Die „Hyperdimension Neptunia“-Reihe ist vor allem für ihre sich an die Videospielindustrie anlehnende Welt sowie ihr Rollenspiel-Gameplay bekannt. Im neuesten Spinoff „Hyperdimension Neptunia Producing Perfection“ muss letzteres einer Simulation weichen. Wir haben den Manager in uns hervorgeholt und die CPUs auf ihrer Karriere als Popsternchen begleitet.


Ein Popsternchen erobert die Videospielindustrie

In der Welt von Gamindustri existieren vier Gebiete, die allesamt von einer CPU regiert werden, welche eine menschenähnliche Form besitzt. Diese kämpfen untereinander um die Marktanteile der gesamten Welt. Doch plötzlich reicht es nicht mehr, zu looten und leveln, da sich ein neuer Trend entwickelt hat, der die Rollenspiele verdrängt: Jetzt stürmen die Popidole die Bühne und binnen kürzester Zeit verlieren die CPUs all ihre Marktanteile. Der große Gegner ist eine Band mit dem Namen MOB48, eine klare Anspielung auf die real existierende Idol-Band AKB48. Der einzige Ausweg für Neptune, Noire, Blanc und Vert ist es, selbst ein Popsternchen zu werden, weshalb sie einen Produzenten, also den Spieler, in ihre Welt heraufbeschwören.

Auf den ersten Blick wirkt der Titel wie eine Visual Novel, doch der Schein trügt. Schon schnell merkt man, dass die Geschichte ein sehr zweckmäßiges Dasein fristet. Die Präsentation findet ausschließlich durch Textboxen statt, die komplett vertont sind, sofern nicht der Produzent redet. Ansonsten bekommt man keine überzeugenden Argumente geboten, um der Geschichte zu verfolgen, da jeder Dialog für das eigentliche Spiel komplett belanglos ist. Als Pluspunkt bleiben weiterhin die zwar sehr aufgezwungenen, aber trotzdem guten Anspielungen auf die gesamte Videospielindustrie. Wem das schon bei den Rollenspielen gefiel, der wird hier immerhin daran seinen Spaß haben.

Wer braucht schon Gameplay bei einem Videospiel?!

Doch auch beim Gameplay muss man einige Abstriche machen. Denn auf den zweiten Blick bekommt man das Gefühl, hier ein Musikspiel geboten zu bekommen. Doch dem ist leider nicht so, da der Titel eine reine Simulation ist. Zu Beginn wählt man einen der vier CPUs, mit Namen Neptune, Noire, Blanc und Vert. Jedoch macht es keinerlei Unterschiede, da sich dadurch am Gameplay, wenn man es als solches überhaupt bezeichnen kann, nichts ändert.

Jetzt hat man 180 Tage Zeit, seine gewählte CPU zu dem Popsternchen Nummer eins zu machen. Dafür hat man an jedem Tag eine von vier Aktionen zur Auswahl. Unter dem Punkt Arbeit findet man allerlei Tätigkeiten, die einem helfen, für sein Idol zu werben und so mehr Fans für einen zu gewinnen. Mit Training können die verschiedenen Werte wie Vertrauen, Gesang, Rhythmus, Ausdruck und Wissen verbessert werden. Unter der Option Entspannung kann man Stress abbauen oder die Zuneigung mit seiner eigenen CPU und den anderen verbessern. Wenn sich bei Letzteren eine gute Freundschaft entwickelt hat, kann man zudem eine Gruppe bilden. Dadurch werden Marktanteile wieder neu verteilt und man hat so eine Kontrahentin weniger. Der letzte Punkt ist Reisen, womit man in ein anderes Gebiet zieht, um dort effektiv die Marktanteile anderer CPUs zu senken. Doch spielerisch ist es egal, was man macht, da die Statuswerte kaum Auswirkung auf die eigentliche Performance haben. Außerdem muss der Spieler sich in der Regel sowieso nur durch vier bis fünf belanglose Textboxen klicken, damit ein Tag schon wieder vorbei ist.

Auch bei den Konzerten nichts los

Der zweite Gameplay-Teil sind die Konzerte, auf denen die Idols regelmäßig auftreten werden. An diesem Punkt hätten die Entwickler noch einmal irgendeinen spielerischen Mehrwert einbauen können, jedoch kommt es einem so vor, als wollten sie die Langeweile perfektionieren. Zunächst wählt man eine der Stages, die sich ohnehin nur äußerlich unterscheiden, das Kostüm, das das Popsternchen tragen soll, drei von zehn Effekten, die auf der Bühne verwendet werden, und einen von gerade mal mageren fünf Songs. Jede CPU hat dabei ihren speziellen Song. Wählt man diesen aus, bekommt man während des Auftritts die Möglichkeit, durch eine Bewegung auf dem Rückseitenpad das Idol in seine HDD-Form zu verwandeln. Da im Spiel nicht erklärt wird, wann und wie genau das gemacht werden muss, bewegt man seine Finger wie wild über die Rückseite der PlayStation Vita. Ansonsten kann man nur die Kamera ein wenig herum bewegen und die Bühneneffekte auslösen, die den Fans einheizen. Wirklich verlieren kann man die Konzerte nicht. Man müsste schon gar nichts machen, damit die Fans sich langweilen.

Insgesamt bleibt zum Gameplay zu sagen, dass es es seine Bezeichnung eigentlich gar nicht wert ist. Denn wirklich spielen wird man zu keiner Zeit. Man klickt sich durch belanglose Texte und darf den CPUs beim Tanzen zusehen, während man selbst nur die Kamera bewegt. Spätestens ab den Konzerten hätten die Entwickler ein kleines Minispiel einbauen müssen, um die Spieler bei Laune zu halten. Doch so ist „Hyperdimension Neptunia PP“ durchweg einschläfernd.

Technik

Auf technischer Seite gibt es weniger zu meckern: Die Charaktermodelle sind sehr lebendig gestaltet und haben kaum Ecken und Kanten. Auch die Umgebungen der einzelnen Bühne passen zum sehr bunten Anime-Stil. Ein wirkliches Ruckeln konnte während des Spielens nicht festgestellt werden.

Der Soundtrack ist mit seinen fünf Stücken einfach zu knapp bemessen, auch wenn diese den Flair eines J-POP-Songs perfekt einfangen. Vom komplett auf Englisch oder wahlweise Japanisch vertonten Dialog könnte sich manch eine Visual Novel eine Scheibe abschneiden.