Bereits im Herbst des letzten Jahres durfte man sich auf PlayStation 3 und Vita in Akihabara, der Elektro- und Oktakumeile von Tokio, um sein letztes Kleidungsstück prügeln. Hört sich komisch an, ist aber so. Knapp drei Monate später erscheint nun auch die Version für die PlayStation 4, die wir euch nun, vollbekleidet, vorstellen möchten.

Entführung und Umwandlung

Merkwürdige Fälle häufen sich in Akihabara: Otakus bekommen Jobangebote, die besonders seltene Sammlerobjekte als Bezahlung versprechen. Doch bei der Arbeitsstelle angekommen wird man betäubt und einer schmerzlichen Prozedur unterzogen. Wer diese überlebt, beginnt sein neues Leben als ein wildes, von allen Sinnen befreites, vampirähnliches Wesen namens Synthisters. Auch unserem Helden Nanashi (japanisch für einen namenlosen Charakter) wiederfährt dies, wobei er bei fast vollendeter Transformation in der letzten Minute von einem mysteriösen Mädchen gerettet wird. Doch um zu überleben, muss er mit ihr einen Blutpakt eingehen, wodurch er die Vor- und Nachteile eines Synthisters behält, ohne dabei jedoch zu einer wilden Bestie zu werden.

Was die Vorgeschichte allerdings mit einer selbsternannten Gruppe an Freiheitskämpfern, einem Pharma-Unternehmen und einem berühmten Popsternchen zu tun hat, sei an diesem Punkt noch nicht verraten. Die Geschichte ist wirr, allerdings packend, auch wenn sie mit vielen bekannten Klischees spielt. Die Sequenzen werden in Visual Novel-Manier präsentiert und sind komplett vertont. Die Sprachausgabe ist sowohl in japanischer als auch englischer Sprache verfügbar. Direkt eine erste positive Änderung im Vergleich zu PlayStation Vita-Version.

Erkundungen und Besorgungen

Bei den eigenen Erkundungen liegt einem ein komplett offenes Akihabara zu Füßen, welches in kleine Gebiete unterteilt ist. Wer einmal ein Gebiet zu Fuß besucht hat, kann später per Knopfdruck kinderleicht über die Stadtteilkarte von Tokio in das gewünschte Gebiet springen. Dadurch erspart man sich eine Menge Lauferei, da man immer wieder zwischen den unterschiedlichen Gebieten hin- und herreisen wird, um Missionen zu erledigen, Kleinigkeiten einzukaufen oder Touristen mit der Kamera abzulichten, um zu schauen, ob sie Menschen sind oder nicht, und gegebenenfalls auch zu kämpfen. Beim Shoppen hat man eine Auswahl aus verschiedenen Waffen, Kleidungsstücke, Accessoires und Items. Die Klamotten sind unterteilt in die Kategorien Kopfbedeckung, Hemd, Hose, Unterhose, Schuhe und Weiteres. Aber nur wichtig für die Werte sind die ersten drei, da diese sich direkt auf die Energie im Kampf auswirken. Später im Spiel können die Waffen und Klamotten auch untereinander fusioniert werden, um sie noch besser zu machen. Jenes ist auch notwendig, da die Kämpfe in kürzester Zeit sehr schwierig werden.

Verrückte Menschen und Aufgaben in einer verrückten Stadt

Wie schon erwähnt, ist die Stadt voller Aufgaben. Entweder man folgt einfach der Hauptgeschichte, die man in knapp fünf bis sechs Stunden durchspielen kann, oder man lässt sich von den diversen Nebenmissionen ablenken. In diesen muss man den geplagten Leuten aus Akihabara helfen, die eher Probleme mit ihren Mitmenschen als mit Synthistern haben. Beispielsweise mit einer Gruppierung aus 48 Mädchen, die den Namen AKW48 haben, oder Straßenverkäufer, die einen nicht in Ruhe lassen wollen. Die Nebenmissionen sind zumeist eine witzige Ablenkung von dem Hauptaspekt des Spiels, den Kämpfen.

Kämpfen, kämpfen, immer nur kämpfen

Damit wären wir auch beim größten Kritikpunkt, den es bei „Akiba’s Trip: Undead & Undressed” gibt. Denn die Kämpfe sind viel zu träge und machen schon nach kurzer Zeit keinen Spaß mehr. Um als Sieger hervorzugehen, muss man dem Gegner jedes Kleidungsstück vom Leib reißen. Dafür stehen die Kreuz-, Dreieck- und Kreis-Taste für Kopf-, Oberkörper- und Unterkörperbedeckung. Wurden diese im Kampf genug beschädigt, kann man sie dem Gegner bei langem Drücken der gleichen Taste vom Leib reißen, sind mehrere gleichzeitig beschädigt, kann man sogar eine Strip-Chain starten. Ist die Kombo hoch genug, wird eine besondere Animation gestartet, die einen kompletten Strip auslöst. Damit wird selbst die Unterhose vom Leib gerissen und man kann diese aufsammeln.

In vielen Kämpfen unterstützt einen zudem ein computergesteuerter Partner, den man im Unterschlupf von Nanashi und seinen Freunden auf Wunsch wechseln kann. Mit diesem kann man auch eine Spezialattacke auslösen, die einen Gegner auf einen Schlag komplett auszieht. Natürlich kann man die Attacke nicht immer verwenden. Im späteren Verlauf ist aber die künstliche Intelligenz meist so dümmlich, dass sie schon nach wenigen Sekunden das Zeitliche segnet. Um sich vor seinen Angreifern zu schützen kann man normalen Attacken ausweichen, diese kontern, oder seine Klamotten nach einer längeren Animation wieder richten, wodurch die Lebensenergie aufgeladen wird. Im Grunde ist das Spielkonzept solid, nur halt nicht sonderlich abwechslungsreich. Leider liegt das Hauptaugenmerk bei den Kämpfen und diese sind wirklich nicht das Gelbe vom Ei, da sie immer nach Schema F ablaufen. Entweder versucht man, den Gegner mit einer Kombo zu treffen, die aber in der Regel daneben geht, oder man weicht jeder Attacke aus und kontert, was dann aber die Kämpfe mühselig in die Länge zieht. Schon nach kurzer Zeit möchte man deswegen einfach nur die Geschichte genießen und die Kämpfe einfach hinter sich lassen.

Akihabara

Die offene Spielwelt fühlt sich trotz der kleinen Gebiete groß an und fängt das Leben in Akihabara perfekt ein. Jede Ecke wurde aus dem echten Leben entnommen und nachmodelliert. Man kann überall die Gebäude und Läden erkennen, die so auch in Japan stehen. Zudem wird der Spieler mit Werbung zu anderen Spielen und weiteren Sachen überschwemmt. Gerade am Anfang fällt einem das auf, wenn man beispielsweise an der Sega-Spielhalle vorbei läuft. Dadurch entsteht eine sehr dichte Atmosphäre, weshalb jeder, der nicht im echten Leben nach Japan kann, hier einmal die Luft der elektrischen Stadt virtuell schnuppern kann.

Erweiterte Version

Die Version für die neueste Konsole aus dem Hause Sony bietet das gesamten DLC-Paket von „Akiba's Trip: Undead & Undressed“ mit allen neuen Kleidungsstücken, Waffen und Items, teilweise auch aus bekannten Serien wie „Disgaea“ und „Hyperdimension Neptunia“. Außerdem hat man dem Spiel einen Visual Editor mit verschiedenen Grafikfiltern und einen Toy Box-Modus spendiert, wobei das eigentlich nur eine Version des normalen Story-Modus ohne irgendwelche Beschränkungen ist, für diejenigen, die nicht mühsam in der Geschichte voran kommen und alle Kleidungsstücke etc. sammeln möchten. Zudem existieren weitere kleine Anpassungen, wie eine Twitch-Integration für die Zuschauer bei einem Livestream, verbesserte Grafik sowie belebtere Areale, neue Dialoge und Unterstützung des Mikrofons sowie dem Touchpad des DualShock 4.

Technik

Neben der Atmosphäre ist auch der gewählte Grafikstil passend. Die Charaktere sind allesamt typische Anime-Modelle, jedoch fühlen sich die Umgebungen an wie eine Mischung aus Realität und Anime. Klingt merkwürdig, fühlt sich aber trotzdem irgendwie normal an. Allerdings reißt einen die Grafik nicht wirklich vom Hocker, immer wieder fühlt man sich, trotz verbesserter Grafik im Vergleich zu den anderen beiden Versionen, wie in ein PlayStation 3-Spiel versetzt. Warum beim Wechsel zwischen den einzelnen Gebieten in Akihabara ein kurzer Bildschnitt vorgenommen wird, erschließt sich einem zudem nicht. Vielleicht ist es noch der geringeren Leistung der PlayStation Vita-Version geschuldet. Die Geräuschkulisse in der Stadt selbst trägt viel zur Atmosphäre bei, aber die eigentlichen Tracks wird man nur in den wenigsten Momenten bemerken.