hauptpfad handelt, von dem immer wieder nur kleine Nebenpfade abzweigen. Die Bewegung über die Spielwelt erfolgt nicht frei, sondern nur wie in einem Raster auf fest vorgegebenen Wegen. Außer ein paar zusätzlichen Schatzkisten wartet am Ende der Alternativrouten auch wenig Spannendes und die Motivation zur Erkundung sinkt rapide ab. 

Auch die optische Gestaltung der Welt kann nicht überzeugen. Die Umgebungen erscheinen nicht natürlich, sondern die immer gleichen Felsen und Büsche wurden lieblos über den Bildschirm verteilt. Bei den Aufgabenstellungen, die der Spieler lösen muss, geht „Rainbow Skies“ keine Risiken ein. Monster werden erledigt, Gegenstände gesammelt oder Personen gerettet. Der Mangel an Innovation wäre normalerweise kein Problem, allerdings wird ohne spannenden Hintergrund alles belanglos und es macht keinen Spaß jeden Winkel der Karte zu erforschen oder eine der unzähligen Nebenquest zu erledigen. 

Zug um Zug

Gegner laufen entweder sichtbar auf der Karte herum oder werden per Meldung, die der Spieler angezeigt bekommt, angekündigt. Während einige Begegnungen Pflicht sind, besteht so immer wieder die Option, Kämpfen erst mal aus dem Weg zu gehen. Den Großteil der Zeit verbringt der Spieler jedoch in klassischen Taktikgefechten auf rasterförmigen Schlachtfeldern. Bewegungen und Attacken verbrauchen Aktionspunkte, die möglichst geschickt investiert werden müssen, um die zahlreichen Gegnertypen in die Knie zu zwingen. Es sind ausreichend verschiedene Fähigkeiten im Angebot, sodass jeder Spieler sich einen eigenen Spielstil zurechtlegen kann. Zwar gibt es kleinere Balanceprobleme, wodurch bestimmte Fähigkeiten stärker als andere sind, doch entstehen dadurch keine schwerwiegenden Probleme.

Die Zahl der Monstertypen ist ebenfalls ordentlich und gibt wenig Grund zur Beschwerde. Nerviger ist dann schon, dass der zunächst Schwierigkeitsgrad schwankt und die Schadenswerte und Masse der Monster nicht konstant ansteigt. Clever sind die Kontrahenten nicht und laufen zielstrebig zum Spieler, der grundsätzlich in Unterzahl ist. Aufgrund der Anzahl lässt sich dann stellenweise einfach nicht verhindern, dass die Gegner die Helden erreichen und die Lebenspunkte auf einem höheren Schwierigkeitsgrad einfach schmelzen. Leider unterscheiden sich die Schlachtfelder nicht voneinander und bieten keine Höhenunterschiede oder Hindernisse, die taktisch genutzt werden könnten oder eine Anpassung der Spielweise erfordern. 

Looten und Leveln

Neben den Kämpfen ist der Spieler permanent damit beschäftigt die Statuswerte seiner Helden aufzubessern. Gegner hinterlassen Steine, die einen spezifischen Wert verbessern. Aufgrund des schwankenden Schwierigkeitsgrads sollte der Spieler immer darauf bedacht sein, möglichst viele dieser Steine aufzusammeln. An manchen Stellen wird „Rainbow Skies“ dadurch etwas grindlastig und es müssen reihenweise Kämpfe absolviert werden. Daneben werden Waffen und Rüstungsgegenstände ausgetauscht und neue Fähigkeiten erlernt. Alle diese Systeme funktionieren ordentlich und es fühlt sich gut an, seinen Charakter weiterzuentwickeln. Nervig ist nur das geringe Tragelimit der Taschen, die oft aufgewertet werden müssen, doch bereits nach Spielbeginn immer zu wenig Platz bieten. 

Alleine sind wir schwach, mit Monstern sind wir stark

Der schwankende Schwierigkeitsgrad wird aufgefangen, sobald der Spieler Monstereier von den Gegnern erbeuten kann. Diese Eier können ausgebrütet werden und die geschlüpften Monster unterstützen die Heldengruppe im Kampf. Sie können ebenfalls aufgewertet werden, doch hat es sich im Test als einfacher herausgestellt, sie nur als Fleischschilde zu verwenden und die Aufwertung der Heldengruppe zu priorisieren. Das Gameplay wird durch diese Mechanik wesentlich dynamischer, da es eine Vielzahl an Monstern gibt, wodurch es in den Kämpfen viel mehr Handlungsoptionen gibt. 

Hört sich gut an, sieht alt aus

„Rainbow Skies“ kann zu keinem Zeitpunkt als ansehnlich bezeichnet werden. Obwohl ein Comiclook gewählt wurde, wirkt die Optik altbacken und wäre bereits auf älteren Konsolen nicht zeitgemäß gewesen. Der Soundtrack enthält einige gelungene Stücke, die ein Fantasyepos gekonnt untermalen würden. Doch durch die genannten Schwächen der Spielwelt ergänzen sie nicht das Geschehen, sondern wirkt wie ein Fremdkörper. Die Soundkulisse in Kämpfen ist ebenfalls solide, während die fehlende Sprachausgabe negativ auffällt. Während Dialogen wird gelegentlich ein seltsames Gebrabbel abgespielt, das nervt, anstelle eine sinnvolle Ergänzung darzustellen. Die Bildrate bleibt stabil und weitere technische Probleme sind nicht anzutreffen. Die Steuerung ist unkompliziert und geht schnell von der Hand, die Menüführung ist jedoch stellenweise unübersichtlich und unnötig sperrig. „Rainbow Skies“ wurde als Crossplay-Titel konzipiert und kann daher auch auf der Vita gespielt und gespeichert werden. Sicherlich nett, hat aber in dem Fall keinen weiteren nutzen und damit wenig Auswirkung auf die Endnote. 

https://www.youtube.com/watch?v=2OdMbx8TLEk