Seit der Veröffentlichung des ersten Ablegers im Jahr 2002 hat die „Battlefield“-Reihe ihrem Namen entsprechend bereits viele verschiedene Kriegsschauplätze in unterschiedlichen Epochen in den Fokus gerückt. Nachdem die beiden letzten Teile „Battlefield 1“ und „Battlefield V“ zum Zeitpunkt der beiden Weltkriege angesiedelt waren, bietet „Battlefield 2042“ Egoshooter-Gameplay in der nahen Zukunft. Wieso die Qualität dieses Ablegers jedoch alles andere als zukunftstauglich ist, erklären wir in unserem Test zur PlayStation 4-Version.

Ohne Heimat und ohne Singleplayer-Kampagne

Was vielen Spielern und Spielerinnen gleich zu Beginn auffallen sollte, ist die Abwesenheit einer Singleplayer-Kampagne. Bereits in früheren Ablegern der Reihe stand diese im Vergleich zum Online-Multiplayer immer etwas im Hintergrund, nun liegt der Fokus komplett auf den Mehrspielerschlachten. Eine Hintergrundgeschichte zum Spiel gibt es aber natürlich trotzdem. Das Staatensystem wie wir es heute kennen, gibt es im Jahr 2042 nicht mehr. Umweltkatastrophen, Wirtschaftskrisen und Ressourcenknappheit haben dafür gesorgt, dass viele Menschen ihre Heimat verloren haben und nun um ihr Überleben kämpfen müssen. Während sich die beiden verbliebenen Supermächte USA und Russland gegenseitig bekriegen, schließen sich diese Heimatlosen, sogenannten No-Pats in Einheiten zusammen, um sich zu verteidigen.

„Battlefield 2042“ besteht grundsätzlich aus drei Teilen. Unter dem Punkt „All-Out Warfare“ verbergen sich die beiden Modi Eroberung und Durchbruch, die eine klassische „Battlefield-Erfahrung“ mit zwei gegeneinander antretenden Teams bieten. Während in Eroberung beide Teams von vornherein auf der ganzen Karte herumlaufen können, ist Durchbruch klar in Verteidiger und Angreifer aufteilt. Erst dann, wenn die Angreifer einen aus mehreren Flaggen bestehenden Sektor komplett erobert haben, wird der nächste Sektor zugänglich gemacht.

Größer ist nicht immer besser

In „All-Out Warfare“ versteckt sich auch der eine große Unterschied der Last-Gen-Versionen im Vergleich zu den Next-Gen- und PC-Versionen. Denn während die maximale Spieleranzahl in letzteren bei 128 liegt, messen sich auf der PlayStation 4 und Xbox One aufgrund der schwächeren Hardware maximal 64 Spieler und Spielerinnen miteinander. Dementsprechend nutzen diese Versionen auch etwas kleinere Ausschnitte der Karten. Obwohl die Beschränkung auf 64 Spieler und Spielerinnen zunächst wie ein Nachteil klingt, entpuppte sich diese in der Praxis tatsächlich als Vorteil. Das gilt insbesondere für den Modus Durchbruch. Denn beim Anspielen der PC-Version zeigte sich schnell, dass sich bei 128 Spielern und Spielerinnen hier kaum Möglichkeiten zum Flankieren oder andere taktische Manöver bieten. Bei der Hälfte von Spielerinnen und Spielern ergeben sich hier viel mehr Möglichkeiten, auch als Individuum beziehungsweise als Trupp zu Sieg oder Niederlage beizutragen.

Die größte Schwäche bleibt jedoch auch in der PlayStation 4-Version erhalten: die Karten. Diese sehen zwar schön aus, machen mit ihrem mangelhaften Design aber mehr als deutlich, dass dieser Aspekt des Spiels nicht ausreichend getestet wurde. Anders lässt sich jedenfalls nicht erklären, wieso es kaum Deckung gibt und die Laufwege zwischen den Flaggen gleichzeitig so lang sind. Daran dürften höchstens diejenigen Gefallen finden, die in einen Kampfhubschrauber oder Panzer hüpfen und die komplett wehrlosen Infanterie-Soldaten umpusten. Besonders auffällig sind diese Schwächen zu Beginn jeder Runde. Denn da man gezwungenermaßen gleichzeitig mit allen anderen im Basislager spawnt und die Anzahl der Fahrzeuge, in denen man mitfahren kann, stark limitiert ist, muss man im Zweifelsfall zwei Minuten bis zum ersten Gefecht laufen.

Battlefield light?

Darüber hinaus enttäuscht derzeit noch die Abwesenheit beliebter und altbekannter Elemente aus früheren Ablegern der „Battlefield“-Reihe. Da wäre beispielsweise das Scoreboard, auf dem man bislang stets sehen konnte, wie man im Vergleich zu anderen Spielerinnen und Spielern abschnitt. In „Battlefield 2042“ lassen sich jetzt nur noch die Werte der eigenen Truppmitglieder ansehen. Apropos Trupps: Auch ein Wechsel zwischen Trupps, wie er bislang stets möglich war, hat es nicht in das Spiel geschafft. Wer nun also in einem Trupp landet, der einen kompletten anderen Spielstil verfolgt als man selbst, der muss damit leben und hat nicht etwa die Möglichkeit, sich einem passenderen Squad anzuschließen. Außerdem wird man nach jeder Runde wieder in das Hauptmenü befördert, eine Kartenrotation vermisst man spätestens dann, wenn man zum dritten Mal in Folge auf der gleichen Karte landet. Unangenehm sind auch die Sprüche, die von den Charakteren der besten Spielerinnen und Spielern am Ende jeder Runde losgelassen werden. Ein Soldat, dessen Welt von Krieg und Ressourcenknappheit bestimmt wird, würde wohl kaum mit einem Grinsen so etwas sagen wie „Das war nicht schlecht, oder?“.

Soldaten auf Datensuche

Neben den beiden „All-Out Warfare“-Modi hat es mit „Hazard Zone“ auch ein ganz neuer Modus in „Battlefield 2042“ geschafft. Dieser erinnert auf den ersten Blick an „Escape from Tarkov“ oder „Hunt: Showdown“. Auf kleineren Abschnitten der Karten müssen aus vier Mitgliedern bestehende Trupps Datenlaufwerke bergen und anschließend über einen Extraktionspunkt mit dem Helikopter flüchten. Natürlich ist das eigene Team nicht das einzige und so kommt es schnell zu heißen Gefechten um die Datenlaufwerke. Mit Freunden macht dieser Modus durchaus Spaß, da eine strategische Herangehensweise und Zusammenarbeit oftmals der Schlüssel zum Erfolg sind und die vierköpfigen Teams dabei viel Kreativität zeigen können. Denn abhängig vom Erfolg erhalten Spielerinnen und Spieler am Ende jeder Runde eine Belohnung in Form von spielinterner Währung, mit der sich dann in folgenden Runden andere Waffen kaufen lassen.

Leider dauert es jedoch auch bei „Hazard Zone“ nicht lange, bis sich die ersten Schwächen zeigen. Am meisten enttäuscht die generelle Abwesenheit eines spielinternen Voice Chats, der insbesondere beim Spielen mit Fremden in diesem Modus essenziell wäre. Zwar hat DICE bereits angekündigt, dass der Voice Chat in einem zukünftigen Update nachgereicht werden soll, ein solches Feature sollte in einem Online-Multiplayer-Shooter jedoch eigentlich vom ersten Tag an funktionieren. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es häufig vorkommt, dass von den bis zu sechs Trupps lediglich ein oder zwei aus echten Spielern und Spielerinnen besteht und der Rest aus KI-Gegnern. Das ist zwar immer noch besser, als gar kein Match zu finden, was ebenfalls bereits jetzt des Öfteren vorkam. Dennoch fallen die Matches gegen echte Gegner in der Regel deutlich spannender aus. Zudem hat man bereits nach wenigen Runden so viel Währung angespart, dass man sich die besten Gegenstände kaufen kann, was für sehr einseitige Matches sorgen kann.

Die richtige Person für den Job

Eine wichtige Neuerung von „Battlefield 2042“ betrifft sowohl „All-Out Warfare“ als auch „Hazard Zone“. Denn das altbekannte Klassensystem der Vorgänger wurde durch die neuen Spezialisten ersetzt. Bislang waren bestimmte Aufgaben auf dem Schlachtfeld immer an feste Rollen gebunden. Sanitäter beispielsweise waren dafür zuständig, Teammitglieder zu heilen und wiederzubeleben während der Versorgungssoldat Munition bereitstellte. Je nach Rolle konnten die Klassen dann auch auf ein passendes Waffenset zurückgreifen. Im neuen Spezialistensystem sind die Rollen nun nicht mehr so fest verteilt. Jeder Spezialist und jede Spezialistin kann sich demnach frei die eigene Waffe und Zubehör wie Flugabwehrrakete oder Reparaturwerkzeug aussuchen.

Dennoch unterscheiden sich auch die Spezialisten untereinander, zum einen durch eine besondere Eigenschaft und zum anderen durch ein Gadget, auf das nur sie Zugriff haben. Die Deutsche Maria Falck besitzt zum Beispiel eine Heilpistole, mit der sie auch weiter entfernte Teammitglieder heilen kann und kann diese zudem mit einem Defibrillator wiederbeleben. Die aus Frankreich stammende Sundance dagegen hat ein besonders umfangreiches Granatenarsenal und nutzt statt eines Fallschirms einen Wingsuit, mit dem sie auch weite Entfernungen in Windeseile zurücklegen kann.

In der Praxis entpuppte sich der Wechsel vom alten Klassen- zum neuen Spezialistensystem als zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite hat man nun deutlich mehr Freiheiten bei der eigenen Ausrüstung und auch die neuen Gadgets machen zum Großteil viel Spaß, auf der anderen Seite merkt man aber auch deutlich, dass viele Spielerinnen und Spieler aufgrund dieser großen Freiheit lieber Panzerfäuste oder Schildplatten für das eigene Wohl mitnehmen, anstatt das eigene Team mit Heilung oder Munition zu versorgen.

Waffen-Anpassung to go

Das Gunplay, das für einen Shooter natürlich essenziell ist und das wir in unserem Test zu „Battlefield V“ noch in den höchsten Tönen gelobt hatten, braucht in „Battlefield 2042“ nach jetzigem Stand auch noch mehr Feinschliff. Doch zunächst zum Positiven. Die knapp über zwanzig Waffen haben eine Menge Aufsätze wie Visiere oder erweiterte Magazine, die sich zum ersten Mal sogar nicht nur im Spawn-Menü, sondern auch direkt auf dem Schlachtfeld austauschen lassen. Braucht man also zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Granatwerfer, so kann man diesen direkt auswählen, sofern man ihn bereits freigeschaltet hat. Ein wenig mehr Abwechslung bei den Waffenwerten hätten die Aufsätze zwar gerne noch mitbringen können, dennoch ist das sogenannte Plus-Menü, über das die Anpassungen vorgenommen werden, sehr intuitiv gestaltet und bereichert das taktische Gameplay.

Insgesamt ist auch das Balancing der Waffen untereinander leider noch ziemlich unausgeglichen, sodass fast alle mit den gleichen Waffen auf dem Schlachtfeld herumrennen. Bis vor kurzem war zudem auch die Streuung der Waffen so hoch, dass Feuergefechte schon bei einer mittleren Distanz eher vom Zufall als vom Können der Kontrahenten entschieden wurden. Hier wurde zum Glück bereits nachgebessert, auch wenn es nach wie vor passieren kann, dass eigentliche getroffene Kugeln keinen Schaden verursachen.

Schlachtengetümmel ganz nach den eigenen Vorstellungen

Das größte Potenzial der drei Bestandteile von „Battlefield 2042“ bietet „Portal“. Hier können Fans der Reihe ganz nostalgisch werden und auf Karten aus „Battlefield 3“, „Battlefield Bad Company 2“ sowie „Battlefield 1942“ gegeneinander antreten. Selbst eine Auswahl der Waffen und Fahrzeuge aus den jeweiligen Ablegern ist vorhanden. Außerdem können kreative Spielerinnen und Spieler hier ihre ganz eigenen Modi erstellen, indem sie im Editor aus einer Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten die gewünschten auswählen. Beispielsweise können Schadenswerte, ausrüstbare Waffen und die Geschwindigkeit von Projektilen angepasst werden. Selbst Crossover der verschiedenen Battlefield-Teile lassen sich anlegen, sodass zum Beispiel das eine Team nur auf Klassen aus „Battlefield 3“ zugreifen kann, während das andere Team Einheiten aus „Battlefield 1942“ nutzt. Schon nach kurzer Eingewöhnungszeit lassen sich hier extrem abwechslungsreiche Spielerlebnisse erstellen. Wenn DICE hier weiterhin Maps und Waffen aus früheren Teilen nachreicht, wird „Portal“ ohne Frage auch in einigen Monaten noch motivieren.

Sieht so die Zukunft aus?

„Battlefield“-Spiele sind neben riesigen Schlachten auch für ihre realistische Grafik und beeindruckenden Zerstörungseffekte bekannt. Auch in der PlayStation 4-Version sieht „Battlefield 2042“ im Großen und Ganzen durchaus schick aus. Insbesondere Karten wie Neuanfang, die in eine riesige Wüstenlandschaft auf der einen und riesige Grünanlagen auf der anderen Seite geteilt ist oder Orbital, wo man in einigen Fällen sogar den Start einer Rakete miterleben kann, machen die grafische Qualität deutlich. Auf manchen Maps tobt sogar hin und wieder ein Sandsturm, der sich jedoch leider nur selten wirklich auf das Gameplay auswirkt. Einige Bereich der Karten wirken dagegen viel zu leer, was wie bereits erwähnt den Infanteriesoldaten häufig das Leben schwer macht und für lange Laufwege sorgt. Zudem gibt es stellenweise ein paar hässliche Texturfehler und generelle Grafikbugs.

Auch die Zerstörungsmöglichkeiten fallen diesmal eher ernüchternd aus. Nur an wenigen Stellen lassen sich durch Explosionen oder Fahrzeuge Gebäude einstürzen oder ähnliches, um neue Wege zu schaffen oder Gegner aus dem Versteck zu locken. Auch das Audio überzeugt nicht wirklich. Die Waffengeräusche sind zwar durchaus authentisch, dafür sind die Schrittgeräusche der Gegner nicht wirklich präzise und auch die dystopisch klingende Kampfmusik lässt nicht wirklich das Gefühl aufkommen, dass man gerade an einer riesigen Schlacht teilnimmt.