Es ist kurios: Ohne eine langfristige Ankündigung, dafür aber mit einer fragwürdigen Early Access-Kampagne durften Spieler einen ersten Blick auf „Plants vs. Zombies: Schlacht um Neighborville“ werfen. Dabei handelt es sich im spielerischen Sinne um den dritten Ableger der „Garden Warfare“-Reihe, der jedoch deutlich weniger vermarktet wurde, als seine beiden Vorgänger. Das ist schade, denn nach unterhaltsamen Stunden mit der Vollversion wird deutlich, dass die Macher auf den Stärken der Reihe aufbauen.

Die Hubwelt

Einmal gestartet, landet der Spieler in der Basis der Pflanzen und darf sich dort austoben. Der Bereich ist noch lebendiger gestaltet als im Vorgänger, mit zahlreichen NPCs, Mini-Spielen und sogar einem PvP-Bereich, in den man jederzeit und ohne Ladebildschirm springen kann, um die Charaktere oder Anpassungen auszuprobieren. Natürlich überzeugt der Zombie-Bereich ebenso, weshalb es sehr unterhaltsam bleibt, sich zwischen den Matches hier auszutoben. Und auch eine wichtige Neuerung darf man in diesen Arealen genießen: Es ist endlich möglich, zu sprinten.

Mehr als nur Online-Schlachten

Wer das Tutorial absolviert, wird nicht etwa im Anschluss in ein Mehrspieler-Gefecht befördert. Stattdessen geht es in die neue Kampagne, die aus überraschend großen Arealen besteht, in denen Quests absolviert werden. Direkt zu Beginn geht es um den tollen Humor: Um in eine Zombie-Arena zu kommen, muss ein Rasenmäher evakuiert und kostümiert werden, damit die Pflanze einen coolen Begleiter bei sich hat. Spielerisch wird nur Standardware geboten, denn neben Eskortmissionen, Wellen an Feinden und dem typischen Laufen von A nach B entpuppen sich lediglich die Bosskämpfe als angenehmen Abwechslung. Diese sind durchaus fordernd, dafür aber stets kreativ gestaltet, sodass man nicht einfach nur drauflosschießen kann.

Dennoch kann der gesamte Modus überzeugen. Das liegt allen voran an der fantastischen Präsentation, da alle NPCs durch verrückte Designs und lebhafte Animationen schlicht wunderbar aussehen. Auch die kurzen Dialoge bieten haufenweise Witze, die überraschend häufig zünden, und die Welten selbst sind extrem detailliert geraten, sodass man sich auch ohne Mission gerne durch die Orte schießt. Da es eine Kampagne für die Pflanzen und eine für die Zombies gibt, ist für genügend Inhalte gesorgt.

Liebenswerte Pflanzen, niedliche Zombies

Eine große Veränderung gibt es bei den Charakteren. Alle vierzehn Pflanzen und Zombies kehren zurück und wurden etwas verfeinert, damit sie sich noch flüssiger spielen, während neue Fähigkeiten für frischen Wind sorgen. Zudem gibt es auf jeder Seite drei neue Helden, die völlig neue Spielstile einführen und somit die spielerische Breite erweitern. Glücklicherweise müssen die Fähigkeiten nicht mehr freigeschaltet werden, sodass es direkt in die Action gehen kann. Der Vorteil wird schnell deutlich, denn jeder Charakter wurde unfassbar charmant gestaltet, verfügt über zahlreiche Animationen und spielt sich durchweg flüssig, selbst wenn man sich an die Neuzugänge erst gewöhnen muss.

Diejenigen, die den Vorgänger intensiv gespielt haben, werden derweil weniger Vielfalt sehen. Die Charaktervarianten sind nämlich nicht mehr vorhanden, stattdessen können die Charaktere über Perks angepasst werden. Dadurch schwindet natürlich die optische Abwechslung, denn während es nun nur noch eine Erbsenkanone gibt, gab es im Vorgänger futuristische oder brennende Varianten, die eigene Effekte mit sich brachten. Auf der anderen Seite muss man nun nicht mehr so viel Zeit investieren, um zufällige Kartenpakete zu öffnen und zu hoffen, eine gewünschte Variante zu erhalten. Vielmehr ist die Charakteranpassung zugänglicher geworden, sodass Neulinge oder Gelegenheitsspieler viel mehr Freiheiten nutzen können. Es bleibt eine Geschmackssache, doch zumindest die optischen Vielfalt werden viele vermissen.

Der Kern

Natürlich bleibt das Herzstück die Mehrspieler-Komponente. In Sachen Modi gibt es das, was Fans zu schätzen gelernt haben: Normale Team Deathmatches, Revier-Übernahme sowie Gartenzwergbombe, Suburbination und Abschuss bestätigt kehren allesamt zurück und sorgen für unterhaltsame Matches, in denen es zu zahlreichen chaotischen Situationen kommt. Besonders sticht die Kampf-Arena heraus, denn hier treten lediglich Viererteams an, doch ein Spieler wird nicht respawnt, wenn er erwischt wird. Zudem werden in jeder Runde Charaktere gesperrt, wodurch ein kurzweiliges und zugleich strategisches Erlebnis entsteht.

Wie auch schon bei den Vorgängern geht es nicht um tiefe Taktiken, und obwohl Teamwork meist die bessere Lösung ist, verstrickt sich das Spiel nicht in tiefe Meta-Ebenen. Vielmehr gibt es keinen zugänglicheren Shooter, denn auch nach Monaten sollte man keine Probleme haben, mit anderen mitzuhalten. Einerseits bedeutet das, dass diejenigen, die hunderte Stunden in das Spiel stecken, nicht gerade entlohnt werden und sich manchmal über ärgerliche Situationen aufregen werden. Zugleich ist es regelrecht entspannend, immer mal wieder in paar Runden zu spielen, und genau für diese Zielgruppe ist „Plants vs. Zombies: Schlacht um Neighborville“ gemacht.

Kleine Patzer

Das bedeutet natürlich nicht, dass das Spiel ohne Fehler auskommt. Zum einen muss die Karten-Rotation verbessert werden. Einige Modi, in denen es auf schnelle Gefechte ankommt, leiden nämlich unter den verwinkelten Orten, in denen es viel zu lange dauert, bis man Gegner gefunden hat. Währenddessen gibt es lediglich eine Kampf-Arena, was gerade deshalb so schade ist, weil somit die Abwechslung in einem der spaßigsten Modi fehlt.

Und dann wäre da natürlich die Zufallskomponente in Sachen Belohnungen. Gegen Münzen, die man sich erspielen kann, dürfen zufällige Kleidungteile oder Kostüme aus einem Automaten gezogen werden. Hier kommt dann auch die erwünschte optische Vielfalt ins Spiel, wobei es schade ist, dass sie nicht mit spielerischen Veränderungen daherkommen. Natürlich gibt es hier das klassische Problem: Wer ein bestimmtes Kostüm möchte, muss viel zu viele Stunden investieren, und erhält währenddessen mitunter Kostüme, die er niemals nutzen wird.

Unglaublich charmant

In Sachen Optik haben sich die Macher einmal mehr übertroffen. Unglaublich detaillierte Schauplätze, expressive Charaktere und kräftige Farben lassen jeden Ort erstrahlen und wie aus einem Animationsfilm wirken. Bereits bei der Charakterauswahl sind Lacher garantiert – so gut sieht kaum ein Spiel aus. Umso ärgerlicher sind diverse Texturen, die sich spät aufbauen, selbst auf PlayStation 4 Pro. Dafür macht die Bildrate keine Probleme, und auch die Online-Verbindung kam ohne einen einzigen Abbruch aus. Die Musik passt gut zum Geschehen, ist aber nicht gerade erinnerungswürdig. Das muss sie glücklicherweise auch nicht sein, da die zahlreichen Soundeffekte niemals eintönig werden.