Die Mystery Dungeon-Reihe macht vor kaum einer Marke halt, darunter auch „Final Fantasy“. Anstatt die berühmten Helden in die Dungeons zu schicken, ist aber das beliebte Chocobo der Star in „Final Fantasy Fables: Chocobo’s Dungeon“, das 2008 für Wii erschienen ist. Nach über 10 Jahren folgt das Remake, doch lohnt sich ein Blick auf „Chocobo’s Mystery Dungeon EVERY BUDDY!“ auch noch heute?

In einer fremden Welt

Die Geschichte nimmt in dem Spiel eine eher untergeordnete Stellung ein. Der Abenteurer Cid reist mit seinem Baby-Chocobo, um ein mysteriöses Artefakt zu finden. Leider läuft nicht alles nach Plan, und stattdessen landet das Duo in einer fremden Stadt, dessen Einwohner unter Amnesie leiden. Um zu entkommen, das Artefakt zu ergattern und die Bewohner zu retten, müssen sie den Mystery Dungeon bereisen.

Die Geschichte ist natürlich nicht besonders einfallsreich, die kleinen Unterhaltungen stellen sich allerdings als nett heraus und bleiben durchweg charmant. Es gibt sogar einige Wendungen, keine davon werden einen aber umhauen. Wirklich enttäuschend ist eigentlich nur, dass die Zwischensequenzen kein Upgrade erhalten haben und deshalb in unterirdischer Qualität über den Bildschirm flimmern. Das sah schon auf der Wii mäßig aus und ist besonders tragisch, da sie ansonsten liebevoll animiert sind.

Der Mystery Dungeon

Wer ein „Mystery Dungeon“-Spiel gespielt hat, kennt das Prinzip. Der Spieler besucht regelmäßig das berüchtigte Verließ, das jedes Mal aufs Neue zufällig generiert wird. Dort bewegen sich die Gegner nur, wenn auch der Spieler seinen Chocobo bewegt, wodurch jeder Schritt geplant werden kann. Haufenweise Kämpfe sowie zahlreiche Fallen sind zwar ständige Hindernisse, dafür gibt es immer wieder Belohnungen in Form von Items und Ausrüstung, die immens wichtig sind, um möglichst lange in dem Verließ zu überstehen.

Das Grundprinzip hat sich nicht verändert und Genre-Fans wissen ziemlich genau, was sie erwartet. Besonders „Final Fantasy“-Fans werden ihren Spaß haben, schließlich sind die Gegner allesamt aus der Reihe bekannt. Der Schwierigkeitsgrad dürfte dennoch einige abschrecken, schließlich werden Fehler hart bestraft und insbesondere in den späteren Kapiteln kann es stundenlanges Grinden erfordern, bis Fortschritt erzielt wird. Dank eines milderen Schwierigkeitsgrad verliert man derweil die ausgerüsteten Items nicht, doch jeder verlorene Gegenstand ist natürlich ein Ärgernis.

Zufalls-Jobs

Sogar ein Job-System gibt es, das die Fähigkeiten vorgibt. Die einzelnen Jobs könne aufgelevelt werden, und da sie aus der Reihe bekannt sind, könnte hier eine enorm motivierende Spieltiefe erzeugt werden. Leider ist genau das Gegenteil eingetreten, denn für das System benötigt man Job Points, die lediglich zufällig von Gegnern fallen gelassen werden. Dieses Zufallsprinzip ist unfassbar demotivierend und sorgt dafür, dass man entweder grinden muss, um sich zu verbessern, oder direkt nur die nötigsten Upgrade einheimst.

Besser mit Buddys

Anstatt nur ein simples Remaster darzustellen, wurde das Buddy-System eingeführt und lässt jedes Problem entschuldigen. Anhand von Buddy Points, die ebenfalls zufällig gefunden werden können, darf der Spieler Monster rekrutieren, die fortan in den Dungeons automatisch mithelfen. Spezialfähigkeiten dürfen manuell ausgelöst werden, und genau hier kommt die taktische Komponente in das Abenteuer. Es lohnt sich nachzudenken, welche Fähigkeit für welche Herausforderung passend ist und dank der Vielfalt wird der Spieler dazu gezwungen, sich nicht auf nur einen Partner festzufahren. Wer den Bewohnern hilft, darf sogar auf deren Unterstützung hoffen.

Auch hier bestimmt der Zufall die Rekrutierungsmöglichkeiten, allerdings erhält man stets genug, um genug Begleiter parat zu haben. Die große Vielfalt sorgt sogar dafür, dass sich ständiges Wiederholen der Ebenen lohnt, schließlich lernt man die Fähigkeiten von Monstern kennen und kann diese zum Beispiel gegen die Bosse nutzen. Wer nicht gerne alleine unterwegs ist, darf einen lokalen Mitspieler dazu anregen, den Controller in die Hand zu nehmen. Dadurch kann man auch noch besser planen, während es allgemein mehr Spaß macht, zu zweit den Dungeon zu erforschen.

Der ewige Grind

All das hört sich gut an und wird vor allem die Fans zufriedenstellen. Neulinge sollten sich hingegen bewusst sein, dass es in „Chocobo’s Mystery Dungeon EVERY BUDDY!“ eine ganze Menge Grinding gibt. Ständig müssen Gegenstände gesammelt, bessere Ausrüstung gefunden und kleinere Aufgaben erledigt werden, um nicht stecken zu bleiben. Das Spiel ist darauf konzipiert, dass der Schwierigkeitsgrad recht steil ansteigt. Diese Hürden lassen sich ausschließlich durch Grinding beseitigen, was einer Spielergruppe gefällt. Die andere wird hingegen abgeschreckt. Das ist keine direkt Schwäche, sondern vielmehr eine Eigenart der Reihe.

Angestaubt

Machen wir uns nichts vor: Trotz HD-Upgrade ist „Chocobo’s Mystery Dungeon EVERY BUDDY!“ kein schönes Spiel. Mäßige Texturen und steife Animationen sind durchweg sichtbar und machen das Alter mehrfach deutlich. Das Design des Chocobo ist gelungen, doch den Charakteren fehlt das einzigartige Design, vielmehr sehen sie austauschbar aus. Dafür zickt die Bildrate nicht, und auch die Ladezeiten sind angenehm kurz.

Die Musik stellt das genaue Gegenteil dar. Dank Stücken aus zahlreichen „Final Fantasy“-Spielen werden hier haufenweise Ohrwürmer geboten, selbst die Remixes sind liebevoll geraten. Die englische Synchronisation geht in Ordnung, insbesondere die Töne des Chocobos sind aber wunderbar anzuhören. Insgesamt sollte niemand mehr als ein simples Remaster erwarten, zumindest technisch.