Die Szene der Indie-Spiele erlebt momentan eine goldene Zeit. Jede Woche erscheinen neue Titel, die von kleineren Studios entwickelt wurden, welche ohne ein riesiges Budget ihre Ideen auf die Bildschirme bringen. Genau so sieht es auch bei dem finnischen Entwickler Facepalm Games aus, die mit „The Swapper“ im vergangenen Jahr ihr erstes Spiel auf den Markt brachten. Nun erscheint der Puzzle-Plattformer auch für Sonys aktuelle Konsolen, doch kann „The Swapper“ mit seiner außergewöhnlichen Idee auch die Spieler überzeugen?


Willkommen auf der Raumstation Thesus

Am Anfang scheint die Geschichte von „The Swapper“ nur ein Mittel zum Zweck zu sein. Der namenlose Hauptcharakter strandet auf einer anscheinend verlassenen Raumstation, auf der etwas Schreckliches geschehen sein muss. Überall lassen sich Berichte über eine unbekannte Alien-Rasse finden, die nur als Beobachter bezeichnet wird. Aber was haben sprechende Steine damit zu tun? Wer hat das titelgebende Gerät entwickelt? Und wer ist eigentlich diese Frau, die mehr als nur verrückt scheint? Diese Aspekte werden im Verlauf der Geschichte mehr oder weniger aufgeklärt, doch die entstehenden ethischen und moralischen Fragen sowie einige spannende Wendungen machen das Abenteuer erst wirklich besonders. Zwar kann es recht nervig sein, sich durch die zahlreichen Log-Bücher zu lesen, welche auf der ganzen Raumstation zu finden sind. Das passt aber nicht nur zur Atmosphäre des Spiels, sondern erlaubt es den Spielern, noch tiefer in die geheimnisvolle Welt von „The Swapper“ einzutauchen. Ohne zu viel zu verraten kann gesagt sein, dass die Geschichte mehr als nur ein Beiwerk für die Spielmechaniken ist.

Über das Klonen und den Seelentausch

Nach einer kurzen Einführung erhält der Spieler ein eigenartiges Gerät, welches Swapper genannt wird. Ähnlich wie in den „Portal“-Spielen hält der Hauptcharakter allerdings keine Waffe, sondern eine ganz besondere Maschine in den Händen. Es ist nämlich fortan möglich, vier Klone des Helden zu erstellen, die sich im exakt gleichen Tempo und in dieselbe Richtung wie das Original bewegen. Doch auch der Seelentausch ist ein zentrales Element im Weltraum-Abenteuer. Hat der Spieler Sichtkontakt zu einem seiner Klone, kann die Seele getauscht werden, sodass die ausgewählte Kopie nun steuerbar ist. Das geschieht durch die beiden Schultertasten sowie dem rechten Analog-Stick. Sollte dieser etwas zu träge oder zu schnell sein, lässt sich die Sensitivität durch das Optionsmenü verändern. Die PlayStation Vita hat optional auch einige Berührungs-Funktionen erhalten. Der Cursor kann ebenfalls mit Handbewegungen gesteuert werden und der Körpertausch durch Tippen vollzogen werden. Teilweise mag das etwas umständlich werden, besonders in hektischeren Situationen. Störend wird das allerdings auf keinen Fall, da die neue Steuerungsmethode dem Spieler an keiner Stelle aufgezwungen wird.

Genauso wie in Valves Überraschungshit sind diese Mechaniken nach einigen Minuten bereits gemeistert, was das Spiel jedoch nicht einfacher gestaltet. Immer wieder müssen die erlernten Fähigkeiten auf neue Weise eingesetzt werden, um die zahlreichen Rätsel zu lösen. Hinzu kommen in späteren Abschnitten noch weitere Elemente wie zum Beispiel Lichter, die das Klonen und den Seelentausch verhindern, sowie Felder, welche die Schwerkraft verändern. Scheinen diese Knobeleien anfangs noch recht einfach, fordern sie im weiteren Verlauf die volle Konzentration des Spielers. Damit ist „The Swapper“ kein einfaches Spiel, trotzdem bleibt der Titel stets fair, da der Charakter bei einem Ableben wieder am Anfang des Raumes erscheint. Wenn dann einer der besonders schweren Level gelöst wird, ist das Erfolgsgefühl nicht die einzige Belohnung. Ziel eines jeden Rätsels ist es nämlich, Energie-Kugeln einzusammeln. Diese werden dazu benötigt, neue Abschnitte freizuschalten. Je schwerer ein Rätsel ist, desto mehr grüne Kugeln erhält der Spieler. Wer allerdings das Ende der Geschichte erleben möchte, muss jede einzelne davon eingesammelt haben. Das einzige wirkliche Manko bietet das Spiel mit seiner Länge. Je nach Fähigkeit des Spielers ist das Abenteuer in fünf bis sechs Stunden beendet. Da auf dem Weg auch alle Rätsel gelöst werden müssen gibt es wenig bis keinen Wiederspielwert.

Eine unbeschreibliche Atmosphäre

Die Weltraumstation ist wunderschön düster gestaltet. Obwohl es im Spiel keine wirklichen Gegner gibt, macht sich dennoch ein ungutes Gefühl breit. Das ist unter anderem der Grafik verdankt, die sehr klar und mit dunklen Farben die Atmosphäre perfekt darstellt. Das Raumschiff selber erinnert sehr stark an die „Metroid“-Spiele, inklusive runder Türen. Sind neue Bereiche freigeschaltet, lassen sich diese frei erkunden. Durch eine übersichtliche Karte, welche die Standorte der Energie-Kugeln anzeigt, kann sich kein Spieler in den großen Arealen wirklich verlaufen. Passend dazu ist der Soundtrack unglaublich stimmig. Mit einigen sehr emotionalen Stücken sowie unheimlicher Musik lässt die Untermalung kaum zu wünschen übrig. Auch sonst läuft der Titel sehr flüssig, weshalb im Bereich der Technik keine Wünsche offen bleiben. Einzig auf Sonys mobiler Konsole wird es schwer, permanent die Übersicht zu behalten, falls die Kamera rausgezoomt wird. In diesen Situationen kann es schwer sein, seine Charaktere zu erkennen, wobei das eher selten vorkommt und meist durch Dialoge begleitet wird, in denen keine Übersicht notwendig ist.