Die Geschichte von „Dragon Ball Z“ wurde schon unzählige Male in Videospielen erzählt. Sucht man aber nach einer Umsetzung für Neulinge, die die Geschichte zum ersten Mal erleben wollen, wird der Kreis der Kandidaten plötzlich sehr klein. Deshalb haben sich viele auf „Dragon Ball Z: Kakarot“ gefreut, das die spannenden Sagas der Vorlage nicht nur nacherzählt, sondern auch entsprechend bombastisch inszenieren will. Ob der Mix aus Anime-Epik und Action-RPG gelungen ist, verraten wir euch im Test.

Die Saiyajins sind los!

Fast schon ungewohnt für ein „Dragon Ball“-Spiel stellt die Handlung einen der wichtigsten Bestandteile des Abenteuers dar. Das Abenteuer beginnt fast an derselben Stelle wie der Anime, nämlich mit einem kleinen Ausflug von Son Goku mit seinem Sohn Son Gohan. Natürlich hält die Harmonie nicht lange an, denn als der Held seine Freunde besucht, wird sein Sohn von Raditz entführt, und die Dinge nehmen ihren Lauf. Fortan kämpft Goku gegen seinen Bruder und Vegeta, reist auf einen fremden Planeten, um Freezer zu besiegen, stellt sich den Cell-Spielen und rettet die Welt vor Majin Boo, wobei stets seine Freunde mit an Bord sind.

Die Geschichte ist soweit bekannt, allerdings wird sie diesmal ausführlich erzählt. Natürlich fehlen einige Momente, insbesondere im Vergleich zum Anime, doch es ist tatsächlich möglich, der Geschichte ohne Vorwissen zu folgen. Selbst dann darf man sich über leichtherzige sowie epische Szenen freuen, und gerade Letztere wurden bombastisch inszeniert, sodass sie selbst mit der Vorlage konkurrieren können. Und auch wenn die ruhigen und lustigen Momente oft steif animiert wurden, sind sie wunderbar geschrieben und verpassen dem Spiel eine unerwartete Note, denn auch neben der Action kann „Dragon Ball Z: Kakarot“ unterhalten. Es ist diese Mischung, die das Spiel zur bislang besten Adaption des Anime macht.

Blitzschnelle Prügeleien der Superhelden

Der zweite der drei Grundpfeiler ist das Kampfsystem, mit dem man natürlich viel Zeit verbringen wird. Dieses ist weitaus weniger kompliziert gestaltet als in „Dragon Ball FighterZ“, auch wenn eine Eingewöhnungszeit vorausgesetzt wird. Es gibt normale Schläge, Ki-Projektile sowie eine Anzeige, die durch das Gedrückthalten des Dreieck-Knopfs gefüllt wird, ähnlich wie in der „Ultimate Ninja Storm“-Reihe. Dadurch können Spezialangriffe ausgeführt werden, für die man sich aber keine Kombinationen merken muss. Somit wird es zu einem Kinderspiel, ein Kamehameha und andere ikonische Angriffe auszuführen.

Natürlich gibt es noch eine Mechanik fürs Blocken, bei der man sich sogar hinter den Gegner teleportieren oder ihn wegschleudern kann. Fairerweise kann der Feind das auch, was zu einem rasanten Wechselspiel führt. Hinzu kommt noch eine Bonusleiste, durch die sich die Helden in stärkere Versionen verwandeln können, um gleich mehrere Superangriffe hintereinander auszuführen. Optisch ist das durchweg beeindruckend, insbesondere wenn Bosse ihre bekanntesten Attacken einsetzen. Das ist wirklich nicht kompliziert, doch um die Feinheiten zu verinnerlichen und das Timing zu erkennen, benötigt es einige Matches. Deshalb kann der Kampf gegen Raditz ganz schön knifflig sein, doch hier kommen die Rollenspiel-Elemente zum Tragen.

Passende Rollenspielelemente

Im Gegensatz zu reinen Prüglern lebt „Dragon Ball Z: Kakarot“ davon, dass das Balancing nicht fair ist. Das unterstreicht bereits das Level-System, denn Goku und seine Freunde werden dank Erfahrungspunkte stärker und können Essen zubereiten, um Statuswerte permanent sowie temporär zu erhöhen. Wer nicht lange grinden möchte, sollte diese Optionen auch nutzen, denn die Gegner werden im Verlauf der Handlung nicht einfacher. Natürlich sollte man die Nebenaufgaben nicht ignorieren, denn auch diese sorgen für viele Punkte. Zudem gibt es noch einige Bretter, auf denen Charaktere angeordnet werden können, um diverse Boni zu erhalten. Diese müssen sogar richtig angeordnet werden, was diese eigentlich trockene Beschäftigung zu einer kleinen Knobel-Aufgabe verwandelt.

Das unfaire Balancing ist aber keineswegs ein Problem, vielmehr können die zahlreichen Bosse dadurch übermächtige Angriffe ausführen, die der Spieler dann auch wirklich zu spüren bekommt. Es lässt richtiges Anime-Gefühl aufkommen, wenn Goku einem Kugelhagel ausweichen muss oder durch die halbe Landschaft geschleudert wird. Da kann man es dem Spiel gerne verzeihen, dass insbesondere die normalen Kämpfe manchmal etwas steif wirken, denn die Übergänge zwischen den einzelnen Angriffen funktionieren nicht so elegant wie in anderen Genre-Vertretern.

Die endlichen Weiten

Die größte Schwäche entpuppt sich leider in der Welt selbst. Zwar ist diese groß und beinhaltet alle ikonischen Orte aus der Vorlage, wirkt gleichzeitig aber eher wie ein Schauplatz, als interagierbar zu sein. Das wird auch nicht dadurch besser, dass überall Kugeln verteilt sind. Diese werden für das Freischalten der Skills benötigt, doch egal wo man hinschaut, verpassen kann man sie nie. Bei der Größe der Welt und der Menge an Bauten kommt glücklicherweise die richtige Atmosphäre auf, lebendig wirkt sie aber nie.

All das vergisst man gerne, wenn man durch die Welt fliegt. Dann macht es sogar Spaß, die Orbs einzusammeln und in rasanter Geschwindigkeit das nächste Missionsziel anzusteuern. Klingt eintönig, ist aber stets unterhaltsam und lässt es verzeihen, dass die Gebiete teils sehr leer sind. Immer wieder trifft man auf Charaktere, die Nebenmissionen bieten, bis auf wenige Ausnahmen sind sie aber sowohl erzählerisch als auch spielerisch recht belanglos und sorgen nur für einige Erfahrungspunkte sowie die Möglichkeit, nahezu jeden Charakter einzubeziehen.

Fehlender Feinschliff

Leider sind es gerade die Beschäftigungen zwischen den Höhepunkten, die das Spiel unnötig in die Länge ziehen. Die eigentlichen Story-Missionen sind großartig, doch die kleinen Kämpfe, die während der Erkundung auftauchen, sind überaus ermüdend. Es macht nach einigen Stunden leider keinen Spaß mehr, die immer gleichen Roboter zu verprügeln, anstatt einmal mehr die Welt zu retten. Und das ist das große Problem, denn gegen Ende ähneln sich selbst die großen Schlachten zu sehr.

Wie im Anime

Optisch macht das Spiel einen gemischten Eindruck. Die Gebäude, Charaktere und Effekte sind sehr nah an der Vorlage und begeistern, der Welt selbst fehlt es aber an Details, und insbesondere größere Flächen wirken nicht zeitgemäß, während die Weitsicht ebenfalls zu wünschen übrig lässt. Dafür läuft das Spiel meist flüssig und die Zwischensequenzen beeindrucken, zumindest wenn man solche ausblendet, in denen sich die Helden kaum bewegen. Auch die Sprachausgabe ist erstklassig, mit den englischen sowie den japanischen Sprechern.

Dafür ist die Steuerung nicht gerade intuitiv, und auch in der freien Welt steuert sich Goku ein wenig hölzern. Leider können auch einige Bugs auftreten, die das Erlebnis herunterziehen, und in Objekten stecken zu bleiben ist ebenfalls keine schöne Erfahrung. Das alles zerstört den Spielspaß zwar nicht, enttäuscht aber.