Erst zu Beginn des Jahres konnten alle PlayStation Plus-Mitglieder „Soul Sacrifice” ohne weitere Kosten herunterladen. Dass der Titel für dieses Angebot bereitgestellt wurde, erscheint logisch, wenn man bedenkt, dass man seit Kurzem die Erweiterung „Soul Sacrifice Delta” erwerben kann. Doch lohnt es sich für Fans des ersten Teils nochmal zuzuschlagen und können die Neuerungen weitere Spieler anlocken?

Immer noch ein unendliches Leiden

Die Menschheit wird von einem bösen Magier namens Magusar in Käfige gesteckt und einer nach dem anderem geopfert, damit er unsterblich bleibt. Der Spieler übernimmt die Rolle eines namenlosen Menschen, der darauf wartet, geopfert zu werden. Doch plötzlich taucht das sprechende Buch Librom auf, das ihm verspricht, dass es weiß, wie man Magusar bezwingen kann. Dafür muss man es nur bis zum Ende lesen.

Die Hauptgeschichte bleibt eins zu eins identisch. Wie schon im ersten Teil ist die düstere Atmosphäre ein besonderes Merkmal. Doch wer die Geschichte schon einmal durchgespielt hat, wird keinen Anreiz mehr finden, sie nochmal zu erleben. Zum Glück haben die Entwickler eine Funktion eingebaut, mit der man seinen alten Spielstand auf das neue Spiel übertragen kann. Jedoch kann man ihnen diesen Missstand verzeihen, da „Soul Sacrifice Delta” niemals als Nachfolger, sondern eher als Neuinterpretation des Vorgängers zu betrachten ist.

Opfern, um Kraft zu erlangen

In jeder Mission wird man aufgefordert, bestimmte Monster und Bossgegner zu erledigen. Vor der Mission hat man jedoch die Qual der Wahl: Man hat sechs Plätze frei für sogenannte Opfergaben, die mit unterschiedlichen Waffen, Zaubern und Kräften belegt werden können. Im Kampf kann jedes Opfer nur begrenzt benutzt werden, danach ist es zerstört und muss erst wieder repariert werden. Durch viele Kombinations- und Upgrade-Möglichkeiten kann man seinen eigenen Kampfstil frei auswählen. Daraus resultiert eine angenehme Prise Taktik und ein gewisses Suchtpotenzial nach besserer Ausrüstung.

Der Kampf orientiert sich stark am Genre-Primus „Monster Hunter”: In einer kleinen bis mittelgroßen Kampfarena wird der Spieler gegen Monster in den Kampf geschickt. Nachdem ein Monster besiegt wurde, hat man nun die Möglichkeit, es zu retten oder zu opfern. Wenn man es rettet, bekommt man Lebensessenz, die die maximale Lebensenergie erhöht. Wenn man ein Monster opfert, bekommt man dessen Seelenessenz, die die Kampfkraft erhöht. In „Delta” bekommt man zudem die Möglichkeit, Gegnern einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Dadurch bekommt man von beidem etwas. Der Kampf entpuppt sich leider schon nach kurzer Zeit als sehr eintönig und das ganze verkommt teilweise zu einem zwanzigminütigen Button-Mashing, da vor allem die Bossgegner einiges wegstecken. Ein wenig Abwechslung hätte dem Spiel gut getan und nach dem erstem Kapitel wünscht man sich mehr von der Story als vom eigentlichen Spielprinzip.

Neuerungen bringen ein flotteres Gameplay

Viel wichtiger sind die Neuerungen am Gameplay. Zuvor hatte man schnell die perfekte Kombination aus Opfergaben gefunden, um die relativ Strategie armen Kämpfe zu bestehen. Jetzt kommen durch neue Funktionen auch verschiedene Taktiken ins Spiel. Da wäre zum einen die Möglichkeit, ein Zauber mit Unterstützungs-Zaubern noch weiter zu verstärken. Dazu gesellt sich noch die Kombo-Magie. Es gibt zum Beispiel einige Opfergaben, die keinen direkten Effekt auf einen ausüben, viel mehr schweben kleine Energie-Wirbel durch den Raum. Diese kann man dann mit der nächsten Waffe aufnehmen und schon hat man ein neues Element wie zum Beispiel Feuer oder Eis zur Hand. Dadurch werden die Kämpfe dynamischer, da man selbst das Element der Waffe bestimmen und somit die Schwächen und Widerstände der Gegner zu seiner Gunst ausnutzen kann. Es gibt auch weitere Kombinationen, die sich nicht auf die Waffe selbst auswirken, sondern neue Angriffsmöglichkeiten bieten, wie zum Beispiel eine Stoßattacke.

Insgesamt wirken sich die Neuerungen sehr positiv auf das Gameplay aus. „Delta” spielt sich viel flotter als noch sein Vorgänger und bietet zudem eine Prise Taktik, die in den stumpfen Kämpfen zuvor komplett unterging. Wer bisher von den langen Kämpfen abgeschreckt wurde, der sollte der Erweiterung unbedingt eine zweite Chance geben, da viel zugunsten des Tempos und der Simplizität verbessert wurde.

Eine Sache des Glaubens

Doch auch an anderen Systemen wurde geschraubt. Im Vorgänger hatte man nur die Möglichkeit, Missionen für Avalon, einer Organisation für Magier, die an das Gute im Opfern glauben, zu erfüllen. Jetzt aber kommen zwei weitere Fraktionen dazu: Sanctarium und Grim. Für erstere gibt es nichts Heiligeres, als jemanden zu retten. Die Grim hingegen überlassen die Gegner einfach ihrem Schicksal. Wie schon im ersten Teil hat man also die Möglichkeit, gefallene Gegner zu opfern, zu retten oder, das ist neu, sie einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Je nachdem welcher Fraktion man angehören möchte, die Auswahl kann jederzeit verändert werden, bekommt man zusätzliche Boni spendiert. Dafür muss man sich im Kampf immer für das entscheiden, an was die jeweilige Fraktion glaubt.

Die dümmliche KI und ihr Glauben

Zusätzlich gibt es zu jeder Glaubensrichtung viele verschiedene Missionen. Diese Option gab es auch schon in „Soul Sacrifice” mit den sogenannten Avalon-Pakte. Diese sind natürlich immer noch vorhanden, jedoch findet man sie jetzt unter den „Aufgaben eines Magiers”. Darunter befinden sich auch die Missionen zu Sanctarium und Grim. Bei den letzteren kämpft man zum Beispiel mit Rotkäppchen an seiner Seite gegen allerlei Märchenmonster wie die drei kleinen Schweinchen oder Schneewittchen.

An diesem Punkt kommt wieder der größte Kritikpunkt von „Soul Sacrifice” zu Tage. Die KI wurde zwar verbessert, jedoch ist sie weiterhin nicht optimal. Alleine kann der Computer immer noch kaum etwas ausrichten, wodurch es eine Notwendigkeit ist, diese Missionen entweder online zu absolvieren oder in den sauren Apfel zu beißen und womöglich manche Abschnitte öfters versuchen zu müssen. Denn die KI hat eine bestimmte Ausrichtung, nach der sie immer handelt. Wenn sie Sanctarium angehören, dann werden sie einen meistens wiederbeleben, jedoch sind diese generell schwächer als andere Begleiter. Die starken Gefährten hingegen gehören oft Avalon an und opfern alles, was in ihrem Weg steht. Dadurch passiert es immer noch oft, dass sie einen töten statt wiederzubeleben. Die KI kriegt es meistens nicht hin, alleine die Mission zu absolvieren. Trotz der verbesserten KI werden frustrierende Momente nicht ausbleiben, wenn man alleine die „Aufgaben eines Magiers” bestreitet.

Technik

Auch auf technischer Seite hat sich einiges getan. Zuvor war die Grafik an einigen Stellen grobkörnig und es kam schnell mal zu Rucklern. Zudem waren die Umgebungen relativ abwechslungsarm, da es gefühlt nur fünf Orte gab. Diese Kritikpunkte wurden nahezu allesamt beseitigt. Die Technik wurde hochgeschraubt und das Spielgeschehen läuft flüssiger ab als davor noch. Auch die Kampfarenen wurden, neben gänzlich anderen Gebieten, um neue Elemente wie zerstörbare Umgebungen erweitert. Der Soundtrack ist eins zu eins identisch und bietet weiterhin eine gute Untermalung zum Spielgeschehen.