Auch wenn „Watch_Dogs“ weit davon entfernt war, das Open World-Genre zu revolutionieren, muss man dem Spiel zugestehen, dass es seine Momente hatte, die unterhielten und auch über die eintönigen Passagen des Spiels hinaus motivierten. Mit „Bad Blood“ erschien kürzlich die im Season Pass enthaltene Zusatz-Kampagne. Statt dem wortkargen Aiden Pearce, steht hier der legendäre Hacker T-Bone Grady im Rampenlicht.

Ein neuer Protagonist

Zwar schließt „Bad Blood“ direkt an die Ereignisse aus „Watch_Dogs“ an, dennoch sind die Ausmaße von Aiden Pearces Taten nur beiläufig zu spüren. Wie so oft bei derartigen DLCs, gibt „Bad Blood“ dem Spieler einen tieferen Einblick in T-Bones Vergangenheit und Gefühlswelt, die im Haupt-Spiel nur angeschnitten wurde. Im Mittelpunkt steht T-Bones Cyber-Angriff auf das mächtige Unternehmen Blume und ihr Sicherheitsnetzwerk CtOS, das nicht nur T-Bone in den Untergrund jagte, sondern auch Menschenleben kostete. Ein aus „Watch_Dogs“ bekannter Feind taucht erneut auf der Bildfläche auf und setzt kurzerhand seine Fixer auf T-Bone und den mitbeteiligten Tobias Frewer an, um sich zu rächen. Wie schon im Hauptspiel steht also wieder das Rache-Motiv im Fokus, geht aber auch nicht über die durchschnittliche Erzählweise hinaus. Einzig die Enthüllung des unbekannten Feindes beherbergt Potenzial für eine Überraschung. Die schrullige Kombination aus Frewer und T-Bone und ihre unterhaltsamen Dialoge, können immerhin öfter ein Schmunzeln entlocken.

Ballern statt Schleichen

T-Bone verhält sich zu Aiden Pearce wie schwarz zu weiß, dennoch darf man nicht erwarten, dass dies großen Einfluss auf die Spielweise hat. Genauso wie schon mit Pearce ballert man sich meist durch Gegner-Mengen, hackt hier und da per Knopfdruck explosive Tanks oder Leitungen, um noch mehr Gegner auszuschalten. Klar kann man auch schleichend und voraussehend vorgehen – ich selbst habe mich aber wie schon im Hauptspiel immer wieder dabei erwischt, direkt alle Gegner im Kugelhagel niederzumähen. Wieso auch nicht, wenn es so einfacher und schneller geht? Das ist aber eine Schwäche, die dem Hauptspiel zu Grunde liegt und von der man nicht erwarten konnte, dass sie im DLC angegangen wird.

Neue Mechaniken sorgen für gute Unterhaltung

Dank T-Bones Affinität für technische Spielerein, steht ihm während der Missionen ein ferngesteuertes Auto zur Verfügung. T-Bone kann sich so sicher verstecken und aus der Ferne heraus Gegner ausschalten oder Netzwerke hacken, um so beispielsweise verschlossene Türen zu öffnen. Das Fahrzeug ist tatsächlich eine nette Spielerei und bietet allen Stealth-Experten eine weitere Vorgehensmöglichkeit. Doch auch an anderer Stelle finden technische Gadgets ihren Einsatz. In manchen Missionen sind die Überwachungskameras mit Maschinengewehren modifiziert und können dazu genutzt werden, anstürmende Feinde hinterhältig von oben aus ihrer Deckung zu erledigen. Das ist zwar nicht die feine Art, aber zwanzig gegen einen ist auch kein fairer Kampf. Ebenso feiern T-Bones legendäre Fallen eine Rückkehr. All diese technischen Spielereien lassen das Gefühl aufkommen, dass die Hacking-Fähigkeiten viel mehr Einfluss nehmen und Möglichkeiten beherbergen, als es im Hauptspiel der Fall war. „Bad Blood“ lebt aber auch von seiner Rolle als DLC und dadurch kürzeren Spiellänge. Die Mechaniken und Abläufe nutzen sich nicht ab und bleiben daher bis zu den Credits unterhaltsam.

Online-Koop und ein Sack voller Nebenmissionen

Folgt man einfach nur den zehn Hauptmissionen von „Bad Blood“, erreicht man nach etwa fünf bis sechs Stunden das Spielende. Zusammen mit den Hauptmissionen kommt aber auch ein Sack Nebenmissionen dazu. Übrigens: Der gesamte „Bad Blood“-DLC lässt sich im Online-Koop mit einem zweiten Spieler angehen. Ein dicker Pluspunkt, der die ohnehin zahlreichen Online-Möglichkeiten von „Watch_Dogs“ sinnvoll erweitert. Das eigentliche Gameplay von „Watch_Dogs“ bleibt erhalten und funktioniert auch ohne Änderungen wunderbar mit einem zweiten Spieler. Während der eine Spieler über die Kameras das Einsatzgebiet überwacht und Wachen hackt, kann der zweite Spieler wunderbar zum Ziel schleichen. Wer mehr zum eigentlichen Hauptspiel erfahren will, sollte unser Review zu „Watch_Dogs“ lesen.