Vor einiger Zeit erschien mit „Borderlands 2“ ein erfolgreicher Titel, der nicht nur Fans von Ego-Shootern glücklich stimmte, sondern durch die geschickte Einbindung von Rollenspiel-Elementen auch Liebhaber anderer Genres ansprach. Doch nicht nur dieser Genre-Mix machte „Borderlands 2“ zu einer Spielspaßgranate, auch der schwarze, stimmige Humor wusste zu begeistern. Vor kurzem erschien die PlayStation Vita-Version des Spiels. Kann diese begeistern oder muss sie sich vor den Ablegern auf den großen Konsolen verstecken?

Beruf: Kammerjäger

In einer Kammer auf Pandora wurde wertvolles Eridium entdeckt. Dieses Eridium ist äußerst begehrt und wird deshalb nicht ohne Grund von einem gewissen Handsome Jack benötigt, um seine Herrschaft über den apokalyptisch anmutenden Planeten Pandora auszubauen. Man schlüpft in die Rolle eines sogenannten Kammerjägers, da Handsome Jack keinesfalls auf uneingeschränkte Unterstützung hoffen darf, sondern auf wirkungsvolle Gegenwehr. Zu Beginn des Spiels darf der Spieler sich einen von bis zu sechs Kammerjägern aussuchen, die verschiedene Klassen besitzen. Aufgrund der verschiedenen Klassen besitzen diese verschiedene Fähigkeiten und Kräfte, die sich im Kampf auf Pandora als äußerst nützlich erweisen.

Nachdem den Spieler ein Zugunglück beinahe das Leben gekostet hat, schließt man nach einer kurzweiligen Bewusstlosigkeit Bekanntschaft mit einem verrückten Roboter namens Claptrap, der euch fortan als ständiger Gefährte auf der Reise begleiten wird. Die Sprüche von Claptrap lockern nicht nur die Stimmung auf, sondern symbolisieren die fehlende Ernsthaftigkeit hinter „Borderlands 2“. Dies ist allerdings nicht als negativ zu betrachten, sondern macht das Spiel zu einem der wenigen Titel, die ein solches Spielprinzip gekonnt in Szene zu setzen wissen.

Die Geschichte von „Borderlands 2“ hat sich auf der PlayStation Vita kein bisschen verändert. Allerdings bekommt man beim Kauf des Spiels ein vollgepacktes Paket geliefert, das Zusatzinhalte wie weitere Missionen und Charaktere beinhaltet.

Pandora - Ein Ort voller Aufgaben

Hat sich der Spieler zu Beginn für einen Charakter seines Vertrauens entschieden, heftet dieser sich an die Fersen von Claptrap. Der verrückte Roboter führt einen in das Spielgeschehen ein und zieht ihn sofort in die abgedrehte Welt auf Pandora. Nachdem man sich an das Leben, die Fähigkeiten sowie die Steuerung gewöhnt hat, erhält man regelmäßig verschiedene Aufträge, die es zu erledigen gilt.

Meist handeln diese von der Beseitigung skurriler Feinde, die mit einer beeindruckenden Waffengewalt nur darauf warten, dem Spieler einen schnellen Bildschirmtod zu beschaffen. Auch wenn Gewalt in den meisten Missionen ein ständiger Begleitet ist, schaffen es auch hier der gekonnt in Szene gesetzte schwarze Humor, die Missionen niemals langweilig wirken zu lassen. Mal hilft man dabei, für Bullymongs einen anderen, passenderen Namen zu suchen oder unterstützt Sir Hammerlock bei der Materialsuche für einen neuen Hut. Dabei handelt es sich allerdings nur um einen Auszug der vielen Nebenmissionen, die man gefühlt an jeder Ecke angeboten bekommt. Durch die Nebenmissionen sind schon sehr viele, zusätzliche Spielstunden gesichert, durch die Verfolgung der eigentlichen Hauptgeschichte ist man zusätzlich bestens bedient.

Widmet man sich den zahlreichen Aufgaben, erhält man stetig Erfahrungspunkte. Diese orientieren sich dabei am Rollenspiel-Genre. Wie man sich als Kammerjäger entwickeln möchte, liegt dabei ganz und gar in den Händen des Spielers, der sich beispielsweise zwischen einer verbesserten Gesundheit oder erhöhter Schild-Kapazität entscheiden darf. Abseits davon kann man noch besondere Bonus-Tokens sammeln, die ebenfalls für verbesserte Statuswerte sorgen, um sich als würdiger Gegner für Handsome Jack zu erweisen.

Da fehlt doch was?

Fans von Ego-Shootern geben nur ungern die beiden Schultertasten her, die für ein uneingeschränktes Shootererlebnis sorgen. Für die Handheldversion muss man sich allerdings mit einem Kompromiss anfreunden, mit dem man eigentlich gar nicht befreundet sein möchte. Die Entwickler versuchen, das Defizit der fehlenden Tasten dadurch zu kompensieren, indem die Aktionen, die nicht durch eine Taste besetzt werden können, mit dem Touchscreen oder dem Rückseiten-Pad ausgeführt werden. Diese Belegung mag notwendig gewesen sein, ist allerdings weniger von Erfolg gekrönt. Immer wieder kommt es vor, dass man plötzlich zuschlägt, obwohl man es gar nicht möchte. Eine schnelle Fortbewegung durch Rennen ist ebenfalls nicht fließend möglich, da durch eine kleine Berührung der Rückseite der Sprint unterbrochen wird. Auch das Werfen von Granaten oder das Einsetzen der Spezialkraft wird über den Touchscreen durchgeführt, was weniger ärgerlich wie die Variante mit dem Rückseiten-Pad ist, aber dennoch nicht sonderlich gut gelöst.

Man benötigt eine ganze Weile oder länger andauernde Konfigurationen im Optionsmenü, bis man sich einigermaßen an die Steuerung gewöhnt hat. Doch Bewegungsabläufe, die nicht erwünscht sind, gehören immer wieder zur Tagesordnung.

Zusammen ist man weniger allein

Der Koop-Modus in „Borderlands 2“ erfreute sich großer Beliebtheit, da man die Möglichkeit hatte, bis zu vier Spieler gleichzeitig zu vereinen, um gemeinsam Missionen zu erledigen. Diese Möglichkeit gibt es zwar auch in der Handheldfassung des Spiels, allerdings nur in reduzierter Ausführung. Der Koop-Modus wurde im Vergleich zu den Konsolenversionen in der Anzahl der Spieler reduziert. Damit ist es für Besitzer einer PS Vita nur noch möglich, sich online mit einem weiteren Freund zusammenzuschließen. Das Einladen in die jeweilige Spielsession funktioniert dabei problemlos und einwandfrei. Allerdings fallen gelegentlich stärkere Ruckler auf. Diese dürfte man aber schon vom Einzelspielermodus gewohnt sein, und sind deshalb notgedrungen zu verschmerzen.

Als Besitzer der PlayStation 3-Fassung von „Borderlands 2“ hat man die Möglichkeit, per Cross-Save den Spielstand auf der PlayStation 3 zu sichern und diesen dann auf der PS Vita weiterzuspielen. Dies funktioniert auch andersherum . Das ist praktisch und ermöglicht dadurch das Spielen unterwegs, wenn man sich nur schwer von den spannenden Missionen trennen möchte. Schade ist allerdings, dass man unterwegs nur alleine Missionen erledigen kann, da auf den Ad-hoc-Modus als weitere Alternative verzichtet wurde.

Technik

Die Grafik der PlayStation Vita-Version muss sich im direkten Vergleich mit der Konsolenfassung messen und dabei deutliche Abstriche machen. Das Spiel sieht auf dem kleinen Bildschirm nicht ganz so schön aus wie das Vorbild, macht aber dennoch eine gute Figur. Nur leider wurden die Kritikpunkte der Konsolenversionen mit in die Handheldvariante übernommen und teilweise sogar verschlechtert. Hier und da muss man mit spürbaren Rucklern rechnen. Die Ladezeiten zwischen den Sequenzen dauern zudem länger als auf der PlayStation 3 noch. Ebenfalls ärgerlich: Möchte man Untertitel dazu schalten, so sind diese keineswegs synchron und teilweise stark zeitversetzt. Ein kurzer Ausflug ins Optionsmenü deaktiviert die Untertitel und bringt die erwünschte Abhilfe.

Soundtechnisch gibt es allerdings nichts zum Meckern: Die Effekte und die sonstigen musikalischen Untermalungen sind auch in der Handheldversion äußerst gelungen. Damit man die akustische Vorstellung vollständig genießen kann, lohnt es sich allerdings, auf Kopfhörer zurückzugreifen. Die Lautsprecher der PS Vita entfalten dabei, wie so oft, nicht das ganze Potenzial.