„Natural Doctrine“ soll eine Kombination aus taktischen Strategie-Spielen wie „Valkyria Chronicles“ und dem brutalen Schwierigkeitsgrad der „Dark Souls“-Spiele darstellen. Dabei versprechen die Entwickler einen Strategie-Titel, der sich an die Hardcore-Spieler richten soll. Ob „Natural Doctrine“ dieses Versprechen einlösen kann oder ob es hinter seinen Erwartungen zurückbleibt, erfahrt ihr im Test.

Kobolde….Käfer…Krieg

Die Geschichte ist der uninteressanteste Aspekt von „Natural Doctrine“. Mehrere Rassen stehen miteinander im Krieg, weil sie ein seltenes Material aus den Minen haben wollen. Dabei wurden auch große Teile der Menschheit vernichtet, weshalb die Stadt Feste gebaut wurde, um von dort aus die Welt zurück zu gewinnen. Die Hauptperson in der Geschichte ist der junge Soldat Jeff, der mit einer Gruppe diverse Gebiete durchforstet und dabei auf eine neue Art von Kreatur stößt, die sich als große Bedrohung herausstellen soll.

Wirklich interessant wird die Geschichte leider trotz einigen überraschenden Wendungen nicht. Das liegt unter anderem an den eindimensionalen Charakteren, die sich im Verlauf der Handlung nicht wirklich weiterentwickeln und recht austauschbar wirken. Noch schlimmer wiegt aber die Präsentation der Geschichte. Alle Zwischensequenzen werden durch In-Game-Sequenzen erzählt, die nicht wirklich schön anzusehen sind. Zwar sind auch die Dialoge während der Schlachten vertont, jedoch sind sie teilweise so belanglos, dass der Spieler den Fokus eher komplett auf das Gameplay legt und die Gespräche ignoriert.

Auf in den Kampf!

„Natural Doctrine“ kann sich durch das komplexe Gameplay auszeichnen. Der Spieler übernimmt die Kontrolle über mehrere Charaktere und kann deren Aktionen rundenbasiert steuern. Meist ist das Ziel jedes Gebietes, die Gegner auf dem Schlachtfeld auszurotten. Wer allerdings unüberlegt mit all seinen Soldaten beliebig auf die Feinde los läuft, kann bereits nach einer Runde dem Game Over-Bildschirm begegnen. Das rundenbasierte Kampfsystem verlangt nämlich ein hohes taktisches Angehen an die Aufgabe. Jeder Kämpfer kann sich innerhalb von einigen Feldern, die blau dargestellt werden, bewegen. Treffen Nahkämpfer dabei auf ein rotes Feld mit Gegnern, besteht die Möglichkeit, diese anzugreifen. Vor allem die Stellung der Helden ist hier wichtig, da sie sich miteinander verbinden können, um stärkere Kombinationsangriffe zu vollziehen. Doch dabei darf der Spieler nie vergessen, die Aktionen selber so zu kombinieren, dass die Charaktere einen Link herstellen, um so die Zugreihenfolge maßgeblich zu beeinflussen.

Eine weitere Ebene erhält das Spiel durch sein Skill-System. In den meisten Spielen müssen Skill-Punkte gut überlegt investiert werden, um dauerhafte Statusboni wie zum Beispiel stärkere Angriffe oder mehr Lebensenergie zu erhalten. „Natural Doctrine“ ermöglicht es allerdings, diese Fähigkeiten vor den Kämpfen wieder abzunehmen und die Punkte neu zu verteilen. Dadurch kann für jeden Kampf die bestmögliche Voreinstellung gefunden werden, und ein „Verskillen“ ist nicht möglich.

Das alles mag sich vorerst kompliziert anhören, und tatsächlich ist das Spiel durch Massen an Texteinblendungen und einem überfüllten Interface nicht allzu einsteigerfreundlich. Wer sich dennoch auf die Mechaniken einlässt, kann durch gute Erklärungen innerhalb des Spiels recht schnell begreifen, was zu tun ist. Dann macht der Titel wirklich Spaß und bietet tolle Momente, wenn die eigenen Charaktere den Kampf dominieren, ständig neue Aktionen vollziehen können und einen Gegner nach dem anderen besiegen. Das Problem dabei wird jedoch schnell deutlich: die Gegner können dies auch.

Wir werden sieg – Game Over

Dass sich das Spiel an erfahrene Spieler richtet, sollte bereits nach wenigen Kämpfen deutlich werden. Selbst auf der einfachsten von vier Schwierigkeitsstufen ist der Game Over-Bildschirm ein ständiger Begleiter. Das liegt allerdings nicht an einem fairen, aber anspornenden Spielprinzip, das zum Beispiel ein „Dark Souls“ liefert. Häufig entscheidet eher der Zufall über Sieg und Niederlage. Schon ein falscher Schritt oder eine unüberlegte Aktion können die Auslöschung der gesamten Truppe bedeuten. Zudem sind einige Gebiete mir Fallen oder mehreren Wegen bestückt. Wer hier eine falsche Wahl trifft oder aus Versehen auf die falsche Stelle tritt, kann damit rechnen, den Level schon bald wiederholen zu dürfen. Das beschäftigt den Spielfluss enorm, denn oftmals kann vorher nicht gesagt werden, welcher Weg zu empfehlen ist und das simple Ausprobieren stellt sich als einzige Lösung heraus. Zudem können die Züge der Gegner nicht übersprungen werden. Da diese allerdings in hoher Zahl vorkommen, kann das in vielen Kämpfen schon bis zu einer Minute dauern.

Zwar beinhalten die Level auch Speicherpunkte, zu diesen kann der Spieler allerdings nur zurück, wenn seine Truppe ausgelöscht wurde. Zudem sind diese Punkte nicht allzu häufig vorhanden, weshalb viele Aktionen immer und immer wieder ausgeführt werden müssen, um eine bestimmte Stelle zu bewältigen. Wer aus Frust nach einiger Zeit das Spiel beendet, darf direkt den kompletten Level erneut versuchen, da nur zwischen den Missionen permanent gespeichert werden kann.

Zusammen und Gegeneinander

Ebenfalls im Paket enthalten ist ein Mehrspieler-Modus, der sowohl kooperativ als auch kompetitiv, online oder per ad-hoc gespielt werden kann. Vor dem Kampf wird zunächst eine Truppe aus Karten zusammengestellt. Weitere Einheiten können durch gewonnene Währung gekauft werden, damit die Gruppe stärker wird. Um das Spiel fair zu halten, hat jede Karte eine andere Größe. Besonders starke Kämpfer brauchen demnach mehr Platz, weshalb nur wenige von ihnen aufgenommen werden können.

Im Kampf darf man sich mit anderen Spielern auf einer vorher ausgewählten Karte messen oder zusammen gegen eine Gruppe von Computer-Gegnern kämpfen. Anschließend läuft das Spiel fast so wie im Einzelspieler-Modus ab, mit der Ausnahme, dass alle Truppen eines Spielers besiegt werden müssen. Ein großer Plus-Punk ist die Cross-Play Mechanik, durch die PlayStation Vita-Besitzer auch gegen Spieler anderer Konsolen antreten dürfen.

Wie für die Vita gemacht?

Auf der PlayStation Vita macht das Spiel eine erstaunlich gute Figur. Zwar sind die Texturen nicht wirklich das Gelbe vom Ei, dennoch ist die Grafik nicht schlecht. Einige Gebiete sind sogar trotz matschiger Texturen schön anzusehen und die Charaktermodelle sind ordentlich. Zudem überrascht der Soundtrack mit einigen heroischen Stücken, die besonders spannende Kämpfe in der Atmosphäre unterstützen. Erfreulich ist die Portabilität der kleinen Konsole. Ist der Spieler mal zu frustriert um eine Schlacht zu beenden, kann er das Gerät in den Stand-By-Modus versetzen um zu einem späteren Zeitpunkt nicht den gesamten Kampf wiederholen zu müssen. Damit wirkt das Spiel wie für die PlayStation Vita gemacht, auch wenn die großen Texteinblendungen in den Missionen das Sichtfeld an einigen Stellen stark verringern können.