Die Erfolgsgeschichte von „Final Fantasy XIV“ ist beeindruckend. Als riesige Katastrophe gestartet, wurde das Spiel durch einen Relaunch sowie zwei Erweiterungen zu einem der besten MMORPGs überhaupt. Nun steht Spielern mit „Shadowbringers“ ein neues Abenteuer bevor, weshalb wir uns in die fremde Welt gestürzt und zahlreiche Monster bezwungen haben, um euch zu verraten, ob das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte geschrieben wird.

Die Bedrohung des Lichts

Die Geschichte ist zugleich einer der stärksten Aspekte von „Shadowbringers“. Der Spieler findet sich nämlich einem alternativen Universum wieder, The First genannt. Dort ist das Gleichgewicht zwischen Licht und Finsternis durcheinandergebracht worden, während mächtige Kreaturen Angst und Schrecken verbreiten. Das Licht stellt plötzlich eine Bedrohung dar, sodass der Held des bisherigen Abenteuers selbst zum Krieger der Finsternis werden muss, um die fremde Welt vor dem drohenden Untergang zu retten.

Bereits der Start entpuppt sich als Überraschung, denn der Spieler darf selbst eines von zwei Gebieten wählen, in dem das Abenteuer starten soll. Die Erfahrung ähneln sich aber, denn die Bevölkerung leidet und verliert jegliche Hoffnung auf bessere Tage. Das wird anhand der ersten Quests deutlich, die extrem duster geraten sind und einige Wendungen und Informationen beinhalten, die man nicht von „Final Fantasy XIV“ erwarten würde.

Emotionaler Horror

Auch im weiteren Verlauf bestätigt sich dieser Ersteindruck. The First ist eine Welt voller Licht, die den Menschen das Grauen bringt. Schnell gibt es die ersten Wendungen, die einen ebenso schockieren wie in den vorherigen Abenteuern, allerdings wird ein viel größerer Fokus auf den eigenen Heldentrupp gelegt. Jedes Mitglied erhält seine eigenen Momente, in denen sie sich beweisen können oder persönliche Geschichten erzählen, sodass sich das Ensemble lebendiger und komplexer als jemals zuvor darstellt. Selbst der Protagonist wird noch interessanter, schließlich zerreißen ihn seine inneren Konflikte sowie sein Weltbild, das sich ändern muss.

Für den Spieler ist es derweil interessant, dass sich „Shadowbringers“ wie ein Neuanfang anfühlt. Hat das Hauptspiel noch die Geschichte eines Neulings erzählt, der zum Helden aufstieg, behielt der eigene Charakter diesen Status weitestgehend. Nun ist er aber wieder ein Niemand und muss sich erst seinen Ruf erkämpfen, was frischen Wind in die Handlung bringt. Zudem ist jede Mission absurd spannend geschrieben und man bleibt gefesselt am TV um zu erfahren, was als nächstes geschieht. Es wird brutal, düster, sehr komplex – was das neueste Abenteuer zu einem der besten in der „Final Fantasy“-Geschichte macht.

Mehr als nur ein Spiegel

Die neue Welt weiß ebenfalls auf ganzer Linie abzuliefern. Es gibt bunte Gebiete und helle Ortschaften, während die Städte wunderbar detailliert geraten sind und derart viel Persönlichkeit versprühen, dass man sich gerne stundenlang dort aufhält. Doch anstatt nur lebendiger zu wirken, weiß jedes Gebiet durch ein einzigartiges Design zu begeistern. Die Macher haben sich die Kritik zu Herzen genommen, denn obwohl „Final Fantasy XIV“ nie eine langweilige Welt bot, gibt es nun noch mehr Abwechslung und noch mehr einzigartige Gebiete, in die man gerne zurückkehrt. Dabei handelt es sich eigentlich um eine alternative Version der bekannten Welt, und somit gibt es zahlreiche Anspielungen, und sogar die Form ist identisch. Die Änderungen sind dennoch groß genug um festzuhalten, dass hier eine neue Welt ihr Debüt feuert.

Dasselbe lässt sich nicht unbedingt über die Dungeons sagen, die weiterhin recht linear aufgebaut sind und sich nur leicht weiterentwickelt haben. Zumindest sind sie nun besser in die Geschichte eingebunden, denn statt beliebige Bosse an das Ende zu stellen, werden diese nun stets in die Handlungen eingebaut und ergeben somit im Kontext Sinn. Derweil wird es interessant, alte Gebiete erneut aufzusuchen, da sich sie sogar im Verlauf der Geschichte verändern. Genau so muss fantastisches Worldbuilding funktionieren!

Sinnvolle Überarbeitungen

Im Kampfsystem gibt es die gewohnten Überarbeitungen. Besonders das Charged Action System sticht heraus, durch das man Angriffe aufladen kann, um sie später gestärkt zu entfesseln. Ansonsten sind die Kämpfe dynamischer geworden, einige Klassenmechaniken wurden überarbeitet und zahlreiche Fähigkeiten entfernt, um ein faires Balancing zu ermöglichen. Das hat aktuell leider insbesondere die Heiler und Magier getroffen, die nun mitunter etwas zu schwach geraten sind, um ein spaßiges Erlebnis zu bieten. Wer also menschliche Mitspieler sucht, darf lange auf die nun begehrten Klassen warten, die kaum einer spielt.

Durch das Trust-System wird dem Problem entgegengewirkt, es entpuppt sich aber als echtes Highlight. Erledigt man nämlich genug Quests für NPCs, kann man diese fortan anheuern, um Dungeons auch ohne Mitspieler anzugehen. Die KI ist überraschend gut geraten und reagiert meist sehr logisch, sodass man nicht im Nachteil ist. Natürlich bleibt das Spiel ein MMORPG, aber es ist sehr angenehm, sich nicht immer dem Druck auszusetzen, innerhalb der Gruppe keine Fehler zu machen. Je besser die Beziehung zum NPC, desto eher werden auch Schwachstellen der Gegner angegriffen, es lohnt sich also, Zeit in das System zu investieren.

Neue Klassen, neue Jobs

Gleich zwei neue Klassen gibt es, wobei diese an Geschlechter gebunden sind. Viera sind immer weiblich, Hrothgar immer männlich. Beide machen so einiges her, deutlich interessanter sind aber die Jobs, die den Spielstil immens beeinflussen. Insbesondere die agile Dancer-Klasse begeistert, weil der Spieler sowohl im Fern- als auch im Nahkampf Schaden anrichten kann, dabei aber auch sehr schnell zu Fuß bleibt. Der Gunbreaker ist derweil ein Tank, der immer stärker wird. Die Jobs aufzuleveln und sich an die Feinheiten zu gewöhnen, werden ebenfalls zu Highlights, in die man zahlreiche Stunden stecken möchte, weil die Vielfalt mitunter erst nach einigen Stunden wirklich ersichtlich wird.

Bahnbrechende Vielfalt

Die Quests selbst sind wunderbar komplex geraten. Jede Haupt- sowie Nebenmission bietet nun eine derart gute Handlung, dass man sie nicht mehr schlicht abarbeitet, sondern gespannt wissen will, was als nächstes geschieht. Zudem werden altbekannte Aufgaben aufgelockert und mit neuen Spielzielen bereichert, weshalb es motivierender bleibt, jede Quest anzunehmen. Dabei hilft es enorm, dass auch Nebenmissionen mitscalen – deshalb erhält man stets eine faire Belohnung und zu leichte Aufgaben werden entfernt. Zusammen mit klassenspezifischen Missionen, die einen noch tiefer in die Welt des eigenen Helden abtauchen lassen, ist der Umfang einmal mehr beeindruckend. Selbst typische Missionen, in denen Gegner besiegt werden müssen, sind in dermaßen gute Geschichten eingebunden, dass man sie niemals überspringen will. In einem Einzelspieler-Abenteuer wäre diese Qualität bereits beeindruckend gewesen, für ein MMO wirkt das revolutionär.

Was die Zukunft bringt

Natürlich ist das aktuelle Produkt noch nicht das fertige. Am Ende von „Shadowbringers“ sollten Spieler Stufe 80 erreicht haben, und dafür muss man auch tatsächlich fast alle Missionen erledigt haben, wenn man nicht grinden möchte. Weitere Inhalte und Ereignisse werden in kommenden Updates folgen, sodass es jeder Woche Gründe geben wird, sich erneut in die Welt zu stürzen. So etwas lässt sich in einem Review nur schwer abschätzen, doch alleine das aktuelle Paket ist seien Preis mehr als Wert. Zudem ist auch die Musik einmal mehr atemberaubend, und sogar Nebencharaktere wurden nun vertont.