Damals hat wohl keiner erwartet, dass PopCap jemals an einem Third Person Shooter im „Plants vs. Zombies“-Universum arbeiten würde. Deshalb wussten viele nicht, wie sie die Ankündigung von „Plants vs. Zombies: Garden Warfare“ aufnehmen sollten. Nach dem Erscheinen war jedoch klar, dass die Macher einen wunderbaren Fun-Shooter entwickelt haben, der nach einem Jahr auch für die PlayStation-Systeme veröffentlicht wurde. Jedoch war das Spiel alles andere als perfekt und musste sich vor allem in Sachen Umfang und Mikrotransaktionen eine Menge Kritik anhören. Nun ist der Nachfolger erschienen, diesmal bereits zum Start auch für PlayStation 4. Haben die Macher auf die Spieler gehört oder ein weiteres ambitioniertes Spiel auf den Markt gebracht, das hinter seinen Möglichkeiten bleibt? Das haben wir für euch in vielen Spielstunden herausgefunden.

Endlich mehr für Solisten

Zur großen Überraschung hat sich sehr viel am Einzelspieler-Modus getan. Im Vorgänger war es hier schlicht möglich, als Pflanze eine Horde von Zombies zu besiegen, während man einen Stützpunkt beschützt. Das war zwar ganz interessant, wurde aber erst im Mehrspieler-Modus wirklich fesselnd. Dieser Modus hat nun eine Zombie-Variante erhalten, um endlich auch hier in die Rolle der Zombies schlüpfen zu können und ein paar ganz besondere Pflanzen zu bekämpfen. Wer hier alleine spielt, darf sich drei weitere Begleiter aussuchen, und im Kampf zwischen ihnen hin und her wechseln. Zwar macht die KI einen tollen Job, dennoch ist es schön, in brenzligen Situationen nicht nur auf eine Art von Charakter angewiesen zu sein. In „Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2“ können nun aber auch alle anderen Modi alleine mit oder gegen die KI bestritten werden. Dadurch kann man vor allem als Neuling erstmal alles ausprobieren, bevor es in die Online-Schlachten geht. Besonders schön: All das kann auch im Splitscreen lokal gespielt werden.

Es ist jedoch die Oberwelt, die in den ersten Stunden die Show stiehlt. Hier können in den Basen der Pflanzen und Zombies die einzelnen Modi angesteuert werden. Wer aus dem scheinbar sicheren Gebiet schreitet, darf sich in eine große Schlacht wagen, die überall in der Stadt ausgetragen wird. In der Mitte befindet sich zum Beispiel ein großer Platz, auf dem über die Stadt entschieden wird. Zwar erscheinen hier nur simple Gegner-Wellen, doch die einzelnen Phasen warten mit einigen Überraschungen auf, und mit ein paar Freunden zusammen macht es immer wieder Spaß, die verrückten Gegner zu besiegen. Daneben gibt es Missionen, die beide Seiten annehmen können. Hier verdienen die Spieler Münzen und lernen tolle Charaktere kennen. Vor allem die Zombie-Kampagne weiß schon zu Beginn durch einen tollen Humor und grandiose Überraschungen zu überzeugen, so dass man die scheinbar repetitiven Missionen auf keinen Fall unterschätzen sollte. Durch die täglichen Herausforderungen hingegen lassen sich Multiplikatoren erspielen, um schneller im Level zu steigen. Ansonsten gibt es viele Überraschungen, neue Orte, die man erst nach einigen Stunden erreichen kann, sowie Truhen, die man vorerst noch gar nicht öffnen kann. Und was hat es eigentlich mit den Gartenzwergen und den mysteriösen Anrufen auf sich?

Verrückt und präzise

Das Spiel selber bleibt ein verrückter Spaß-Shooter. In den verschiedenen Modi können die Spieler als Pflanze oder Zombie über die Schlachtfelder laufen, um die Kontrahenten mit den verrücktesten Manövern zu vernichten. Dazu gehören nicht nur Chili-Schoten und Kartoffel-Minen, sondern auch Ziegen, Mais-Kanonen oder rollende Pflanzen, Samus lässt grüßen. Gelegenheits-Spieler dürfen gerne für ein bis zwei Runden einspringen und werden nicht nur Spaß haben, sondern auch Erfolge feiern. Wer jedoch mehr möchte, der kann in die überraschend tiefen Spielmechaniken einsteigen. Der Third-Person-Shooter verlangt nämlich eine gute Präzision, um auch wirklich die maximale Schusskraft zu nutzen. Wer zudem in die Modi einsteigt, in denen nicht nur das simple Abschießen der Gegner zum Ziel gehört, wird vor taktische Herausforderungen gestellt. Da müssen die Teams wirklich gut zusammenarbeiten, um tatsächlich einen sicheren Sieg zu gewähren. Unterstützt wird das durch ein fantastisches Map-Design. Die Karten sind nicht nur abwechslungsreich, sondern auch voller Details, die sehr zur Atmosphäre beitragen. Zudem lohnt es sich Wege einzuprägen, um in entscheidenden Situationen die richtige Taktik auszuspielen. Ebenfalls sehr schön sind die Fähigkeiten der Charaktere, von denen bereits zum Start jeweils drei verfügbar sind.

Gute Pflanzen, böse Zombies

Wer den Vorgänger gespielt hat, wird sich darüber freuen, dass alle acht Charakterklassen aus dem Erstling erneut mit von der Partie sind. Wer seinen Spielstand importiert, muss sogar nicht erneut die Variationen und Kostüme freispielen. Das läuft plattformübergreifend, so dass wir zum Beispiel unseren Spielstand vom PC nutzen konnten und somit alle Charakterklassen des Erstlings nicht erneut freigespielt werden müssen. Doch natürlich sind Anfangs die sechs neuen Klassen interessant, die es wirklich in sich haben. Die Pflanzen bekommen Unterstützung von Rosie, deren zielsuchende Schüsse bereits durch einen Patch fairer gestaltet wurden, Zitron, dessen Laser- und Kugel-Fähigkeiten besonders in brenzligen Situationen hilfreich sind, sowie Major Mais, der dem All-Star der Zombies Konkurrenz macht, dabei jedoch einige besonders spannende Fähigkeiten mitbringt.

Doch es sind vor allem die Zombies, die von der neuen Vielfalt profitieren. Während im Vorgänger die Untoten etwas langweilig und ideenlos im Gegensatz zu den Pflanzen wirkten, sieht das mit den neuen Klassen anders aus. Der Wicht zum Beispiel ist klein, kann dafür schnelle Schüsse abfeuern, ist aber auch schnell tot. Das Überleben lohnt sich dennoch, denn er kann nach einiger Zeit einen mächtigen Kampfanzug beschwören, der es wahrlich in sich hat. Super Bainz war einst ein Superheld und ist deshalb besonders im Nahkampf unglaublich stark, während er aus der Ferne mit seinem Laser die Truppen gut unterstützen kann. Käpt’n Totbart ist hingegen ein waschechter Pirat, der mit explosiven Fässern und seinem treuen Papagei die Verrücktheit in Person darstellt. All diese Klassen spielen sich wunderbar und bringen endlich die benötigte Vielfalt in die Welt der Zombies.

Die neuen Klassen passen perfekt in das Spiel und bringen noch mehr Vielfalt. Vor allem bei den Zombies merkt man, dass ein frischer Wind durch die Reihen fegt. Zudem lassen sich für jede Charakterklasse neue Variationen freischalten. Dieses unterscheiden sich jedoch nicht nur von der Optik, sondern bringen auch ganz eigene Eigenschaften mit sich. Die Feuerblume verursacht zum Beispiel Feuerschaden, teilt jedoch weniger Schaden aus und muss öfters nachladen. Bei anderen Charakteren verändern sich ebenfalls solche Werte und Effekte, weshalb es immer wieder spannend ist, neue Variationen freizuschalten und auszuprobieren. Mit 110 ist die Langzeitmotivation gesichert, und durch über 3000 kosmetischen Gegenständen sieht kein Mitspieler gleich aus. Leider starten alle Variationen wieder bei Level eins, weshalb man ein wenig dafür bestraft wird, wenn man möglichst viele Charaktere ausprobieren möchte, denn der bereits erspielte Fortschritt ist erstmal weg.

Pay 2 Win?

Bei den Modi setzen die Macher eher auf bewährtes. Bei den klassische Multiplayer-Modi ist lediglich die Revier-Übernahme, eine Mischung aus Krautangriff und Garten & Friedhöfe neu. Ansonsten lassen sich alle alten Modi spielen, mit der Ausnahme von Taco Banditen. Das ist aber auch gar nicht schlimm, denn durch die neuen Karten wirken die Modi frisch und motivieren erneut extrem. Vor allem aber die Möglichkeit, alles alleine, im Splitscreen oder Online mit Freunden zu spielen, inklusive der Missionen, ist hervorragend.

Wer neue Inhalte freischalten möchte, muss erneut Sticker-Packs kaufen. Diese beinhalten mehrere Einmalhilfen für die Verteidigungs-Modi, über 3000 Kostümteile, Fähigkeiten oder Sticker für neue Charakter-Variationen. Wer fünf vom selben Typen gesammelt hat, schaltet diese neuen Pflanzen oder Zombies frei. Möchte man sich nicht darauf verlassen, kann man auch ein Paket mit fünf passenden Teilen kaufen, doch auch hier bestimmt der Zufall, welchen Charakter man erhält. Zwar hat man erneut die Möglichkeit, Münzen für diese Packs mit echtem Geld zu kaufen, allerdings wird einem die Möglichkeit nicht mehr so aufgezwungen wie im Vorgänger. Ganz im Gegenteil, im Test haben wir durch die Matches, Missionen und Erkundungen immer genug Münzen erhalten, um kontinuierlich Belohnungen zu erhalten. Es ist schon etwas ganz besonderes, wenn ein Spiel so komplett erscheint, ohne Season Pass, ohne unfaire Mikrotransaktionen oder Versprechungen für die Zukunft, von denen man nicht weiß, ob sie wirklich eingehalten werden. Dennoch soll der Titel erweitert werden, weshalb bereits eine neue Karte erschienen ist, die vor allem Spielern des Vorgängers bekannt, aber dennoch merkwürdig vorkommen dürfte. Natürlich ist das gratis, weshalb es umso leichter fällt, das Spiel zu empfehlen.

Technik

Grafisch wirkt „Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2“ sehr viel detailreicher als sein Vorgänger. Die Pflanzen sind noch besser animiert und wirken deshalb noch charmanter, die Zombies zeigen endlich mehr Witz und die Karten sind wunderschön designed worden. Auch der Ton ist großartig, mit fantastisch verspielten Stücken, die die chaotischen Gefechte perfekt untermalen. Nur die Geräusche der Charaktere können ein wenig an den Nerven zerren. Allgemein gab es im Test nicht einen einzigen Verbindungsfehler, nicht mal kleine Ruckler in der Bildrate und auch ansonsten sind keine Bugs aufgetreten. Es ist wirklich bewundernswert, wie viel Mühe sich die Entwickler damit gegeben haben, ein vollständiges und technisch makelloses Spiel abzuliefern.