Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven
Egal ob Remaster oder Remake, Neuauflagen gibt es sowohl als Abzocke mit dürftiger Umsetzung als auch als ausgezeichnete Portierung mit zahlreichen kleinen und großen Verbesserungen. Warum es sich beim kürzlich erschienenen Rollenspiel-Remake „Romancing Saga 2: Revenge of the Seven“ um Letzteres handelt, klären wir für euch im Test.
Das elektrisierende und vielseitige Inselabenteuer
Es beginnt alles recht klassisch im mittelalterlichen Kaiserreich Varennes. Kaiser Leon tritt als entschlossener, aber dennoch gütiger Herrscher auf, der mit seinen beiden Söhnen Gerard und Viktor für Frieden sorgen möchte. Als Kzinssie, einer der gefürchteten Sieben Helden, in Varennes einfällt und nicht nur Viktor, sondern auch Leon selbst das Leben nimmt, muss der bislang eher zurückhaltende Gerard das Zepter in die Hand nehmen. Glücklicherweise stehen ihm dabei nicht nur treue Gefährten zur Seite, sondern auch eine geheimnisvolle Macht. Von seinem Vater hat Gerard die Fähigkeit geerbt, dem nächsten Herrscher von Varennes sein Wissen und seine Fertigkeiten weiterzugeben.
Die besondere Verbindung von Geschwistern
Gerard wird dabei bei weitem nicht der letzte Kaiser sein, den ihr spielt. Wenn der derzeitige Anführer stirbt oder abdankt, müsst ihr einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin bestimmen. An bestimmten Stellen in der Geschichte gibt es zudem Zeitsprünge, die ebenfalls das Erwählen eines neuen Herrschers oder einer neuen Herrscherin erfordern. Da stets die stärksten Fähigkeiten weitergegeben werden, könnt ihr es auch nach und nach mit immer mächtigeren Gegnern aufnehmen, zu denen auch die namensgebenden Sieben Helden gehören. Diese einst verehrten Persönlichkeiten wurden vor Ewigkeiten in eine andere Dimension verbannt und sind seit ihrer Rückkehr kaum wiederzuerkennen. Das Remake von „Romancing Saga 2: Revenge of the Seven“ bietet im Vergleich zum Original einige zusätzliche Zwischensequenzen, die das Schicksal der Sieben Helden und ihre Wandlung genauer beleuchten. Da man diese Sequenzen Stück für Stück im Laufe der Geschichte findet, freut man sich immer wieder, etwas Neues zu erfahren.
Auch die Hauptgeschichte, die sich abhängig von euren Entscheidungen unterschiedlich gestaltet, kann mit einigen spannenden Charakteren und überraschenden Momenten punkten. Beispielsweise stoßt ihr recht früh im Spiel auf den kleinen Ort Nibel, der von Monstern tyrannisiert wird. Eigentlich sind die Kämpfer des Dragon Lair für den Schutz des Ortes verantwortlich. Wie ihr Anführer Karl euch erklärt, haben sie jedoch Schwierigkeiten, mit einem bestimmten Monster fertigzuwerden. Um den Respekt der Einwohner aufrechtzuerhalten, bittet Karl euch, nur dieses Hindernis für sie aus dem Weg zu schaffen, den eigentlichen Bosskampf aber ihnen zu überlassen. Nun habt ihr die Möglichkeit, dieser Bitte Folge zu leisten oder den Boss direkt selbst zu besiegen.
Erfüllt ihr Karls Wunsch, dann erledigen die Kämpfer:innen des Dragon Lair tatsächlich für euch den Boss, und ihr könnt Karl als Kampfkünstler für eure Party rekrutieren. Wenn ihr dagegen alles auf eigene Faust erledigt, erhaltet ihr erst später Zugriff auf diese Klasse und müsst euch zudem Karl selbst im Kampf stellen. Manche dieser Entscheidungen sind kleiner, andere größer, aber das Gefühl, tatsächlich einen Einfluss auf die Handlung zu haben, fühlt sich in jedem Fall erfrischend an und sorgt zugleich für Wiederspielbarkeit. Es ist lediglich ein wenig schade, dass ihr durch die Zeitsprünge in regelmäßigen Abständen eure Partymitglieder verliert und zumindest diejenigen, die ihr nicht über eine bestimmte Nebenmission freischaltet, ohne richtige Hintergrundgeschichte auskommen müssen. Immerhin hat jeder Charakter eine unterschiedliche Verteilung von Kampfattributen.
Neues im Kampfgeschehen
Bereits das Originalspiel hatte ein ausgezeichnetes Kampfsystem, bei dem es neben klassischen rundenbasierten Aktionen auch die Möglichkeit gab, per „Glimmer“ eine neue Kampfaktion zu lernen. Durch ein Glühbirnen-Icon neben den Aktionen, durch deren Einsatz ihr eine neue Fähigkeit lernen könnt, ist das Glimmersystem nun deutlich nutzerfreundlicher als noch im Original. Das gilt auch für die Zugreihenfolge, die nun am oberen Bildschirmrand angezeigt wird. Auch die Formationen sorgen für taktische Tiefe, da ihr über den gleichnamigen Menüpunkt die Anordnung eurer Partymitglieder anpassen könnt. Das hat Auswirkungen darauf, welche Charaktere besonders schnell zum Zug kommen oder besser vor gegnerischen Angriffen geschützt sind. Setzt ein Boss beispielsweise überwiegend vertikale Angriffe ein, kann es sinnvoll sein, sich eher horizontal aufzustellen, sodass möglichst wenige Teammitglieder getroffen werden.
Auch die klassenbasierten Fähigkeiten, die ihr durch das Abschließen vieler Kämpfe freischaltet, sorgen für zusätzliche taktische Tiefe. Die Klasse „Schwere Infanterie“ kann beispielsweise eine höhere Parierchance erlangen, wenn sie mit einem Schwert ausgerüstet ist. Ganz neu und schön in Szene gesetzt sind die vereinten Angriffe, bei denen mehrere Attacken eurer Teammitglieder unmittelbar hintereinander eingesetzt werden und durch einen hohen Multiplikator besonders viel Schaden austeilen. Auch in eurer Hauptstadt könnt ihr euch durch den Bau einer Schmiede und einer Magieakademie vorbereiten, wo ihr neue Waffen, Rüstungen und Zaubersprüche erhaltet.
Das Spielerlebnis
Ein großes Lob hat auch die technische Umsetzung von „Romancing Saga 2: Revenge of the Seven“ verdient. Die 2D-Optik des Originals wurde komplett in 3D übersetzt, was sowohl den Charakteren als auch den Landschaften neuen Charme verleiht. Den fantastischen Soundtrack von Kenji Ito könnt ihr im Remake sowohl in der nostalgischen Originalfassung als auch in der Neuauflage anhören. Nachdem viele Remakes in den letzten Jahren insbesondere mit der Technik zu kämpfen hatten, wollen wir in dieser Hinsicht ein besonderes Lob für die Menü-Navigation aussprechen, denn diese lief bei uns im Test auf der PlayStation 5 butterweich. Zudem ist es erfreulich, dass durch den Zusatz von drei Schwierigkeitsgraden nun auch Spieler:innen mit unterschiedlicher Erfahrung im Rollenspielgenre in den Genuss von „Romancing Saga 2: Revenge of the Seven“ kommen können.
Das sagen unsere Leser:
Dabei dachte ich, das hier sei mausetot.