In „Castlevania“ darf man sich schon seit 1987 mit einer Peitsche und verschiedenen anderen Waffen ausstatten, um dabei Kreaturen den Garaus zu machen, welche direkt aus der Hölle entsprungen zu sein scheinen. Im Jahre 2010 durfte man in „Castlevania: Lords of Shadow“ in die Rolle des Gabriel Belmont schlüpfen, welcher dem Bösen den Kampf angesagt hat. „Castlevania: Lords of Shadow 2“ schließt nun an diese Ereignisse an und begleitet den Fürsten der Dunkelheit auf seinem letzten Weg zur Bekämpfung Satans. Doch lohnt es sich, Dracula zu begleiten oder wäre es besser gewesen, ihn mit einem Pflock im Herzen in den Ruhestand zu versetzen?

Der Fürst der Dunkelheit auf Rachefeldzug

Das Spiel stellt eine direkte Fortsetzung zum ersten Teil dar. Dracula erwacht aus einem jahrhundertelangen Schlaf in seinem Grab. Aufgrund mangelnder Blutzufuhr sieht dieser nicht mehr ganz so frisch aus und quält sich durch die Straßen einer ihm unbekannten Stadt. Schnell wird deutlich, dass er sich in unserer Gegenwart befindet. Kurz nachdem er sich gestärkt hat wird ihm klar, dass sein Kampf gegen Satan noch kein Ende gefunden hat. So muss er sich diesem mit all seinen Kräften stellen, um seinem Namen gerecht zu werden. Doch was Dracula vor vielen Jahrhunderten zu einem starken Gegner gemacht hat, muss nun mit viel Mühe neu erworben werden. Die Stadt, in der er sich befindet, wurde auf den Ruinen seiner alten Burg gebaut und mit Hilfe verschiedener Portale kann er zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen wechseln. In der Vergangenheit wandert er dabei in seiner großen Festung umher, während er in der Gegenwart seinem Widersacher Satan dicht auf den Fersen ist.

Düster, blutig und gekonnt atmosphärisch

Die düstere Atmosphäre und die perfekt inszenierten Zwischensequenzen machen schnell Lust auf mehr und ziehen den Spieler schnell in ihren Bann. Auch die Gewaltdarstellung ist gelegentlich recht explizit und mit Blut gespickt, doch all dies hält sich im verständlichen Rahmen und fügt sich in die Thematik ein. Grund zum Gruseln gibt es ebenfalls und auch hier ist es die Zusammensetzung verschiedener Faktoren, welche die gruselige Atmosphäre erst ermöglichen.

Gelegentlich stolpert man dann doch durch manche Passagen, welche so in Draculas Grab hätten liegen gelassen werden können. Gerade die Schleicheinlagen wirken zu Beginn zwar nett, aber eher unpassend. Ruft man sich dann auch nochmal ins Gedächtnis, dass man hier ja eigentlich den Fürsten der Dunkelheit vor sich hat, stellt man sich doch die Frage, warum sich dieser an Gegnern vorbei zu schleichen versucht anstatt wie sonst die Peitsche auszupacken. Die fehlende Variationsmöglichkeit scheint hier das größte Problem darzustellen, denn um sich an den Gegnern vorbei zu schleichen, gibt es immer nur eine einzige Möglichkeit.

Der Meister der Peitsche

Kenner der Reihe oder des Vorgängers werden sich in „Castlevania: Lords of Shadow 2" sofort mit dem Kampfsystem vertraut fühlen, denn am Grundgerüst hat sich nichts geändert. Gekämpft wird mit Peitsche, Chaoskrallen und dem leeren Schwert, die mit der entsprechenden Tastenkombination auf die Gegner entfesselt werden. Für die letzten beiden Waffen müssen allerdings für die Verwendung die jeweiligen Balken gefüllt werden. Dies ist manchmal auch zwingend notwendig, um sich den vielen, unterschiedlichen Gegnerhorden entgegenstellen zu können. Bestens vorbereitet zu sein ist die Devise, denn in „Castlevania: Lords of Shadow 2“ ist jeder Gegner ein potenzieller Grund für den Bildschirmtod. Einfaches Draufhauen und hoffen, dass sich die Gegner schon bald in Luft auflösen, ist zwar eine Möglichkeit, aber man wird schnell merken, dass es keine schlaue Variante ist, wenn man seinen Ruf als gefährlicher und tödlicher Vampir nicht verlieren möchte. So ist auch Blocken und Ausweichen essentiell und sollte man eine Gesundheitsauffrischung benötigen, so stellen geschwächte Gegner eine gute Möglichkeit dar, um sich an ihnen zu laben.

Hat man das Erledigen der normalen Gegner verinnerlicht und möchte etwas übermütig werden, so zwingen einen die fordernden Endgegnerkämpfe zum Anhalten. Besonders hier ist es wichtig, mit einer bestimmten Taktik voranzugehen, denn sie unterteilen sich nicht selten in verschiedene Phasen, welche nicht nur zeitintensiv, sondern auch kräftezehrend sind.

In gewohnter Manier kann man durch das Einsetzen von Erfahrungspunkten weitere Attacken oder Angriffsmöglichkeiten erwerben, welche das Kampfgeschehen flüssiger gestalten. Insgesamt trägt das Kampfsystem sowie die Schwierigkeit der Gegner einen Großteil zum Spielvergnügen bei. Ungeduldige werden sich hier aber schnell die Zähne am Controller ausbeißen und ein starkes Nervenkostüm aufbauen müssen.

Technik

Die Umgebung und Charaktere in „Castlevania: Lords of Shadow 2“ sind allesamt gut gelungen und detailreich animiert. Gerade die Gebäude oder Wände sind mit verschiedenen Verzierungen geschmückt, welche den einen oder anderen Blick auf die Umgebung schweifen lassen. Ein umschweifender Blick ist auch möglich, denn im Gegensatz zum Vorgänger wurde eine freie Kamera eingebaut.

Auch bei den Charakteren hat man sich sichtlich Mühe gegeben und mit Details ausgestattet. In mancher Hinsicht variieren diese allerdings deutlich, denn sehen die Haare bei einem Nebencharakter aus als wären sie frisch vom virtuellen Meisterfriseur geschnitten, so blickt der Hauptprotagonist mit seiner lieblos animierten Haarpracht neidisch auf diesen. Im Hinblick auf den Vorgänger wurde allgemein also etwas an Details eingespart, aber nichtsdestotrotz eine gute Grafikleistung erbracht.

Die musikalische Untermalung sowie die englischen Synchronstimmen reihen sich ebenfalls in das positive Gesamtbild ein. Glücklicherweise sind die Synchronsprecher aus dem ersten Teil wieder mit von der Partie. Dabei fühlen sie sich so richtig an wie das Gebiss von Dracula im Hals eines Widersachers. Begleitet werden sie dabei von Stücken, die direkt von einem Orchester unter den strengen Augen des Komponisten Oscar Araujo aufgenommen wurden. Der hohe Aufwand hat sich gelohnt und trägt so ebenfalls zur dichten Atmosphäre bei, von der „Castlevania: Lords of Shadow 2" profitiert.