Fast jedem werden Endless-Runner wie „Temple Run“ oder „Subway Surfers“ ein Begriff sein. Allerdings kennen wir diese Spiele nur auf Smartphones. Mit „Infinity Runner“ hat sich das kleine Entwicklerstudion Wales Interactive daran gewagt, das Genre auch auf die heimische Konsole zu bringen. Zwar merkt man „Infinity Runner“ den guten Willen an, so recht überzeugt waren wir dann aber doch nicht.

Rennen und Ausweichen 

Wenn man sich einen Trailer zu „Infinity Runner“ ansieht, ohne zu wissen, womit man es zu tun hat, fühlt man sich entfernt an „Mirror’s Edge“ erinnert. In der Egoperspektive rennt die Hauptfigur was das Zeug hält und überwindet akrobatisch gefährliche Hindernisse. Abseits der Parkour-Einlagen, kommen noch Martial Arts-Techniken zum Einsatz, wenn es darum geht, Gegner auszuschalten. Letztendlich hat „Infinity Runner“ dann doch herzlich wenig mit dem großen Vorbild gemeinsam.

„Infinity Runner“ ist nämlich ein klassischer Endless-Runner, auch wenn er versucht, mehr zu sein. Man rennt durch enge Gänge und muss rechtzeitig abbiegen, um nicht gegen Wände zu rennen. Innerhalb der Gänge sind Hindernisse verteilt, über die man entweder springt oder unter ihnen durchrutscht. Wer „Temple Run“ gespielt hat, ist mit dem Prozedere vertraut. Dennoch hat „Infinity Runner“ einige Kniffe parat, die wir so von einem Endless-Runner nicht kennen.

Sci-Fi-Werwölfe auf Raumschiffen 

Um den Endless-Runner für die heimische Konsole tauglich zu machen, haben die Entwickler eine Story um das Spiel gestrickt. So erwacht der Spieler auf der Infinity, dem größten Raumschiff, dass die Menschheit je gebaut hat und dazu dienen soll, ihr ein neues, sichereres Zuhause zu bieten. Allerdings haben die Menschen eine alte Werwolf-Rasse freigelassen, die nun auf dem Schiff ihr Unwesen treibt. Das führt nun zum Spieler, der die einzige Hoffnung ist und von einer netten Dame mit schrecklickem Voice-Acting aus sicherer Entfernung befreit wurde sowie nun durch das Raumschiff navigiert wird. Die Hintergründe werden innerhalb der 14 Level des Story-Modus weiter erläutert und aufgedeckt. Die Geschichte ließ mich zwar kalt, aber wirklich viel hatte ich von Beginn an nicht erwartet. Außerdem „Infinity Runner“ hat an anderen Stellen deutlich größere Probleme.

Unglückliches Timing & unfaire Hindernisse 

Je nach Gebiet der Level ist es nur schwer zu erkennen, in welche Richtung es am Ende des Gangs weitergeht. Genau so ist es nicht immer ersichtlich, mit welchem Timing man bestimmte Hindernisse überwinden muss. Manchmal tauchen auch Hindernisse unfairerweise aus dem Nichts auf und es ist sehr schwierig, auf diese zu reagieren. Das Ergebnis ist, dass man die Level im Story-Modus größtenteils auswendig lernt. Dank Checkpoints kann man glücklicherweise wieder an einer nahegelegenden Stelle einsteigen. Wenn die drei Leben allerdings aufgebraucht sind, muss man das Level von vorne beginnen – und jedes Mal aufs neue den Intro-Dialog anhören. Warum kann man ihn nicht überspringen? Das nervt einfach nur.

Jedes Mal das selbe 

Der Story-Modus ist ein leidiges Unterfangen, da die Level jedes Mal identisch sind – sehr untypisch für einen Endless-Runner. Sogar die Quicktime-Events, mit denen man die Gegner bekämpft, sind mit jedem Anlauf identisch. Auch das nervt, besonders dann, wenn man ein Level im fünften Anlauf spielt. Ohne einen großen Wendepunkt in der Handlung vorweg zu nehmen, kann man sich übrigens schon früh im Spiel selbst in einen Werwolf verwandeln. Welchen spielerischen Nutzen dies bringt, erschließt sich mir allerdings nicht. Als Werwolf wird die Geschwindigkeit angezogen und man bewegt sich mit vier Beinen voran. Außerdem besiegt man Gegner automatisch, ohne die Eingabe von Quicktime-Events. Da man den Werwolf-Modus jedoch nicht selbst und nach Belieben an einer Stelle einsetzen kann, sind diese Gegner so oder so hinfällig.

Auch der Arcade-Modus enttäuscht 

Den Story-Modus habe ich daher schnell abgehakt und als gut gemeintes, aber gescheitertes Experiment gesehen, dem Genre Endless-Runner etwas mehr Vielfalt und kluge Einfälle zukommen zu lassen. Der Arcade-Modus, der einem gewöhnlichem Endless-Runner entsprechen soll, hat aber ebenso mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Es fängt schon damit an, dass „Infinity Runner“ im Endless-Modus immer wieder ins Stocken kommt, wenn es darum geht, die zufällig platzierten Gänge und Hindernisse zu berechnen. Außerdem ist der Zufalls-Algorithmus alles andere als ausgefeilt. Über lange Strecken läuft man lediglich Geradeaus von einem Abschnitt in den nächsten, ohne auf ein Hinderniss zu treffen. Das Ergebnis ist gähnende Langeweile.

Dröge Level-Gestaltung & nervige Hintergrundmusik

In Hinblick auf Grafik und Präsentation möchte ich mich bei einem Spiel in gegebener Größenordnung gar nicht groß auslassen. Rein gestalterisch hätte ich mir aber tatsächlich mehr gewünscht als einige verlassene und sterile Raumschiffgänge. Die kurzen Ausflüge in die Schwerelosigkeit zeigen, dass in dieser Hinsicht mehr möglich gewesen wäre. Die Hintergrundmusik ist aber ausschließlich nervig und wiederholt sich ständig, sodass ich jedem empfehle die Spielmusik lieber gegen eigene Musik aus Spotify beziehungsweise PlayStation Musik zu wechseln.