Mit „Trolljäger“ sowie den weiteren Werken aus der „Tales of Arcadia“-Reihe konnte Guillermo del Toro beweisen, dass er auch im Animations-Bereich seine Lobeshymnen verdient hat. In Sachen Videospiele hat sich die Reihe aber eher zurückgehalten, zumindest bis jetzt. Leider werden mit „Trolljäger: Verteidiger von Arcadia“ selbst die größten Fans nicht glücklich.

Durch die Zeit

Die Geschichte spielt theoretisch nach dem Abschluss der Serie und vor „Die Zauberer“, aber bereits zum Start taucht der Trickster-Troll Porgon auf und schickt Protagonist Jim zurück in die Vergangenheit, als der Herzstein-Trollmarkt noch nicht zerstört wurde. Mit der Hilfe von Merlin muss Jim nun Porgon aufhalten und zurück in seine Zeit gelangen, was aufgrund einer dunklen Macht deutlich schwieriger wird als geplant.

In den ersten Minuten ist es noch ganz unterhaltsam, die bekannten Charaktere zu sehen und darüber zu schmunzeln, wie sie auf Jim als Troll reagieren – leider verwandelt er sich schnell wieder in seine menschliche Gestalt und somit geht jedes Potential, eine neue Seite der Charaktere zu zeigen, verloren. Es folgen kurze Dialoge, vorhersehbare Wendungen und Witze, die nicht einmal ansatzweise funktionieren. Der gesamte Charme der Vorlage wurde ausgesaugt, und zurück bleibt eine sehr generische Erzählung, in der selbst Hauptcharaktere der Serie kaum eine Rolle spielen und die meisten Nebencharaktere gar nicht erst auftauchen.

Katastrophenalarm

Bevor wir zum Gameplay kommen – „Trolljäger: Verteidiger von Arcadia“ ist hässlich, extrem hässlich. Das erste Level könnte in dieser Qualität auch auf einem Nintendo 3DS laufen, auch wenn die Charaktermodelle sehr viel besser als die Hintergründe aussehen. So schlimm bleibt es zum Glück nicht, aber insgesamt sind die Level sehr generisch, eintönig und leblos gestaltet worden. Wieso sollte man von Arcadia fasziniert werden, wenn nicht ein einziger Charakter im Hintergrund entlangläuft? Einige Level sehen nicht allzu schlimm aus, allerdings wiederholen sich die Hintergründe sehr häufig, mitunter sogar fünf Level lang. Und dann wäre da noch das vorletzte Gebiet, dessen Konzept zwar interessant ist. Optisch sind diese Level aber dermaßen grauenvoll, dass sie im Test sogar Kopfschmerzen verursacht haben.

Auch bei der Vertonung hat sich das Team keine Mühe gegeben. Die Sprecher klingen nicht wie die Originale, und auch die musikalische Untermalung hält sich viel zu stark zurück. Zudem gibt es auch einige technische Probleme, denn auf der normalen PS4 beginnt das Spiel enorm zu ruckeln, je weiter man in einem Level vorankommt. Erst ein Tod sorgt wieder für Normalität – so etwas darf nicht passieren. Auf der PlayStation 4 Pro hingegen kommt der Fehler nur im letzten Level vor. Passend zum mehr als durchwachsenen Gesamtpaket sind auch die Ladezeiten viel zu lang.

Typischer geht es nicht

Spielerisch könnte es kaum generischer sein, denn bei „Trolljäger“ handelt es sich um einen 2D-Plattformer mit großem Fokus auf Schwertkämpfe. Als Jim läuft man durch diverse Level, schlägt mit dem Schwert auf Gegner ein und meistert diverse Sprungpassagen, während man im weiteren Verlauf einige Fähigkeiten freischaltet. Das klingt typisch, und das ist es auch, denn eigene Ideen bringt der Titel niemals mit sich. Selbst jüngere Spieler dürften sich schnell langweilen, auch weil man in der zweiten Spielhälfte stets vier Level mit denselben Hintergründen und Gegnern vorfindet. Da hilft es auch nicht, dass es einige viel zu teure Upgrades für die Rüstung oder Sammelgegenstände gibt.

Die Eintönigkeit ist die große Katastrophe, denn während es überraschend angenehm ist, in Gunmars Reich zurückzukehren, hat man sich schon nach zwei Leveln vom Schwarz und Grün der Welt sattgesehen. In diesem Testbericht legen wir so einen großen Fokus auf die Optik, weil spielerisch ebenfalls wenig neues hinzukommt. Am nervigsten sind wohl die Begleiter, die man per Knopfdruck herbeirufen kann, damit sie in einer Sequenz Hindernisse aus dem Weg schaffen oder fliegende Plattformen erzeugen. Das Problem hierbei sind die Aufladezeiten, denn man muss immer wieder darauf warten, bis sich ihr entsprechender Balken geladen hat, um voranzuschreiten. Solche Designfehler hätten nicht passieren dürfen und ziehen den Spielspaß in den Keller.

Kooperatives Familienfest?

Und dennoch ist das Spiel nicht unbedingt schlecht, lediglich unterwältigend, denn nahezu nichts ist einzigartig. Auch die Bosskämpfe sind sehr typisch ausgefallen, glücklicherweise bringen sie zumindest Abwechslung mit sich. Und dann wäre da noch der kooperative Modus, in dem ein Spieler mit Claire Portale erstellen kann. Das macht das Spiel zwar noch einfacher, als es sowieso schon ist, macht aber jeden Spieler zu einem wichtigen Bestandteil des Abenteuers.