Wie kann man ein schon beinahe perfektes Spiel noch besser machen? Diese Frage dürften sich die Entwickler bei Roll7 in den letzten Monaten immer wieder gestellt haben. „OlliOlli“ war für mich nicht nur eine der größten Indie-Überraschungen des letzten Jahres, sondern auch das beste Skate-Spiel seit einigen Jahren. Mit „OlliOlli 2: Welcome to Olliwood“ folgt ein Jahr später bereits der Nachfolger. Aber geht die Erfolgsformel auch beim zweiten Mal noch auf?

Willkommen in Olliwood!

Wer mit „OlliOlli“ vertraut ist, der findet sich auch in „OlliOlli 2“ schnell zurecht, denn die eigentliche Spielmechanik wurde beibehalten. Ein kurzes Tutorial am Anfang dient aber als Auffrischungskurs und hilft Neulingen beim Einstieg. „OlliOlli 2“ unterscheidet zwischen Tricks und Grinds. Zu erster Kategorie zählen unter anderem der namensgebende Olli oder ein klassischer 360 Flip. Die Tricks werden mittels des Analog-Sticks ausgeführt, in dem man diesen in verschiedene Richtungen und nach Mustern bewegt. Anfangs empfiehlt es sich einfach etwas zu experimentieren, ansonsten hilft ein Blick in die sogenannte Trickipedia, wo alle Tricks verzeichnet sind.

Das Timing zählt

Ob nun gewöhnlicher Trick oder Grind – es zählt stets das Timing. Damit ein Trick gewertet wird, muss die Landung stimmen. Kurz vor der Landung muss dazu der X-Knopf gedrückt werden, beziehungsweise für eine Grind-Landung der Analog-Stick nach unten bewegt werden. Desto kürzer vor dem Boden man die Landung durchführt, desto besser wird der Trick bewertet und mit einer entsprechend höheren Punktzahl bewertet.

Noch längere Kombo-Ketten

Mit den Manuals führt „OlliOlli 2“ ein gänzlich neues Element ein, das es ermöglicht, schier endlos lange Kombo-Ketten auszuführen. Während Kombo-Ketten abgebrochen werden, sobald man auf dem Boden landet, sorgt ein Manual dafür, dass man die Kombination auch am Boden weiterführen und mit weiteren Tricks verlängern kann. Somit ist es möglich, ein gesamtes Level mit nur einer einzigen Kombination abzuschließen. Die Manuals klingen zwar verlockend, können aber auch tückisch werden. Ein einziger Fehler genügt, dass die gesamte Kombo-Kette zusammenbricht und man erreicht das Ziel mit einer enttäuschend niedrigen Punktzahl. Wer in „OlliOlli 2“ allerdings ganz oben mitspielen möchte, wird um die Manuals nicht herum kommen.

Immer und immer wieder aufs Bord steigen

Nachdem man sich die Grundlagen angeeignet hat, kann es auch schon losgehen. Wie schon im ersten Teil gibt es insgesamt fünf verschiedene Skate-Locations, mit jeweils fünf Leveln. Zum eigentlichen Abschließen der Level reicht es, heile bis zum Ende der Strecke zu gelangen, ohne über ein Hindernis zu stolpern. Wer vorsichtig fährt und auf komplizierte Tricks verzichtet, der hat die Level blitzschnell freigeschaltet und durchgespielt. Das ist aber gegen den eigentlichen Sinn des Spiels, denn im Mittelpunkt jedes Levels stehen fünf verschiedene Herausforderungen. Diese erstrecken sich von zu erreichenden Punktzahlen und Kombinations-Ketten über auszuführende Tricks bis zu im Level verteilten Sammel-Gegenständen. Nur in den seltensten Fällen gelingt es, dass man mehrere Herausforderungen auf einmal abschließt. Zumal die Aufgaben immer schwieriger werden, führt nichts daran vorbei, dass man die Level immer wieder spielen muss, sofern man den Ansporn hat, alle Herausforderungen zu absolvieren. Je nach Spielertyp wirkt dies sehr abschreckend. Highscore-Jäger werden sich hingegen über Stunden hinweg in die Level knien, um die persönliche Bestleistung zu schlagen und die Herausforderungen zu meistern.

Modi für die Meister-Skater

Das eigentliche Messen der Meisterklasse erfolgt aber in den weiteren Spielmodi. Wie schon im ersten Teil wird im Daily Grind jeden Tag ein anderes Level zur Verfügung gestellt, in dem man sich mit anderen Spielern weltweit messen kann. Der besondere Clou ist aber, dass man nur eine einzige Punktzahl abliefern kann. Im Trainingsmodus kann man sich mit dem Level vorher vertraut machen. Sobald man sich bereit fühlt, fährt man dann seine bewertete Runde. Besonders ärgerlich ist, es wenn man im Training eine besonders gute Runde fährt, aber bei der letztendlichen Wertungs-Runde durch einen dummen Fehler seine Punktzahl versaut. Dieser Aspekt sorgt aber für einen besonderen Reiz und erlaubt es, sich mit den besten Spieler zu messen.

Der Spots-Modus richtet sich an alle Kombo-Meister und war ebenfalls schon im ersten Teil enthalten. Hier gilt es, die Level aus dem Karrieren-Modus mit nur einer einzigen Kombination abzuschließen und gleichzeitig möglichst viele Punkte zu erzielen. Auch hier sorgt eine eigene Weltrangliste für den internationalen Vergleich. Wer plant die Liste anzuführen, wird etliche Spielstunden, Ausdauer und reichlich Nerven investieren müssen.

Der RAD-Modus: Die Königsklasse

Die absolute Königsklasse trifft sich allerdings im RAD-Modus. Wer alle Herausforderungen inklusive Pro-Ausführungen eines Levels absolviert, schaltet das entsprechende Level im RAD-Modus frei. Hier sind ausschließlich perfekte Grinds und Landungen gestattet. Jeder Trick muss also perfekt sitzen. Es ist selbstverständlich, dass sich dieser Modus tatsächlich nur an die Besten der Besten richtet und eher als nette Dreingabe zu verstehen ist. Der RAD-Modus basiert nämlich auf der allerersten Demo von „OlliOlli“, dann aber verworfen wurde, da der Schwierigkeitsgrad zu hoch war.

Ein neues Gewand

Der wohl auffälligste Unterschied zwischen dem ersten Teil und „OlliOlli 2“ liegt an der Oberfläche. Statt groben Pixelmännchen, rollt nun ein ansehnlich detaillierter Sprite-Skater über den Bildschirm. Auch die Hintergründe sind nun mit mehr Details gespickt. Nicht zuletzt dank einer knalligen Farbgebung und abwechslungsreichen Locations, wirkt „OlliOlli 2“ charmanter und einladender, als sein Vorgänger. Fans des Soundtracks von „OlliOlli“ dürfen beruhigt sein, da die Richtung und Mischung beibehalten wurde. Mal ruhigere, mal aufreibende elektronische Songs passen sich perfekt in das Spiel ein. Die Übergänge zwischen den Songs sind nahtlos und wenn man inmitten ist, die perfekte Kombo abzuliefern, wirkt es so, als sei der aktuelle Song in diesem Moment perfekt auf das Spiel abgestimmt.