„Persona 5“ gehört wohl zu den beliebtesten JRPGs der letzten Jahre. Der Titel konnte nicht nur durch das beliebte Kampfsystem punkten, sondern vor allem dank seiner Charaktere und einer Geschichte, die bis zum Finale spannend blieb. Dennoch hätte niemand damit gerechnet, dass „Persona 5 Strikers“ die DNS der Reihe mit dem „Warriors“-Kampfsystem verbinden würde. Wieso dieser Zusatz im Titel fehlt, und ob es sich hier wirklich um einen würdigen Nachfolger handelt, haben wir für euch herausgefunden.

Phantom Thieves erobern Japan

Die Geschichte spielt einige Monate nach den Ereignissen des Hauptspieles. Joker und Morgana leben zwar nicht mehr in Tokyo, da aber die Sommerferien anstehen, geht es zurück ins ikonische LeBlanc, wo die beiden nicht nur erneut übernachten dürfen, sondern auch direkt auf die alte Truppe treffen. Spieler dürfen sich auf eine geballte Ladung nostalgischer Gefühle freuen, obwohl hier die Änderungen in „Persona 5 Royal“ ignoriert werden. Die Gruppe plant eine entspannte Zeit, schon bald scheint es aber so, als ob erneut Paläste auftauchen, die das verdorbene Innere einer Person enthüllen. Deshalb müssen die Phantom Thieves einmal mehr zur Hilfe eilen – und diesmal sogar durch ganz Japan reisen.

„Persona 5 Strikers“ bietet all das, was man sich von einem neuen Ableger wünscht. Neue Bösewichte, neue Freunde, vor allem aber zahlreiche Unterhaltungen und aberwitzige Dialoge zwischen den Charakteren, die einem ans Herz gewachsen sind. Natürlich ist es deswegen schwierig für Neueinsteiger, sich zurecht zu finden, Fans werden aber regelrecht beschenkt. Auch der Umfang ist nicht zu vernachlässigen, denn obwohl das Abenteuer deutlich kürzer als das Rollenspiel ausfällt, gibt es zahlreiche Zwischensequenzen und Dialoge, sodass Fans ein waschechtes Sequel erwarten dürfen.

Ungewohnt, aber trotzdem gut

Der große Fokus auf die Geschichte sowie den Vorgänger sorgt dafür, dass sich das Abenteuer zum großen Teil auch so spielt, wie man es gewohnt ist. Spieler dürfen bei Tag verschiedene Gebiete besuchen, sich mit Charakteren unterhalten und diversen Aktivitäten nachgehen. Schaut man nur auf diese Abschnitte, sieht es fast danach aus, als würde man „Persona 5“ spielen, und das ist definitiv ein großer Pluspunkt. Während andere „Warriors“-Spiele eher versuchen, die Prügel-Formel in ein neues Gewand zu verpacken, ist „Persona 5 Strikers“ eher ein „Persona“-Spiel.

Und dennoch wurden viele Systeme entschärft. Das offensichtlichste Beispiel ist das Freundschaftssystem, denn weiterhin gibt es in den Kämpfen Boni, wenn man sich mit Freunden trifft und kleinere Events abschließt. Der Fortschritt ist aber nicht an einen einzelnen Charakter gebunden, sondern an die gesamte Gruppe, weshalb weniger Planung benötigt wird und man sich stattdessen auf die Geschichten konzentrieren kann, die einen am ehesten interessieren. Zudem ist auch das Zeitmanagement fast entfallen, sodass man keine Sorge haben muss, Ereignisse zu verpassen. Das passt auch zum Kampfsystem.

Junge Krieger

In den Palästen wird dann der Unterschied zum Hauptspiel deutlich. Das beginnt schon beim Namen, denn diese heißen diesmal Jails, funktionieren aber ansonsten gewohnt. Joker und seine Truppe laufen durch die Gebiete, sammeln Items und kämpfen gegen zahlreiche Feinde. Diese tauchen aber nur an bestimmten Punkten auf, und können manchmal sogar durch Stealth-Manöver erledigt werden, resultieren aber meist in kleinen Kampfarenen. Hier tauchen dann „Warriors“-typisch zahlreiche Feinde auf, und der Spieler darf sich mit seinen Helden durch diese prügeln. Das läuft simpel ab, denn die Truppe kann schnelle Schläge austeilen, die Pistolen benutzen und ausweichen, wobei das nicht immer reicht.

Glücklicherweise sind auch die Persona dabei, die per Knopfdruck beschworen werden. Wie im Original kann der Spieler mit ihnen Elementarangriffe starten, die nicht nur mehr Schaden austeilen, sondern möglicherweise auch Schwachpunkte enthüllen. Das ist besonders praktisch bei stärkeren Gegnern und Bossen, die dadurch kurz bewusstlos werden oder schlichtweg mehr Schaden nehmen. Diese strategische Komponente fügt sich bestens in das schnelle Kampfsystem ein und garantiert, dass hier nicht ausschließlich Buttonmashing an der Tagesordnung steht.

Für das ganze Team

Joker ist natürlich der Star, da er einmal mehr zahlreiche Persona fangen, ausrüsten, verbessern und fusionieren kann. Dennoch darf der Spieler jederzeit im Kampf zwischen bis zu vier Charakteren wechseln, und das ist auch wichtig. Jedes Mitglied der Phantom Thieves verfügt über ein eigenes Moveset, das zwar stets mit nur zwei Knöpfen ausgeführt wird, alleine schon durch die Animationen aber deren Charakter bestens darstellt. Einige können mit bestimmten Kombos sogar ohne Einsatz von Persona Elementarschaden austeilen, weshalb die Konstellation immens wichtig ist. Durch genau diese Abwechslung wird das Kampfsystem trotz seiner simplen Natur aber niemals langweilig.

Natürlich gibt es auch All Out Attacks, die diesmal direkt in die Angriffe mit eingebaut werden. Besonders schön ist zudem, dass der Spieler auch abseits der Kämpfe die anderen Helden steuern darf, solange sie das Metaverse erkunden. All das sorgt für einen wunderbaren Spielablauf, bei dem man stets das Gefühl hat, eine gesamte Gruppe auf ein Abenteuer zu schicken. Da passive Fähigkeiten erworben werden können, gibt es sogar einen Grund, möglichst viele Kämpfe abzuschließen.

Keine Grenzen

In „Persona 5 Strikers“ fühlt sich alles größer an, auch die Dungeons. War man vorher nur in Palästen unterwegs, verändert sich diesmal die gesamte Stadt, wenn die Helden sich ins Metaverse stürzen. Zwar verbringt man noch immer viel Zeit in Gebäuden, deutlich häufiger nun aber auch auf den Straßen der Städte. Leider waren die Macher hier nicht so kreativ wie im Hauptspiel, weshalb viele Gebiete recht austauschbar wirken. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, denn noch immer weiß die Ästhetik zu begeistern.

Mit „Warriors“ hat das Spiel auch hier wenig gemein, denn es gibt keine Schlachtfelder, sondern lineare Level mit einigen Abzweigungen, wie schon bei „Persona 5“. Dadurch entfällt natürlich eine bezeichnende Eigenschaft, dafür werden Spieler aber nicht gehetzt. Das Spieltempo erweist sich als angenehm, auch da man nun jederzeit Dungeons verlassen kann, um später am letzten Checkpoint einzusteigen, ohne einen Tag zu verlieren.

Persona light?

Leider sind es die fehlenden Nebengeschichten, die sauer aufstoßen. Diese gehörten zu den Highlights von „Persona 5“ und ließen einen noch tiefer in die Welt eintauchen, nun darf man aber nicht mehr als kleine Unterhaltungen erwarten. Zwar gibt es Nebenquests, interessante Geschichten sind aber nie mit ihnen verbunden.

Glücklicherweise macht es dafür mehr Spaß, die Städte zu erkunden. Sie bieten lediglich Shops, die Atmosphäre wird aber zum großen Star. Jeder Ort wurde bestens gestaltet und verkörpert auch in Kombination mit einem eigenen Lied bestens den Roadtrip. Somit wird es bereits unterhaltsam, einfach nur durch die Orte zu laufen.

Kein großer Sprung notwendig

„Persona 5“ ist der König des Stils, und „Persona 5 Strikers“ ein würdiger Nachfolger. Egal ob während des Gameplays oder in den Menüs, butterweiche Animationen und Übergänge werden nur noch vom absurd grandiosen Soundtrack übertroffen, der fantastische Remixes mit neuen Stücken mischt, die dem Original in nichts nachstehen. Deshalb lässt es sich verkraften, dass das Spektakel nicht unbedingt besser aussieht.

Auf der PlayStation 5 getestet, macht die Technik ansonsten keine Probleme. Butterweiche 60 Bilder pro Sekunde gesellen sich zu angenehmen Ladezeiten, Bugs oder andere Probleme sind nicht aufgetreten. Somit kann man sich vollends auf die erstklassigen Designs der Charaktere und Feinde konzentrieren.