Schon im Jahre 2010 durfte man auf der PlayStation 3 in die Haut von Sly Cooper schlüpfen und seine Fähigkeiten als Meisterdieb unter Beweis stellen. Mit der "Sly Trilogy“ bekam man damals drei Abenteuer mit dem sympatischen, diebischen Waschbär spendiert. Nun dürfen sich auch Besitzer einer PS Vita in diese Abenteuer stürzen. Kann Sly Cooper auch auf dem kleinen Bildschirm zeigen, was in ihm steckt oder sind seine Diebesfähigkeiten mittlerweile angestaubt?

Die Familientradition der Cooper-Familie

Über der Vergangenheit von Sly Cooper hängt ein unheilvoller Schatten. Eine Bande, die sich selbst die Teuflichen Fünf nennt, nahm den Eltern des Waschbären das Leben. Aufgrund dieser Ereignisse wuchs Sly in einem Waisenhaus auf, in dem er sich mit der Schildkörte Bentley und dem rosa Nilpferd Murray anfreundete. Diese sollten sich als Freunde fürs Leben herausstellen, welche Sly dabei unterstützen, seine diebischen Ursprünge nicht zu vergessen und die Familientradition erfolgreich weiterzuführen.

Allerdings bestiehlt Sly Cooper dabei nicht jeden, denn wie ein tierischer Robin Hood hat er es sich zur Aufgabe gemacht, diejenigen zu bestehlen, die sich selbst kriminell äußerst auffällig verhalten. In seinem ersten Abenteuer wandelt er auf den Spuren der Vergangenheit und möchte die verlorenen Seiten des Meisterbuches, welches seit jeher in der Cooper-Familie weitergereicht wurden, wiederfinden und sich die darin beschriebenen Fähigkeiten zunutze machen. Dabei stößt er unwillkürlich auf diejenigen, die für den Mord an seiner Familie verantwortlich sind. Doch nicht nur die Verbrecher werden auf Sly Cooper aufmerksam, auch die Polizei tritt in Gestalt von Carmelita Fox auf den Plan, eine weibliche Polizistin, die zunächst nur die scheinbar bösen Absichten des Waschbären im Blick hat. Doch auch nach erfolgreicher Beendigung seiner ersten Mission erwarten Sly Cooper in den nächsten Abenteuern Gefahren, deren Wurzeln in der Vergangenheit liegen. Oft steht dabei auch das Leben des Waschbären auf der Kippe und ehemalige Freunde stellen sich als Verräter heraus. In all diesen Geschehnissen nimmt dabei auch Inspektor Fox ihren Platz ein, die Sly Cooper zwar ehrgeizig zu verfolgen scheint, aber irgendwann zugeben muss, dass die zuvor angenommenen, bösen Absichten von Sly nicht ganz der Wahrheit entsprechen.

Die Geschichte von Sly Cooper ist spannend erzählt und begeistert den Spieler durch ihre sympatische Art und Weise, diesen darin einzubinden. Auch wenn die comichafte Grafik und die tierischen Charaktere vermuten lassen, dass sich das Spiel an eine jüngere Zielgruppe richtet, werden ältere Spieler schnell bemerken, dass die Geschichte in Kombination mit den spaßigen und kreativen Spielelementen zu begeistern weiß.

Kreatives Abenteuer voller Ideen

Die Level in der "Sly Trilogy“ strotzen vor Abwechslungsreichtum: Mal muss man sich durch ein Sumpfgebiet schleichen, nur um bei der nächsten Mission durch ein eisiges Gebirge und Schnee zu stampfen. Doch kurz nachdem man sich schon an die schneebedeckte Landschaft gewöhnt hat, geht es auch schon in die Wüste, in der sich Sly Cooper kältere Temperaturen herbeizusehnen scheint. Doch ein Meisterdieb muss auf all diese Gegebenheiten gefasst sein und so hüpft man elegant durch die verschiedenen Passagen, um dem Ziel näher zu kommen.

Als Spieler würde man schnell aufgähnen, sollten sich all diese Abschnitte als eine virtuelle Wanderung herausstellen, und so warten auf den Spieler verschiedene Gegner, die ihm das Leben erschweren möchten. Diese haben sich dummerweise den Gegebenheiten des jeweiligen Areals angepasst und zeigen auch gerne mal ihre Karatekünste oder werfen mit Schneebällen nach dem Spieler.

Im ersten Teil steuert man zwar hauptsächlich Sly, doch gelegentlich stehen ihm seine beiden Freunde tatkräftig zur Seite. Murray, das rosa Nilpferd, zeigt dabei beispielsweise eine Vorliebe für Autos und liefert sich hitzige Rennen, um am Ende mit einem der begehrten Schlüssel belohnt zu werden. Bentley ist das Computergenie des Dreiergespanns und hackt sich auch gerne mal in Systeme ein, um Sly die Möglichkeit zur Flucht zu geben. Nach dem ersten Teil darf man öfter in die Rollen der beiden Freunde schlüpfen und von ihren unvergleichlichen Talenten und Fähigkeiten profitieren. Das bringt einen erfreulichen, frischen Wind in das Spielgeschehen und fördert maßgeblich das Verlangen des Spielers, gleich nach dem Ende des einen Teils die Geschichte direkt weiterzuverfolgen.

Veränderung bedeutet mehr Spielspaß

Von Teil zu Teil hat man als Spieler das Gefühl, dass die Entwickler gekonnt an den Stellen Verbesserungen eingefügt haben, die das Spielerlebnis sinnvoll ergänzen. Hat man als Spieler Murray oder Bentley ins Herz geschlossen und wünscht sich, diese auch direkt spielen zu dürfen, wird man im nächsten Teil damit überrascht, genau diese Möglichkeit ergreifen zu dürfen. Im ersten Teil besitzt Sly keine Lebensanzeige und segnet das Zeitliche meist nach einem einzigen, direkten Treffer eines Gegners. Doch ein Meisterdieb wäre kein Meisterdieb, wenn er sich so leicht und schnell beeinflussen lassen würde und in seinem nächsten Abenteuer wurde hier deutlich an der Lebenskraft geschraubt und eine Lebensanzeige eingebaut, die mehr als nur einen Treffer zulässt. Auch die Verwendung der Münzen, die man in jedem Teil einsammeln kann, wird von Mal zu Mal besser umgesetzt und mit einer sinnvollen Erweiterung belohnt.

Technik

Technisch gesehen merkt man allen drei enthaltenen Teilen an, dass sie aus einer anderen Konsolengeneration stammen. Beinahe in Nostalgie verfallen, erinnert man sich an die Zeiten zurück, als solche Leveldesigns, wie sie in der "Sly Trilogy" zur Verwendung kommen, zur Tagesordnung gehörten.

Die Detailverliebtheit macht dabei auch noch viele Jahre danach auf der PS Vita einen sehr guten Eindruck. Die grafischen und spielerischen Steigerungen machen sich von Titel zu Titel bemerkbar und machen jedes Abenteuer zu einem Erlebnis, welches den vorherigen Titel zwar nicht deutlich in den Schatten stellt, aber positiv auffällt und keinerlei Langeweile aufkommen lässt. Einzig und allein die Zwischensequenzen, welche die Geschichte charmant und gekonnt in Szene setzen, wirken oft deutlich verpixelt und trüben leicht das Gesamtergebnis. Da diese Zwischensequenzen allerdings nicht zu oft in Erscheinung treten, ist dies ein zu verschmerzender Beigeschmack.

Die Steuerung von Sly und seinen tierischen Freunden geht leicht von der Hand und dank der Einbindung der beiden Dual Analog-Sticks tragen diese ihren positiven Teil zur Steuerung bei. Vor allem im ersten Teil fällt auf, dass die Kamera gelegentlich etwas ungünstig eingestellt ist und eine eigene Nachjustierung zwingend benötigt wird.

Die Soundeffekte und musikalische Untermalung sind dabei über jeden Zweifel erhaben und fügen sich erfolgreich in das Gesamtbild ein. In Schleichpassagen werden die Soundeffekte minimiert, sollte es aber zu einem aufregenden Kampfgeschehen kommen, so passt sich auch hier die Musik dementsprechend der Situation an und wird aufregend und stimmig. Besonders hervorzuheben ist dabei die vollständige Sprachausgabe. Alle Charaktere der Sly-Trilogie bekamen charakteristische und sympathische Stimmen verliehen, die sich in allen drei Teilen wiederfinden.

Der Touchscreen und das Rückseiten-Touchpad der PS Vita wurden ebenfalls in das Spiel intergiert. Diese beschränken sich meistens nur darauf, sich Missionsziele anzeigen zu lassen oder Sly durch sein Fernrohr blicken zu lassen, aber dennoch ist diese Anpassung sehr erfreulich. Eine sinnvollere Einbindung wäre zwar wünschenswert gewesen, hätten aber eventuell mit Veränderung der Level einhergehen müssen. Deshalb ist die Möglichkeit der Verwendung nett, aber für das Weiterkommen irrelevant.