Was geschieht nach dem Tod? Mit dieser Frage beschäftigten sich schon viele Philosophen und Theologen, doch eine definitive Antwort gibt es nicht. Das Team von Piccolo Studios bedient sich bei „Arise: A Simple Story“ deshalb einer traumhaften Theorie, die in ihren besten Momenten zugleich melancholisch als auch wunderschön ist. Doch reicht eine traumhafte Welt, um auch auf der spielerischen Seite zu begeistern?

Sprachlos

Das gesamte Spiel kommt ohne Worte aus, ist dafür aber auch selbsterklärend. Das Abenteuer beginnt mit dem Tod des Helden, woraufhin dieser sich in einer fantastischen Welt wiederfindet. In mehreren Leveln durchlebt er einige der einschneidendsten Momente seines Lebens erneut, wobei es hier nicht um Nachstellungen geht. Vielmehr spielen die Macher mit einer Mischung aus Momentaufnahmen durch Statuen sowie einen riesigen Haufen Metaphern, deren Deutung zwar nicht schwer ist, die dafür ihren Effekt vollständig entfalten.

Die große Abwechslung ist dabei stets bemerkenswert. Von einer unglaublich bunten Welt voller Bienen und Blumen bis hin zu düsteren Höhlen und Fegefeuern ist alles dabei, was man sich nur vorstellen kann. Dieser extreme Wechsel wird natürlich begründet, denn das Leben des Heldens, wenn man ihn so nennen kann, ist allen voran von tragischen Ereignissen geprägt. Das ergibt zwar weniger bunte Level, dafür geht es umso atmosphärischer zur Sache. Der Spieler leidet regelrecht mit, und dürfte am bittersüßen Ende auch eine Träne verlieren – sowie viele schon zuvor.

Zwischen Geschicklichkeit und Rätseln

Obwohl sich jedes Level um diverse Elemente dreht, geht es stets um Zeitmanipulation. Der Spieler kann mit dem rechten Stick nämlich innerhalb eines Zeitfensters spulen, wodurch sich das gesamte Level verändert. Mal befinden sich Tiere an anderen Stellen, mal muss erst zur Flut gespult werden, damit Plattformen entstehen. Das Konzept wird anfangs noch simpel eingeführt, doch bis zum Finale schaffen es die Macher größtenteils, interessante Konzepte damit zu verbinden, sodass sich jedes Level sehr eigenständig anfühlt. Es gilt sogar einige Rätsel zu lösen, doch den Kopf wird man sich nicht zerbrechen.

Vielmehr geht es um das spielerische Erlebnis. Die Welten und die Präsentation sind an sich schon stark, doch dank der Zeitmanipulation wird „Arise“ nicht zu einem Walking Simulator. Dennoch wäre es schön gewesen, wenn zumindest einige der Level eine größere Herausforderung dargestellt hätten, denn wenn man einmal einen Trick entdeckt hat, wird dieser in einigen Leveln leider nur wiederholt. Dafür sollte man unbedingt nach den Sammelgegenständen suchen, die gut versteckt wurden und die Geschichte auf eine derart sinnvolle Weise bereichern, dass man sich fragt, wieso das nicht in das eigentliche Abenteuer eingearbeitet wurde.

Die große Hürde

Leider muss man mit dem linken Stick den tragischen Helden selbst steuern, was sich bereits im zweiten Level als eigene Herausforderung entpuppt. Er ist träge, reagiert nur verzögert auf die Eingaben und präzise Sprünge enden schnell im zweiten Tod, obwohl dieser dank fairer Rücksetzpunkte nicht allzu tragisch ist. Es macht zwar im Kontext der Handlung Sinn, dass er nicht der agilste Charakter ist, doch das passt schlichtweg nicht zum Leveldesign.

Mal muss von Spinnennetz zu Spinnennetz gesprungen werden, mal muss man möglichst schnell zwischen Gegnern herlaufen und auch eisige Plattformen erfordern Präzision, die schlichtweg nicht von der Charaktersteuerung geboten wird. Gepaart mit einigen Bugs, denn man kann sich durchaus zwischen Plattformen aufhängen, kommt es zu frustrierenden Momenten, die die wahnsinnig starke Atmosphäre untergraben. All das verkraftet man gerne und stört auch nicht permanent, doch es hindert „Arise“ daran, zu den besten Titeln des Jahres zu gehören. Zwar haben die Macher die groben Probleme mit einem Patch behoben, leider bleibt die Physik kontraproduktiv und führt weiterhin zu unfreiwilligen Toden, für die der Spieler nicht immer etwas kann.

Keine Probleme

Dafür läuft neben den kleinen Bugs alles rund. Optisch weiß das Spiel zu begeistern, doch auch der Soundtrack ist stets passend und kann sogar bedrohlich wirken. Die Ladezeiten sind glücklicherweise nicht zu lang geraten, auch wenn die einleitende Animation etwas zu lange dauert, wenn man zu bereits gemeisterten Herausforderungen zurückkehrt.