NIS America sorgt dafür, dass unzählige Spiele den europäischen Markt erreichen, die vor einigen Jahren noch in Japan geblieben wären. Schaut man sich ein Video zu „Lapis X Labyrinth“ an, wird deutlich, dass die Zielgruppe nicht gerade riesig sein wird. Doch durch unzählige Effekte und einen kurzweiligen Ablauf soll das Spiel eine kleine Perle darstellen – kann das gelingen?

Eine Stadt im Juwelenrausch

Die Geschichte wird anfangs nur kurz angerissen, verkommt aber direkt im Anschluss zur Nebensächlichkeit. Im Grunde geht es um ein Dorf, das auf einer riesigen Geldquelle sitzt und nun jemanden benötigt, ein riesiges Labyrinth zu erkunden, um alle Reichtümer mitzubringen, damit das Dorf expandieren kann.

Dafür erstellt der Spieler anfangs einen Helden, wobei acht Klassen zur Verfügung stehen. Diese kommen natürlich mit diversen Eigenheiten, doch die Entscheidung ist gar nicht so final, wie man anfangs glauben mag. Denn insgesamt darf der Spieler vier Helden gleichzeitig in das Labyrinth schicken, was auch dringend notwendig ist. Also darf man sich einen Helden jeder Klasse und noch mehr erstellen, diese regelmäßig austauschen und dadurch die volle Vielfalt erleben, die die verschiedenen Klassen zu bieten haben.

Rasante Schnetzelei

Einmal im Labyrinth gelandet, ist das Spielziel überaus einfach. Die Truppe muss nämlich lila Kristalle finden, diese zerschlagen und daraufhin ein Portal suchen, um zur nächsten Ebene zu gelangen. Dabei begegnen ihnen zahlreiche Gegner, die durch das simple Kampfsystem eliminiert werden. Alle verfügen über normale sowie vier Spezialangriffe, die mit X und dem rechten Stick ausgeführt werden. Das ist nicht herausfordernd, dafür aber nicht weniger spaßig. Denn meist sind so viele Feinde auf dem Bildschirm, dass man sie gar nicht zählen kann. Einfach in die Menge zu prügeln, die Spezialfähigkeiten zu nutzen und dafür mit Gold belohnt zu werden, ist schlichtweg grandios.

Dabei müssen die Ebenen immer in unter fünf Minuten beendet werden, was den rasanten Ablauf sinnvoll macht. Man läuft und springt durch die Gegend, verprügelt die Feinde und erledigt die Aufgabe, um nach meist mehreren Ebenen beim Boss zu enden. Doch wer im späteren Verlauf nur wild herumschlägt, wird bestraft. Es fällt leicht, die Übersicht zu verlieren und dann plötzlich zu merken, dass einer der Helden gestorben ist – und bis zum Ende der aktuellen Mission auch nicht wiederbelebt wird. Man sollte also alle Charaktere sowie zwei weitere mächtige Angriffe regelmäßig nutzen, um siegreich zu sein.

Goldfieber

Die kurzweilige Action spielt sich extrem flüssig und durchweg unterhaltsam. Stellenweise lässt sich der Spielfluss mit „Dynasty Warriors“ vergleichen, nur noch viel schneller und bunter. Zudem lässt sich eine Fever-Leister füllen, die in einem wahren Spektakel resultiert. Im Fever-Mode erscheinen nämlich große Diamanten, egal ob man auf Steine einschlägt oder Feinde bekämpft, die den gesamten Bildschirm füllen können. Das ist jedes Mal aufs neue ein Highlight und erhöht das Tempo noch weiter, schließlich möchte man möglichst viele Punkte sammeln, solange man in diesem Modus ist.

Glücklicherweise spielen sich alle acht Klassen sehr unterschiedlich. Der stärkste Held ist zugleich am schnellsten besiegt, während die Fernkämpfer überraschend effektiv sein können. Jeder einzelne steuert sich fantastisch präzise und lässt sich sinnvoll einsetzen, um jeden Kampf zu gewinnen. Dabei lassen sich die vier Helden jederzeit austauschen, denn sie sind aufeinandergestapelt. Das bestimmt dann auch die Anzahl der Sprünge, die man in der Luft machen darf, was diverse Erkundungspassagen ermöglicht.

Bis zum Ausgang

Das Labyrinth selbst ist nie wahnsinnig komplex gestaltet, was allerdings zum Spieltempo passt. Schließlich muss man möglichst viele Schätze in den fünf Minuten finden. Dadurch eignet sich das Spiel bestens für kurze Runden, auch wenn es nach einiger Zeit sehr eintönig werden kann. Das liegt auch an den sehr ähnlichen Räumen des Labyrinths, die einem irgendwann zu bekannt vorkommen.

Am Ende jeder Mission wartet ein Boss, der häufig in Form eines normalen Feindes daherkommt, dessen Verteidigung stark erhöht wurde. Das ist sogar eine Stärke, denn in den normalen Kämpfen kann man kaum die Angriffsmuster sehen, schließlich sind die Feinde nach wenigen Schlägen erledigt. Bei Bossen ist rechtzeitiges Ausweichen schon wichtiger und dadurch können alle Gegnerarten zeigen, was sie auf dem Kasten haben.

Wenig Abwechslung

Die Missionen werden an einem Schalter im Dorf ausgewählt und entpuppen leider eine Schwäche. Man muss pro Kapitel, die neue Umgebungen einführen, sechs Aufgaben erledigen, die stets gleich ablaufen und lediglich hartnäckigere Feinde bieten. Allerdings kann man auch direkt die schwierigste auswählen und in den frühen Kapiteln auch ohne Probleme meistern. Anstatt nun die finale Mission freizuschalten, muss man trotzdem die Aufgaben davor abschließen, was zu unerträglichen Wiederholungen führt. Natürlich würde die Abkürzung die Spielzeit extrem senken, doch ein besseres Pacing sowie Balancing der Missionen hätte den Drang verhindern können, mit der größten Herausforderung zu starten und sich dann durch den Rest zu langweilen.

Ansonsten ist auch die Ausrüstung wichtig, schließlich bestimmt diese die Stärke der Truppe. Allerdings kann man nur eine begrenzte Anzahl von Waffen und Ausrüstungsgegenständen anlegen, denn für die gesamte Truppe gibt es ein Limit in Form von Punkten, die jedem Gegenstand zugewiesen sind. Anfangs darf man nur den Wert von 20 Punkten nutzen, doch schon früh lässt sich die Grenze erhöhen. Dennoch wäre es schöner, wenn man direkt seinen besten Loot nutzen könnte.

Belohnend

Allgemein ist der Ablauf nämlich bekannt. Am Ende einer Mission darf der Spieler Kisten mit Schlüsseln öffnen, um Waffen und weitere Gegenstände zu ergattern. Bei denen ist nicht nur die Stärke wichtig, sondern auch die Eigenschaften. Diese erhöhen möglicherweise die Basis-Stärke der Gruppe oder machen sie resistent gegen Statuseffekte, und je mehr Waffen mit den Fähigkeiten ausgerüstet sind, desto effektiver werden diese. Dadurch werden scheinbar schlechte Items überraschend wertvoll, schließlich können diverse Boni deutlich besser sein als reine Stärke.

Verbesserungen lassen sich beim Schmied sogar noch weiter anpassen, der im Laufe des Spieles seinen Laden eröffnet. Sowieso ist es wichtig, alle Stellen regelmäßig aufzusuchen, sei es das Restaurant oder auch der Item-Laden, um sich auf die Missionen vorzubereiten. Leider entpuppt sich der Loot als große Enttäuschung, denn häufig erhält man auch nach mehreren Missionen keine Waffen, die besser sind als das aktuelle Equipment.

Explosion

Optisch hält sich der Titel zurück und bietet viele handgezeichnete Hintergründe sowie simple Charaktere. Zwar sieht man diese sehr häufig, doch das stört wenig, weil sowieso unzählige Effekte abgespielt werden. Zudem ist auch die niedliche Gestaltung sehr ansprechend geraten. Die Bildrate ist derweil wunderbar flüssig, selbst wenn man sich vor den ganzen Juwelen nicht retten kann. Die Musik passt zum Stil und insbesondere die Soundeffekte gestalten die Schläge gegen die Gegnermassen extrem wuchtig.