Die PlayStation Vita wird voraussichtlich in diesem Jahr ihre Laufzeit beenden. Schon jetzt erscheinen keine Spiele mehr von großen Entwicklern, doch insbesondere die Indie-Szene beliefert in seltenen Fällen dank Cross Buy noch den Handheld. Im Falle von „Reverie“ geht das sogar so weit, dass der Titel zuerst für PlayStation Vita und erst später für PlayStation 4 erscheint. Wir haben uns den von „The Legend of Zelda“ inspirierten Titel näher angeschaut und verraten euch, ob er ein liebevoller Abschiedsbrief für die Konsole geworden ist.

Ein anderes Neuseeland

Die Insel von Toromi ist von einer finsteren Vergangenheit umgeben, denn die Geschichte von vier Brüdern, deren Leben durch Neid enden mussten, wird auch viele Generationen später erzählt. Hier kommt der Junge Tai ins Spiel, der ohne seine Brüder seine Großeltern auf der Insel besucht, um entspannen zu können. Bereits kurz nach dem Start wird es jedoch zu seiner Verantwortung, die gesamte Insel zu retten.

Die Geschichte von „Reverie“ ist ideenreich, jedoch sehr vorhersehbar. Das ist in diesem Fall kein Problem, da das Spiel von seiner Mythologie lebt. Die Geschichte wurde nämlich von der neuseeländischen Folklore beeinflusst und verarbeitet Sagen der Kultur. Selbst wenn man sich damit nicht auskennt wird man die toll gestalteten Kreaturen genießen können, sowie die schönen Umgebungen, die man im „Zelda“-Stil erkundet. Die Dialoge mit den NPCs sind ebenfalls sehr gut gelungen und verraten noch mehr über die Kultur der Welt.

Alles bekannt

„Reverie“ erfindet das Rad nicht neu. Man läuft über eine Oberwelt voller Charaktere, Gegner und Rätsel und rätselt sich durch einige Dungeons. Dabei erlernt man neue Fähigkeiten und erhält zahlreiche Items, mit denen man neue Wege eröffnen kann. Das ist alles sehr klassisch und bietet nicht allzu viele Überraschungen, obwohl einige Items durchaus kreativ sind, dafür aber wenig Nutzen finden. Die wenigen Nebenaufgaben, die man zwischendurch bewältigt, bieten ebenfalls mehr vom gewohnten. Dennoch macht der Aufbau Spaß, denn die Welt ist derart charmant, dass man unbedingt wissen will, welche Orte man als nächstes besucht.

Das größte Problem sind leider die Rätsel. Diese sind durchweg sehr einfach und können schon beim ersten Anblick direkt gelöst werden. Man könnte also vermuten, dass gerade jüngere Spieler sich hieran erfreuen werden. Der finale Dungeon bietet dann aber plötzlich kniffelige Räume, ohne dass der Schwierigkeitsgrad zuvor merklich steigt. Das Pacing stört und hätte dringend mehr Arbeit benötigt. Zudem sind die Kämpfe recht einfach und abseits der Bosse muss man sich nie anstrengen, um mit wenigen Schlägen alles zu besiegen. Trotzdem macht das alles Spaß, besonders dank einer kräftigen Ausweichrolle. 

Magische Welt

Der größte Pluspunkt des Spieles ist definitiv sein Charme. Die Ästhetik sowie das Gegnerdesign erinnern sogar an „Earthbound“. Man möchte deshalb jeden Winkel entdecken und kann dabei sogar über Mini-Spiele stolpern, die länger als nur einige Minuten unterhalten. Obwohl es beim klassischen Spielverlauf keine Überraschungen gibt, geschieht dies nebenbei, wenn man wirklich erkundet. Deshalb ist die Suche nach Federn, die überall in der Welt zerstreut sind, wirklich eine Belohnung, da man somit Geheimnisse findet, die man ansonsten übersehen hätte. Man erlebt puren Spielspaß in einer interessanten Welt, die niemals eintönig wird.

Hinzu kommt eine saubere technische Leistung. Die Ladezeiten sind kurz, die Bildrate flüssig genug und die Musik außergewöhnlich, ohne zu viel zu verraten. Man verliert sich in der Pixel-Welt, weshalb es schade ist, dass man nach wenigen Stunden das Finale erreicht hat. Dafür wird einem nie langweilig, obwohl die Herausforderung bis zum Ende minimal ist.