„Kill la Kill“ ist ein Anime voller Klischees – und genau das macht ihn so gut. In der Serie werden nämlich all diese Klischees dermaßen übertrieben dargestellt, dass man sich das Lachen kaum verkneifen kann. Gleichzeitig wird eine wunderbar überdrehte Geschichte erzählt, die irgendwann dermaßen an Spannung gewinnt, dass man Ryuko Matoi, Satsuki Kiryuin und die restlichen Schüler gar nicht verlassen will. Nun gibt es dank „Kill la Kill The Game: IF“ das Wiedersehen in Videospielform – auch, wenn es nur ein kurzer Trip ist.

Satsukis andere Seite

Die Hauptattraktion ist die sogenannte IF-Story. In dieser verfolgt man die Ereignisse ab dem Kampf von Ryuko gegen die fünf besten Schüler der Honnouji Academy aus der Sicht von Satsuki. Kurz vor dem Finale erscheint aber nicht nur Nui Harime, sondern Ragyo, und ab diesem Moment verlaufen die Ereignisse anders, als man sie aus der Serie kennt. Wer diese nicht geschaut hat, wird nun ordentlich verwirrt sein. Allerdings sind Fans des Anime die Zielgruppe, weshalb die vorherigen Geschehnisse lediglich grob zusammengefasst werden. Ist der Modus beendet, darf man die Ereignisse erneut aus der Sicht von Ryuko erleben, was einige alternative Szenen sowie Publikumsliebling Mako mit sich bringt.

Deutlich beeindruckender als die eigentliche Geschichte, die leider nicht fesseln kann, ist die Präsentation. Es gibt keine Standbilder oder starre Dialog-Szenen, sondern ausschließlich komplett animierte Zwischensequenzen. Diese sehen beeindruckend aus, da sie trotz weniger Detail und einer niedrigeren Bildrate mit dem Anime konkurrieren können. Es fühlt sich häufig so an, als würde man einen Film schauen, denn diese Momente sind nie zu kurz geraten. Die Präsentation gehört zu den besten, die man jemals in einer Anime-Adaption erleben durfte, weshalb Fans voll auf ihre Kosten kommen.

Prügeln bis zum Umfallen

Das Kampfsystem selbst ist auf den ersten Blick simpel gehalten. Die Charaktere können Springen, per Dash auf den Gegner zurasen, Ausweichen und Blocken. Neben normalen Schlägen, die zu Kombos aneinandergereiht werden können, gibt es noch einen Knopf für Fernangriffe sowie für das Konter-Manöver, mit dem Kombos unterbrochen und Blockaden überwunden werden können. Das wirkt anfangs noch wenig vielfältig, doch je nachdem, ob man die Angriffe in der Luft oder am Boden ausführt, verhalten sie sich unterschiedlich. Auch die Stick-Bewegung wird wichtig, denn sie verändert die Art des Angriffes, während verschiedene Kombos aus den jeweiligen Schlägen in bestimmten Situationen einen entscheidenden Vorteil erzielen können.

Das schönste am Kampfsystem ist, dass jeder damit Spaß haben kann. Auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad werden sich sogar Serien-Neulinge nach dem Tutorial wunderbar einfinden können und dürfen die actionreichen Matches, die erstklassig inszeniert wurden, genießen. Gleichzeitig werden diese aber nicht unterfordert, sondern müssen sich anstrengen, um in den späteren Kapiteln der Geschichte nicht zu unterliegen. Profis hingegen dürfen sich den zahlreichen Feinheiten widmen, auch wenn hier nicht die Komplexität der großen Prügelspiele geboten wird. Vielmehr beweisen der Story-Modus sowie das Kampfsystem, dass hier Fans ein optisch und spielerisch dermaßen gutes Spiel erhalten, dass sie sich gerechterweise über den mangelnden Inhalt aufregen dürfen.

Viel zu schnell vorbei

Leider ist der Inhalt selbst das große Manko. Das beginnt bereits bei den Charakteren, von denen es lediglich acht gibt. Diese sind überraschend vielfältig und überzeugen durch Mechaniken, die nur auf einzelne zutreffen. Leider erlebt man davon im Story-Modus überhaupt nichts, denn man steuert lediglich die beiden Protagonistinnen. Das ist eine ärgerliche, verpasste Chance, schließlich ist die mit rund drei Stunden sehr kurz geratene Geschichte die Hauptanlaufstelle für Fans. Ansonsten gibt es lediglich normale Matches gegen Freunde, sowohl lokal als auch online, Ranglisten-Kämpfe sowie Gefechte gegen die KI. Im Übungsmodus darf man sich auch austoben, dort gibt es aber lediglich Abkopplungen der Level aus der Geschichte, zum Beispiel tritt man gegen mehrere Anzüge gleichzeitig an. Das ist kurzzeitig unterhaltsam, motiviert aber überhaupt nicht, noch mehr Zeit in „Kill la Kill The Game: IF“ zu stecken.

Auch bei den sechs Arenen lässt sich wenig loben, denn sie ähneln sich optisch zu stark und bieten bis auf ihre Größe keine Eigenheiten, die sich auf den Kampf auswirken. Es mangelt an fast jeder Ecke an Inhalt, sodass sich diejenigen, die den Online-Modus ignorieren wollen, viel zu schnell alles gesehen haben und das Interesse verlieren werden. Zwar gibt es Charaktermodelle, einen Soundtest und man darf die Figuren in einem eigenen Diorama platzieren, diese Boni ändern aber nichts an dem spielerischen Inhalt. Es wurden bereits zwei zusätzliche, kostenlose Charaktere versprochen, doch werden diese höchstwahrscheinlich nicht länger fesseln können, wenn es nicht einmal einen Arcade-Modus gibt.

Kleine Kratzer

Der Artstil ist ohne Frage die größte Stärke des Spieles. Der gezeichnete Stil wurde perfekt in die dritte Dimension übertragen und sieht mitunter atemberaubend aus. Auch die Animationen sind dermaßen wuchtig, dass man in jeder Szene sieht, dass Studio Trigger an der Produktion beteiligt war. Einige Bilder sehen dem Anime sogar zum Verwechseln ähnlich, lediglich die nicht perfekte Kantenglättung verrät in den Kämpfen, dass es sich um ein Videospiel handelt. Der Soundtrack ist derweil ebenso perfekt wie die japanischen Sprecher und die Soundeffekte. Leider gibt es gelegentlich kleine Ruckler in Matches, diese stören aber wenig, da sie meist in den chaotischeren Kämpfen gegen mehrere Feinde auftauchen.