Die „Compilation of Final Fantasy VII“ sollte die Welt aus dem legendären Spiel erweitern, sogar in mehreren Medien. Leider konnten die Spin-offs, Filme und Smartphone-Ableger nur bedingt überzeugen und die hohen Erwartungen nicht erfüllen - mit einer Ausnahme. „Crisis Core: Final Fantasy VII“ erschien 2007 für die PSP und gilt bis heute als eines der besten Spiele für Sonys portable Konsole. Leider war das ein Segen und Fluch zugleich, denn das Spiel erhielt trotz des riesigen Erfolgs keine Portierungen. Deshalb war die Freude ebenso riesig, als Square Enix in diesem Jahr ein Remaster ankündigte, das den Titel zudem modernisieren sollte. Doch ist dem Team das auch gelungen?

Der Fall eines Helden

Die Geschichte spielt sieben Jahre vor den Ereignissen des Hauptspieles und dreht sich um Zack Fair, hoch angesehenes Mitglied der SOLDIER-Truppen und kurz davor, in die oberste Liga einzuziehen. Dabei handelt es sich um einen Elite-Trupp, der den Frieden auf der Welt wahren soll - recht früh lernen Spieler*innen dann auch Mentor Angeal, sowie die weiteren hochrangigen Genesis und Sephiroth kennen. Als Genesis aber anscheinend desertiert und alle von den Hintergründen des SOLDIER-Programms lernen, geraten die Ereignisse außer Kontrolle, und Zack muss sich klar werden, auf welcher Seite des Konflikts er steht.

Ohne zu viel zu verraten: Obwohl es sich bei „Crisis Core“ um ein Prequel handelt, wertet das die Geschichte nicht ab. Das liegt zum einen an den vielen neuen Story-Elementen, die auch ohne den Kontext des größeren Spieles fesseln. Zum anderen liegt das an Zack, der sich stark von Cloud unterscheidet und dem gesamten Abenteuer einen völlig anderen Ton verleiht. Zudem kommt es zu Begegnungen mit so gut wie allen bekannten Charakteren aus dem siebten Teil, wobei besonders Aerith eine zentrale Rolle einnimmt. Wer „Final Fantasy VII“ gespielt hat, erhält noch mehr aus der Erzählung, doch auch diejenigen, die das noch nicht getan haben, werden nicht enttäuscht. Da lässt es sich verzeihen, dass das Erzähltempo in den Dialogen manchmal von etwas zu langen Pausen gestört wird, und einige der Witze nicht sonderlich gut gealtert sind. Die emotionalen Momente machen dies mehr als wett.

Ein neues Kampfsystem

Bei „Crisis Core“ handelt es sich um ein Action-RPG, bei dem schnelle Reaktionen gefragt sind, ohne dass Fehler zu hart bestraft werden. Hier wird dann auch die größte Änderung des Remasters deutlich, nämlich das Kampftempo. Schlagkombos lassen sich erheblich schneller ausführen, während es sich zuvor angefühlt hat, als würde man lediglich einzelne Schläge aus einem Menü auswählen. Das sorgt dafür, dass sich der Titel mehr wie ein Hack’n’Slay spielt, doch natürlich sind die Feinde ebenso schnell. Gepaart wird das mit einer Ausweichrolle, von der aus direkt der nächste Schlag ausgeführt werden kann - dafür fallen nun auch keine Kosten mehr an. Klingt wie eine leichte Anpassung, im Vergleich zum Original wirkt all das aber wie ein komplett neues Kampfsystem, auch weil feste Kamerapositionen entfernt wurden, und es kaum noch Pausen innerhalb der Kämpfe gibt. Zudem lassen sich besondere Angriffe an eine Kombo anschließen, um mehr Schaden zu verursachen, und auch eine besondere Kampfhaltung, durch die die Bewegung eingeschränkt wird, dafür aber mehr Schaden ausgeteilt wird, lässt sich auf Knopfdruck aktivieren. Spätestens dann wird deutlich: Obwohl Überreste vorhanden sind, haben die Entwickler*innen ein im Grunde vollständig neues Kampfsystem erschaffen.

Eine zweite wichtige Entwicklung kommt in Form der Steuerung. Zauber musste man nämlich per L und R auswählen, was zum einen Zeit gekostet hat, gleichzeitig aber normale Angriffe währenddessen unmöglich machte. Dank der zusätzlichen Knöpfe auf dem Controller lassen sie sich nun aber per Schnellauswahl mitten im Kampffluss auswählen, weshalb sie deutlich nützlicher sind und es erneut zu keinen Pausen innerhalb der Kämpfe kommt. Es lässt sich nicht genug betonen: Das Kampfsystem entfaltet endlich seine wahren Möglichkeiten und fühlt sich jetzt so an, wie die Macher es sich damals wohl erdacht haben. Das heißt nicht, dass die Kämpfe früher nicht bereits unterhaltsam waren, nach den Verbesserungen sieht die PSP-Version aber regelrecht hölzern aus.

Zwischen Zufall und mehr Kontrolle

Eine Mechanik, die nur leicht angepasst wurde, ist das DMW. Dabei handelt es sich um ein Roulette, das in jedem Kampf in einer Bildschirmecke läuft und dann aktiviert wird, wenn drei gleiche Bilder aufgedeckt werden. Dann passieren verschiedene Dinge, von einem MP-Boost bis hin zu besonderen Angriffen oder sogar Beschwörungen. Die Effekte, sowie die Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Karten auftauchen, wird durch die Beziehung zu den entsprechend abgebildeten Charakteren verbessert, weshalb es sich durchaus lohnt, nicht nur durch die Story zu laufen.

Und dann wären da noch die Materia selbst, magische Kugeln, von denen sich einige ausrüsten und mit denen sich Zauber und stärkere Angriffe ausführen lassen. Natürlich lassen sich im späteren Verlauf stärkere Versionen finden, doch wer am effektivsten kämpfen will, sollte die Materia fusionieren. Hierdurch können Feuerstürme und andere interessante Angriffe erzeugt werden, und wer auch noch Items in den Mix wirft, kann den kompletten Kampffluss verändern. Das System ist überraschend tiefgreifend, mit dermaßen vielen Fusionsoptionen, dass man gerne nach besseren Zaubern grindet und sich entsprechend gut vorbereitet. Vor allem diejenigen, die den Hard Mode meistern möchten, sind auf die Fusionen angewiesen.

Zu kurze Ausflüge

Obwohl die Modernisierungen erstklassig geraten sind, bleibt das Spiel ein Remaster, und kein vollwertiges Remake. Deshalb wurde an den Nebenmissionen nicht geschraubt, von denen es hunderte gibt, die sich als Arbeit beschreiben lassen. Zwar sind manchmal die damit verbundenen Geschichten durchaus interessant und lassen einige bekannte Charaktere auftauchen. Spielerisch dauern sie aber nur wenige Minuten, nutzen bekannte Orte immer und immer wieder und bieten keine spielerischen Kniffe, sondern verlangen stets, ein Ziel zu erreichen und auf dem Weg Monster für Monster zu besiegen. Die Vielfalt, die die Hauptgeschichte bietet, fehlt hier leider. Einige der besten Nebenmissionen lassen sich derweil nur finden, wenn man die Welt genauestens zu den richtigen Zeitpunkten erkundet - ein Guide wird hier für viele unausweichlich sein.

Und dennoch kann man dem Spiel dieses Manko nicht zu stark ankreiden. Somit eignet sich „Crisis Core“ nämlich auch für diejenigen, die immer mal wieder ein paar Missionen erledigen, und nicht nur der Hauptgeschichte folgen wollen. Vor allem, wenn man das Kampfsystem mag, wird man gerne mehr Zeit in die Nebenmissionen investieren, und wer sie nicht mag, kann sie größtenteils ignorieren. Längere, spannendere Aufgaben wären natürlich wünschenswert gewesen, doch das Vorhandene ist nicht schlecht, nur ein wenig unspektakulär.

Schwankende Abwechslung

Die Missionen selbst unterscheiden sich durchaus, spielen aber stets in recht kleinen Gebieten. Somit sollte man keine riesigen Flächen oder komplexe Dungeons erwarten, denn von Ladezone zu Ladezone dauert es selten länger als einige Minuten. Dank der übersichtlichen Karte findet man sein Ziel zwar schnell, es lohnt sich aber, jeden Winkel zu durchforsten, um zusätzliche Kämpfe und entsprechende Belohnungen zu finden. Die Kämpfe werden derweil an festen Punkten aktiviert, und wer Wege zurückläuft, muss häufig auch dieselben Kämpfe wiederholen.

All das bietet genügend Abwechslung in den Hauptmissionen, nicht aber in den Nebenmissionen. Nicht selten spielen diese lediglich in einem einzelnen Gang, womit Erkundungen völlig entfallen. Schlimmer noch: Selbst diese kleinen Passagen wiederholen sich ständig. Das ist der ursprünglichen Fassung geschuldet, dennoch wirkt die Welt somit deutlich kleiner und eingeschränkter, als sie sein könnte. Das Problem hätte nur ein vollwertiges Remake beheben können, weshalb es eine Einschränkung bleibt, mit der man leben muss, die einem das Spielerlebnis aber nicht zerstört.

Beeindruckende Restaurierung

Schaut man sich die Versionen im direkten Vergleich an, kann man kaum glauben, dass es sich hierbei nicht um ein vollwertiges Remake handelt. Die grafischen Überarbeitungen sind bombastisch, und das Spiel, das auf dem PSP zu den grafischen Highlights gehörte, sieht auf PS5 ebenfalls erstklassig aus und kann durch eine Liebe zum Detail begeistern, die damals noch gar nicht möglich gewesen wäre. Vor allem die neu designten Umgebungen, die sich an dem „Final Fantasy VII Remake“ orientieren, sehen fantastisch aus und lassen die Ortschaften sehr viel lebendiger wirken als noch im Original. Da auch Ortschaften überarbeitet wurden, die erst noch in den weiteren Remake-Teilen auftauchen, beweist das Entwicklungsteam, dass jeder Aspekt so hochpoliert wurde, wie nur möglich.

Das gilt auch für die Animationen, die dermaßen gut geraten sind, dass die veralteten GC-Sequenzen schlechter aussehen, als die Sequenzen in der Engine. Derweil ist die Synchronisation fantastisch, denn die neuen Sprecher*innen leisten nicht nur einen guten Job, sondern endlich wurde auch jeder Dialog vertont. Durch die Mischung aus spielerischen und technischen Anpassungen, dürfte es sich hierbei wohl um das beste Remaster handeln, das in den letzten Jahren erschienen ist. Die schnellen Ladezeiten lassen dann auch verschmerzen, dass der DualSense nicht eingebunden wurde.