Als Coffee Stain Studios im Jahr 2014 den „Goat Simulator“ veröffentlichte, erreichte dieser ungeahnte Erfolge. Das kurze Spiel war derart verrückt und voller Humor, dass es die Fanherzen erobern konnte. Bis 2016 erschienen mehrere DLCs, darunter sogar ein Crossover mit „Payday 2“, doch die Abenteuer der verrückten Ziege sollten damit nicht beendet werden. „Goat Simulator 3“ überspringt den zweiten Teil, doch sind die spielerischen Schritte ebenfalls so groß?

Die Rückkehr der Ziege

Nach einem wunderbaren Intro geht es ohne ausufernde Erklärungen direkt los. Die Ziege kann eigentlich das, was sie auch zuvor konnte: Springen, sich in der Luft drehen, mit der Zunge Objekte bewegen, an der Wand laufen, Ragdoll aktivieren und natürlich schreien. All das wird in kurzen Tutorials erklärt, die in einer Minute abgearbeitet werden. Danach geht es dann schon in die offene Welt, die auf der Karte aus mehreren Arealen besteht, die thematisch zusammenpassen, insgesamt aber ein großes Ganzes ergibt. Es gibt keine Ladezeiten, und noch besser: Direkt zu Beginn darf man selbst entscheiden, in welche Richtung man geht, welches Gebiet man zuerst entdecken will und wo man das große Chaos auslösen möchte.

Zwar sprachen die Entwickler davon, dass es diesmal einen Story-Modus geben würde, dieser besteht eigentlich aber nur aus dem Intro, sowie dem Finale. Natürlich verraten wir hier nichts, doch die letzten Minuten sind schlichtweg großartig geraten und verpassen dem Spiel genau den Abschluss, den es verdient hat. Das Entwicklungsteam nimmt sich in keiner Sekunde ernst, und gerade deshalb funktioniert der Humor so gut. Doch auch die sechs Stunden, die zwischen Anfang und Ende in unserem Durchgang lagen, konnten punkten.

Alles beim Alten

Diesmal geht es nicht unbedingt wahllos durch die Welt, denn die kleinen Aufgaben, die es auch schon im Vorgänger gab, erfüllen diesmal einen Zweck. Um die Karte aufzudecken, müssen Türme aktiviert werden - wir wissen alle, welches Spiel hier parodiert wird - und in genau diese darf man auch reingehen. In der Mitte der riesigen Halle findet man eine verschlossene Tür, von der Ketten gelöst werden können, wenn man eine bestimmte Anzahl an Aufgaben erledigt hat. Je mehr Ketten verschwinden, desto größer wird die Halle, und sogar einige Nebenräume mit kleinen Rätseln öffnen sich dann. Es begeistert jedes Mal wieder, was sich das Team für das Schloss ausgedacht hat, und es bleibt motivierend, immer wieder zurückzukehren.

Die Karte ist diesmal dringend notwendig, denn sie dient nicht nur zur Schnellreise, sondern zeigt auch an, wo die Hauptaufgaben sind - wobei sich in der Welt auch neue Herausforderungen finden lassen, die erst dann eingezeichnet werden, sodass die Erkundung nicht nur daraus besteht, von einem Questmarker zum nächsten zu laufen. Die Welt ist zudem überraschend groß geraten und besteht nicht nur aus leeren Flächen, denn alle paar Schritte gibt es etwas zu entdecken. Somit besticht „Goat Simulator 3“ durch eine lebendige, detaillierte Welt, die einen dafür belohnt, sie ausgiebig zu erkunden.

Verrückter geht es nicht!

Die Aufgaben schwanken stark in ihrer Qualität und sind niemals auch nur Ansatzweise ernst gemeint. Mal müssen rosa Kisten gesammelt werden, was viel zu lange dauert und einen nur dürftig belohnt. Mal müssen Friedhofsbesucher auf Laufbänder gebracht werden, mal muss eine Atombombe aktiviert werden, mal muss ein Toilettenschlüssel gefunden werden und mal muss man Ikea-Möbel aufbauen, um ein Tor in eine andere Dimension zu öffnen, aus der zahlreiche Schweden geschossen kommen. Ja, sowohl in Sachen Vielfalt als auch in Sachen Originalität bietet „Goat Simulator 3“ Lacher im Minutentakt, und selbst die nervigen Aufgaben werden mit so viel Charme vorgestellt, dass man sie nicht ignorieren möchte. Zudem sind einige überraschend kniffelig geraten, denn eine genaue Aufgabenstellung gibt es nicht immer. Dafür sind die Erfolgsmomente gigantisch, wenn man auf die Lösungen kommt - ja, wir meinen damit ein gewisses Glockenrätsel, bei dem ein Siegesschrei nach der Lösung Pflicht war.

Dazu sei aber auch gesagt: Man spielt den Titel ausschließlich für die Verrücktheit, und nicht für das Gameplay. Das funktioniert nämlich fast genauso wie im Erstling, weshalb visuelle Glitches beim Transportieren von Objekten ebenso dazugehören, wie Sprünge, die derart ungenau sind, dass man sie viel zu häufig wiederholen muss. Es ist etwas schade, dass es kaum neue Spielmechaniken gibt, denn dadurch fühlt sich der Titel immer wieder wie eine Erweiterung an. Bleibt man dann aber fair und betrachtet die Liebe zum Detail sowie die wunderbaren Aufgaben, die immer wieder überraschen, nimmt man dieses Manko hin. Auch deshalb, weil Anspielungen auf Popkultur und andere Videospiele an jeder Ecke für einzigartige Momente sorgen - besonders, wenn man ein geheimnisvolles, von Nebel umhülltes Gebäude betritt.

Super-Kleidung

Und ganz mangelt es dann doch nicht an den spielerischen Neuerungen, denn die Ziege, sowie andere Tiere, können mit zahlreichen Kleidungsstücken angepasst werden. Diese schaltet man durch die Erkundung frei, viele von ihnen sind aber nicht nur optischer Natur. Mit den Flügeln kann man die Fallgeschwindigkeit minimieren, als Pirat lassen sich gigantische Tentakeln beschwören, mit den richtigen Schuhen ist man so schnell, dass man häufig durch Wände glitcht und mit Lichtschwertern lässt sich so gut wie alles zerstören. Die Menge an Kleidungsstücken beeindruckt, und da einige der anderen Tiere eigene Fähigkeiten mitbringen, ändern sich die Gameplaymöglichkeiten auf eindrucksvolle Weise. Zugegeben: Für die Aufgaben benötigt man selten etwas besonderes, doch zumindest kann man sie dadurch leichter und verrückter gestalten.

Das wird dann auch bei der Erkundung deutlich, die durch die vielfältigen Bewegungs- sowie Zerstörungsoptionen ebenfalls fesselt. Überall gibt es etwas zu entdecken, und wenn man möchte, kann man jeden Menschen, jedes Tier und jedes Gebäude angreifen, was zu wunderbaren Momenten führt und manchmal so stark ausartet, dass man sich vor lauter Explosionen nicht mehr retten kann. Zugegeben, genau diese sinnlose Zerstörung muss man mögen, denn einen wirklichen Sinn hat sie selten. Doch genau dafür ist die Reihe berühmt: Selten kann man so ein Spektakel erleben, ohne dabei auch nur eine einzige Gehirnzelle anzustrengen.

Den Erwartungen entsprechend

Bugs und visuelle Glitches, mit diesen sollte man sich früh anfreunden, denn obwohl „Goat Simulator 3“ ein robusteres Spiel als sein Vorgänger ist, sorgt alleine schon die scheinbar unangetastete Physik-Engine dafür, dass die Zunge der Ziege ein Eigenleben führt und man ohne Vorwarnung über Kilometer hinweg geschleudert wird. Vermutlich wurde daran wenig geändert, weil es kaum ein Spiel gibt, in dem diese Eigenheiten zum Humor beitragen. Bei einem waschechten Nachfolger hätte es aber gerne ein bisschen mehr sein können. Das gilt auch für die Charaktere, denn obwohl die Welt einen deutlichen Schritt nach Vorne gemacht hat, sind die Bewohner der Insel abwechslungsarm und bewegen sich zu häufig so, wie im ersten Teil - neue Bewegungsanimationen hätten drin sein müssen. Dafür gibt es nun deutlich mehr Dialoge, denen man lauschen kann, und auch die Reaktionen auf die Ziege sind gemischt. 

Spielstörend sind die Probleme glücklicherweise nicht, denn auch wenn es nervig war, durch Wände im Nichts zu landen, sorgt eine Respawn-Option dafür, dass man meist nur wenige Sekunden Fortschritt verliert. Natürlich wäre mehr Feinschliff schöner gewesen, und einige kurze Ruckler, die anscheinend an einem Ladeproblem liegen, hätten nicht sein müssen. Wäre das Spiel auf Hochglanz poliert worden, hätte es aber auch etwas von seinem verrückten Charme verloren - schwerwiegende Probleme gab es bei uns schließlich keine.

Eine Ziege kommt selten allein

Und dann wäre da noch der große Aufmacher in Form des Mehrspieler-Modus. Mit bis zu drei weiteren Ziegen darf man die Welt gemeinsam ins Chaos stürzen und auch Mini-Spiele absolvieren, die tatsächlich nur im Mehrspieler-Modus genossen werden können. Wir stellen uns das wunderbar vor, schließlich dürfte es noch lustiger sein, die verrücktesten Entdeckungen mit Freunden zu teilen und gemeinsam Unsinn anzustellen - in der Review-Phase konnten wir diesen Modus aber leider nicht ausprobieren, weshalb wir noch nicht verraten können, wie spaßig er wirklich ist - und ob die Technik mitspielt.