Mit „Tearaway” erschien vor knapp zwei Jahren ein sehr besonderer Titel für die PlayStation Vita. Das Jump’n’Run zeigte in allen Facetten, was der Handheld zu bieten hat. Die Kritiker lobten das Spiel vor allem für die etwas andere, wohlfühlende Stimmung, die es erzeugt hat. Kommerziell blieb der Erfolg aber aus. Damit das Franchise nicht komplett in Vergessenheit gerät, erscheint nun eine Adaption des Spiels für die PlayStation 4. Wir haben uns in die erweiterte Papier-Welt gestürzt und für euch herausgefunden, für wen es sich lohnt, bei „Tearaway Unfolded” zu zugreifen.

Eine ganz besondere Nachricht

Die Geschichte beginnt erneut mit zwei allwissenden Erzählern, die einen Kurier erschaffen. Er soll eine Nachricht übermitteln, die direkt an den Spieler gerichtet ist. Um diese zu überreichen, muss man nun durch eine bunte Papier-Welt reisen, die allerlei Gefahren beherbergt. Dies sind zum Beispiel die bösen Scraps und Krähen, die zusammen die Bösewichte des Spiels darstellen.

Wer „Tearaway” schon auf der PS Vita gespielt hat, der wird keine neue Geschichte erleben. Die Cutscenes sowie die Dialoge sind fast eins zu eins übernommen worden und wurden nur leicht angepasst, damit sie auf die PlayStation 4 spezifischen Funktionen passen. Da nichts Großartiges verändert wurde, ist auch bei „Tearaway Unfolded” die Geschichte wieder eine kleine Besonderheit. Wer die Auflösung noch nicht kennt, der wird eine große Motivation verspüren, das Spiel durchzuspielen, um die Nachricht zu erhalten.

Springen, laufen und sammeln

Spielerisch bleibt das Grundgerüst natürlich beim Alten. „Tearaway Unfolded” ist weiterhin ein reinrassiges Jump’n’Run, in dem man relativ linear durch die Level springt, läuft und Sammelbares einsackt. Unter letzteres zählen zunächst einmal Konfetti, das man für Individualisierungen und Kamera-Effekte eintauschen kann. Außerdem gibt es Gegenstände, die man fotografieren muss, um Pläne für ein Papercraft-Modell freizuschalten. Diese kann man wiederum auf der Seite tearaway.me mit einem verknüpften Account herunterladen und ausdrucken.

Dazu kommen rote Geschenke, die durch einen Druck auf das Touchpad geöffnet werden und Konfetti beinhalten, sowie blaue Geschenke, für die man eine Aufgabe lösen muss. Vor allem bei letzterem wurde die Anzahl stark erhöht. Es gibt mittlerweile Gebiete, in denen man knapp fünf bis sechs Nebenaufgaben lösen kann. Dadurch bekommt man trotz der linearen Struktur ein wenig das Gefühl, das auch abseits Inhalte vorhanden sind. Selbst wenn diese nur wenige Sekunden in Anspruch nehmen, wird man trotzdem mit ein wenig Konfetti und dem Gefühl belohnt, dass man etwas neues gesehen hat. Einige dieser Aufgaben können nämlich als kleine Anekdote in Form eines Bildes oder eines wiederkehrenden Charakters noch einmal im späteren Verlauf auftauchen. 

Ein Licht im Dunkeln

„Tearaway” war auf der Vita das Paradebeispiel für all die verschiedenen Möglichkeiten, die der Handheld geboten hat. Auch auf der PlayStation 4 nutzt das Spiel die Funktionen des DualShock 4-Controllers in allen möglichen Facetten aus. Das fängt schon direkt damit an, dass man nun jederzeit Licht in die Welt bringen kann, indem man eine Taste drückt und dann den Gyro-Sensor benutzt. Dadurch werden die Umgebung, die Charaktere aber auch die Gegner beeinflusst. Vor allem einige Gegnertypen werden dadurch hypnotisiert und folgen dem Licht, auch in Fallen oder Abgründe. Andere wiederum werden bei ihren Attacken beeinflusst und können so leichter ausgeschaltet werden. Insgesamt bleiben die Kämpfer immer noch sehr flach. Im Grunde muss man nur dafür sorgen, dass die Scraps entweder hinunterfallen oder betäubt sind, damit der Kurier sie gegeneinander werfen kann. Die Kämpfe sind nie wirklich herausfordernd und fast immer gleich, weshalb sie der schlechteste Teil des Spiels sind.

Touchpad im Einsatz

Natürlich sind das noch nicht alle neuen Funktionen, denn als Ersatz für die Touchscreen-Elemente der Handheld-Version kommt das Touchpad zum Einsatz. Mit diesem kann man beispielsweise per Knopfdruck Trommelfelder aktivieren, Geschenke öffnen und einiges mehr. Als Ersatz für das Ziehen von Papier-Elementen hat man nun die Kontrolle über den Wind, den man durch Streichen über das Touchpad in die jeweilige Richtung auslöst und somit bestimmte Plattformen und Schalter aktiviert. Die Individualisierungen wurden hingegen eins zu eins übernommen. Mit dem Touchpad malt man die Form nach, die man haben möchte und mit den Bewegungs-Sensoren werden die einzelnen Elemente zusammen gesetzt. Weiterhin wurden auch alle Kamera-Elemente der Handheld-Fassung übernommen und sogar ein wenig erweitert. Mit der GIF-Funktion der Kamera lassen sich nun kurze Clips aufnehmen. Alle Kamera-Funktionen klappen im Zusammenspiel mit der PlayStation Camera ohne Probleme. Media Molecule hat es geschafft, die besonderen Funktionen der PlayStation Vita gut auf die PlayStation 4 zu bringen, ohne große Abstriche zu machen. Es fühlt sich zwar etwas merkwürdig an so häufig mit dem Bewegungssensor zu agieren, aber nach einer kurzen Eingewöhnung geht auch das gut von der Hand.

Was ist neu und was funktioniert davon?

Natürlich wurde nicht alles einfach nur übernommen. Zunächst einmal kann der Spieler nun jeden Gegenstand, den der Kurier in der Hand trägt in den Controller werfen. Über die Lautsprecher des DualShock 4 geben dann Lebewesen Geräusche von sich, was meist sehr putzig klingt. Per Gyro-Sensor kann man dann zielen und den Gegenstand wieder mit einer Wucht in die Spielwelt zurückschleudern. Ein weiteres, neues Element ist der Papierflieger. Dieser wird über den vom Touchpad erzeugten Wind angetrieben und meist für große Areale genutzt, die so auf der PS Vita nicht vorhanden waren. Objektiv betrachtet kann man damit zwar nicht allzu viel machen, bis auf die dafür extra geschaffenen Orte zu durchfliegen, aber Spaß macht es allemal.

Sowieso wurde jedes Level so umgebaut, dass es mindestens einen komplett neuen Abschnitt gibt, der voll und ganz auf die neuen Funktionen setzt. Zusätzlich bekommt jede Welt ein komplett neues Level spendiert, weshalb also auch Veteranen der Handheld-Fassung genug neues geboten bekommen. Hier findet sich leider ein wenig die Crux an der Sache, denn auf der PS Vita hatten die Level allesamt die perfekte Länge. Auf der PS4 fühlt sich alles etwas zu lang gezogen an, weshalb man sich manchmal fragt, ob die fünf Minuten mehr wirklich nötig gewesen wären. Das fällt aber nur denjenigen auf, die auch den Vorgänger gespielt haben – Neueinsteiger werden wahrscheinlich jede Minute genießen können, ohne das Langeweile aufkommt.

Immersion

All die erwähnten Funktionen helfen enorm bei der Immersion der Spielwelt. Insgesamt hat es Media Molecule erneut geschafft, dass man sich mit seinem Kurier sowie der gesamten Papier-Welt verbunden fühlt. Für mich persönlich dauerte es bei „Tearaway Unfolded” doch etwas länger bis mich das Spiel gepackt hat. Aber auch als Veteran und ausgiebiger Spieler der PlayStation Vita-Fassung gab es immer wieder Momente, in denen ich mit einem wohlen Gefühl im Bauch sowie einem Lächeln im Gesicht vor dem Fernseher saß. Es dauerte zwar etwas bis der Funke übergesprungen war und er konnte auch nicht das gesamte Spiel über zünden, sondern eher Schub artig bei neuen Abschnitten oder Schlüsselszenen der Handheld-Version. Ich bin mir aber sicher, dass jeder, der mit „Tearaway Unfolded” zum ersten Mal in die Reihe hineinschaut, von der liebevollen und detailreichen Welt aus Papier voll in seinen Bann gezogen wird.

Lebendig

Grafisch bekommt man wieder die faszinierende Papier-Welt geboten, die nur so vor Details strotzt. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken und durch die lebendigen Animationen, wenn sich die einzelnen Elementen langsam entfalten, fühlt man sich schnell mit dem Kurier und seiner Umgebung verbunden. Sowieso ist die gesamte Atmosphäre des Spiels jederzeit positiv und man fühlt sich einfach wohl beim Spielen. Dazu trägt auch der Soundtrack bei, der sehr spielerisch daher kommt, aber die einzelnen Situationen perfekt untermalt. Alles zusammen fühlt sich so lebendig an, dass man ohne Abstriche in die Welt eintauchen kann und einfach eine wohlfühlende Zeit hat.