Mit „Tearaway“ möchten Media Molecule zeigen, dass sie neben „LittleBigPlanet“ interessante Spielideen hervorbringen können. Erzählt wird die Geschichte einer Nachricht, die von den beiden Boten Atoi und Iota an eine besondere Person überbracht werden soll. Auf dem Weg dorthin stehen ihnen viele Abenteuer in einer Welt voller Wunder bevor. Ob die Reise und vor allem die Zustellung der Nachricht geglückt ist, oder ob der Versuch scheitert, erfahrt in unserem Test!

Eine persönliche Nachricht

Geschichten in Spielen folgen meist einem bestimmten Schema, welches man mittlerweile zu Genüge kennt. So soll entweder die Welt oder eine Person vor einer drohenden Gefahr gerettet werden. Nicht jedoch in „Tearaway“. Hier richtet sich der Fokus auf etwas Unscheinbarem: Eine persönliche Nachricht, welche es zu überbringen gilt. Auch wenn es wenig spektakulär klingt, so stellt dies dennoch eine kleine Herausforderung dar, denn die Nachricht soll aus der Welt von „Tearaway“ heraus an den Spieler selbst verschickt werden, welcher als Wesen in der Sonne in Erscheinung tritt.

Um das zu schaffen, braucht es einen besonderen Boten, der sich der Nachricht annimmt und sie fernab aller drohenden Gefahren im sicheren Umschlagkopf verwahrt. Und so geht das Abenteuer los, zielstrebig immer in Richtung Sonne.

Auf in die kreative Welt

Während seiner Reise wandert der kleine Bote durch eine vielfältige Anzahl von Landschaften. Vorbei an Feldern und Obstgärten klettert der Spieler schneebedeckte Hügel empor oder durchwandert die Dünen heißer Wüsten. Und egal, an welchem Ort man sich befindet, so merkt man direkt eine gewisse Liebe zum Detail, durch die das Spiel einen angenehmen Charme versprüht.

Dieser Charme kommt vor allem durch die Optik des Spiels zustande. Egal ob es um die Landschaft, die vielen Objekte oder Lebewesen geht, so ist alles aus einem einzigen Material gestaltet: Papier. Was auf den ersten Blick recht unspektakulär klingt und bei den Landschaften teilweise auch ist, stellt sich zumindest bei den Objekten und Lebewesen als ein besonderes Highlight heraus. So wirken vor allem die vielen Tiere trotz ihrer vermeintlichen Einfachheit sehr detailliert sowie liebevoll gestaltet. Es wirkt alles direkt wie aus einem Bastelkurs entsprungen

Wer möchte, kann diesen Kurs übrigens auch selbst besuchen. Denn das Spiel bietet die Möglichkeit, Papiermodelle freizuschalten, die man über die Communityseite Tearaway.me herunterladen und ausdrucken kann. Dem zur Jahreszeit passend dekorierten Elch steht also nichts im Wege.

Mal mir eine Krone!

Eine Sache, die die „LittleBigPlanet“-Reihe so beliebt macht, ist die Anpassungsmöglichkeit des eigenen Charakters. In „Tearaway“ hat man diesen Gedanken weitergeführt und darf nun diverse Aufgaben erfüllen, wo man nicht nur sich selbst, sondern auch die Umgebung dekorieren muss.

So trifft man während seiner Reise durch die Orte vor allem in der Tierwelt so einige Hilfegesuche wie das vom Eichhörnchenkönig, dem die Krone fehlt. Damit der arme Nager seiner Rolle gerecht wird, gilt es nun mithilfe von Stift, Schere und Papier eine Krone zu erstellen, die man ihm auch aufsetzen kann. Die Erstellung der Objekte erfolgt intuitiv über den Touchscreen der Vita und die Analogsticks. Wer möchte, kann auch mehrere Papierobjekte zusammenfügen, um so neue Objekte zu schaffen. Eine juwelenverzierte Krone macht doch gleich viel mehr her, oder?

Wer seine Dekokünste der Welt demonstrieren möchte, kann direkt zur spielinternen Kamera greifen. Diese bietet allerhand Filter und Objektive, um aus einem normalen Schnappschuss ein Kunstwerk zu machen: Instagram lässt grüßen. So lässt sich der Eichhörnchenkönig dann auch gerne ablichten – in der Hoffnung auf ein paar Favs und Likes. Denn wer möchte, kann seine Bilder sowohl auf Tearaway.me, als auch auf Facebook oder Twitter posten.

Drücken, schütteln und neigen

Wer einfach nur ein Spiel sucht, in dem er ein paar Knöpfe drücken muss, um voranzukommen, der ist bei „Tearaway“ fehl am Platz. Denn die Vita bietet allerhand Features wie Neigungssensoren, Kameras, Touchscreen und Rückseiten-Touchpad, die genutzt werden wollen und in diesem Fall auch genutzt werden.

Die wohl am häufigsten genutzte Funktion ist das Rückseiten-Touchpad. Drückt man an entsprechend markierten Stellen auf das Touchpad, kommt beispielsweise ein Finger im Spiel zum Vorschein, mit dem man Gegner wegschubsen, Gegenstände bewegen oder Gewässer teilen kann. Auch der Touchscreen der Vita kommt oft zum Einsatz, sei es zum Auspacken von Objekten, Öffnen oder Schließen von Toren oder dem Bauen einer Brücke. Entsprechende Stellen werden dabei durch Fingerabdrücke gekennzeichnet. Lediglich der Neigungssensor kommt im Vergleich zu den anderen Funktionen eher selten zum Einsatz. Er dient vor allem in späteren Leveln dazu, Hindernisse zu verschieben oder Plattformen zu bewegen.

Die Einbindung der einzelnen Features erfolgt meist recht sinnvoll. Lediglich an einigen Stellen kann Frust aufkommen, wobei dieser nicht dem Gameplay selbst geschuldet ist, sondern eher der Technik zuzuordnen ist. So gehen hin und wieder ein paar der Touch-Kommandos verloren. Auch beim Neigungssensor können ab und zu ungewollte Probleme auftreten. Die somit nötigen Wiederholungen sind zwar ärgerlich, aber verzeihbar.

Wo rollt er denn hin?

Ein kleines Hindernis, welches vor allem während der normalen Jump'n'Run- oder hier vielmehr Jump'n'Roll-Passagen des Spiels auftritt, ist die Kamera des Spiels. Diese ist zwar in vielen Abschnitten frei beweglich, aber leider nicht in allen. Vor allem bei Sequenzen, in denen die Sicht durch Objekte verdeckt wird, kann schon einmal ein Sprung ins Leere gehen. Das Problem tritt vor allem in späteren Abschnitten des Spiels vermehrt auf und schmälert die Freude ein bisschen.

Iota & Atoi Kurierexpressdienst

Kaum ist man in der wunderschönen Welt von „Tearaway“ versunken, ist es auch schon wieder vorbei. Nach gut sieben bis acht Stunden ist die Reise abgeschlossen und die Nachricht überbracht. Die kurze Spieldauer wirkt im ersten Moment zwar enttäuschend, aber der Inhalt der Nachricht wird den einen oder anderen sicherlich über die Kürze des Spiels hinwegtrösten.

Auch nach dem Ende der eigentlichen Story gibt es noch genügend Dinge, die es zu sammeln gilt. Hierzu gehören beispielsweise das Konfetti, die Papiermodelle oder versteckte Geschenke, welche geschickt in der Spielwelt verteilt sind. Dem Sammeltrieb zugute kommen vor allem die Lesezeichen, welche den Spieler jederzeit an den Anfang eines Levels bringen und so eine schnelle Reise ermöglichen.

Technik, die nicht immer begeistert

Für die gestalterische Umsetzung des Spiels kann man den Entwicklern von Media Molecule eine gute Note ausstellen. Wie eingangs erwähnt zeigen die Welten viel Liebe zum Detail und auch die verwendeten Texturen können überzeugen. Nur wenn man etwas genauer hinschaut, merkt man an einigen Stellen einen leichten Treppeneffekt.Hin und wieder kommt es auch zu ungewollten Objektkollisonen. Diese treten aber eher in Randbereichen auf.

Auch die musikalische Seite des Spiels kann bezaubern. Selbst wer keinen Dubstep mag, wird an der Mischung aus eben diesem und den folklorischen Klängen sicherlich Freude finden. Ebenso begeistern können die Synchronsprecher, die dem einen oder anderen „LittleBigPlanet“-Fan sicherlich bekannt vorkommen.

Bei der eigentlichen Technik des Spiels hat man sich aber nicht ganz so viel Mühe gegeben. Neben den diversen Aussetzern, welche hin und wieder bei der Nutzung der Hardware-Features auftreten, berichten viele Besitzer auch von Abstürzen während des Spiels. Diese sind während des Tests zwar nicht aufgetreten, hinterlassen aber zusammen mit dem Day-One-Patch, der unter anderem die Fehlerrobustheit der Spielstände erhöht, dennoch einen faden Beigeschmack. Auch die vielen Speicherpunkte innerhalb des Spiels können das nicht entschädigen. Hier wäre ein bisschen mehr Sorgfalt angebracht gewesen.