Das Genre der Ego-Puzzler hat bereits „Myst“ für den Massenmarkt etabliert. Den Reiz der Puzzleräume konnte aber erst „Portal“ in die Moderne verfrachten, das als Trittbrett für zahlreiche Spiele diente, die aus der Prämisse etwas Eigenes gebastelt haben. Genau deshalb gibt es auch „The Sojourn“, das wenig erzählt, dafür aber einige Knobeleien bietet, die selbst Genreveteranen zum Grübeln bringen.

Rätselstatue

Das Spielprinzip ist mit wenigen Worten erklärt und lässt den Spieler sofort selbst ausprobieren. In „The Sojourn“ dreht sich alles um die Schattenwelt sowie Statuen, aus denen jedes Rätsel geformt wird. Das beste Beispiel ist der Beginn, denn eine Brücke lässt sich nur überqueren, wenn sich der Spieler in der dunklen Welt befindet. Dafür muss er auf einer Plattform stehen, nach einer bestimmten Anzahl von Schritten wird der Spieler aber wieder in die normale Welt befördert.

Glücklicherweise ist es möglich, in der Schattenwelt diverse Statuen zu benutzen. Die erste von ihnen lässt den Spieler die Position mit ihr tauschen, was für zahlreiche Rätsel notwendig ist. Wer die Statue passend einsetzt, kann dadurch stets wieder zur wichtigen Plattform zurückkehren und somit ewig lang die übernatürlichen Fähigkeiten nutzen. Natürlich kommen noch viele weitere Elemente hinzu, darunter eine Harfe, die für eine bestimmte Zeit zerstörte Objekte repariert, oder Lichtstrahlen, die den Wechsel zwischen den Welten erleichtern.

Erfrischend knifflig

Dieses Spielprinzip ist sehr einleuchtend, dennoch lassen es die Macher für die erste Stunde ruhig angehen. Das ist definitiv notwendig, schließlich erhöht sich der Schwierigkeitsgrad in den darauffolgenden Stunden enorm. Durch die Einführung immer weiterer Objekte, die allesamt geschickt genutzt und kombiniert werden müssen, um den Ausgang zu erreichen, werden die Rätsel durchweg komplexer. Das kann natürlich zu Situationen führen, in denen man nicht weiterkommt. Doch sich durchzubeißen und nach einer Stunde die Lösung auszuarbeiten, kann überaus motivierend sein. Eine Hinweisfunktion hätte dem Spiel dennoch nicht geschadet.

Als ob der beeindruckende Umfang nicht schon genug wäre, gibt es häufig optionale Schriftrollen, deren Erreichen die Rätsel um eine weitere Dimension erweitert. Das Sammeln lässt leider zugleich den Fokus der eigentlichen Herausforderungen verschwinden. Es kann kniffklig genug sein, die Hauptaufgaben zu erledigen, und obwohl manchmal nur einige zusätzliche Schritte getätigt werden müssen, lenken andere eher ab, statt eine nette Nebenaufgabe zu bieten. Insgesamt ist das aber nur ein kleiner Kratzer, denn ansonsten macht das Spiel kaum etwas falsch.

Welt der Harmonie

Optisch kann „The Sojourn“ auf ganzer Linie punkten. Die wunderschönen Umgebungen bieten etwas Geheimnisvolles, während sich die eigentlichen Level erst auf magische Weise aufbauen, wenn der Spieler die Welten betritt. Hinzu kommt eine sehr atmosphärische Musik, die die Rätsel bestens begleitet, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Die Handlung dürfte derweil nicht allen gefallen. Sie wird nämlich durch kryptische Sätze gepaart mit Statuen erzählt, die Menschen mit Augenbinden darstellen. Zwar lässt sich eine Narration herauslesen, diese bleibt aber zu vage und geheimnisvoll, als dass sie ohne Analyse verstanden werden könnte. Viele Spiele arbeiten mit dieser Art der Geschichtenerzählung, „The Sojourn“ treibt das aber leider etwas zu weit.