Obwohl Gust für viele Videospieler kein Begriff ist, hat das Team für einige Fans japanischer Rollenspiele eine große Bedeutung. Dieses Vertrauen haben die Entwickler durch einzigartige Abenteuer mit charmanten Grafikstilen und sehr guten Soundtracks gewonnen, mit der „Atelier“-Reihe als das vermutlich bekannteste Beispiel. Dieses Mal wagt Gust jedoch den Schritt in das Action-RPG-Genre und kann in den veröffentlichten Bildern und Trailer von „Nights of Azure“ durchaus unser Interesse wecken. Wie sich der Titel letzten Endes geschlagen hat, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Mitten in der Nacht

Für den Menschen steht die Nacht für vieles, doch insbesondere für die Ruhe. Die Menschen in Rusewall Island schlafen jedoch nicht, seitdem sie den Kampf gegen den Nightlord gewonnen haben. Nach seinem Ableben ist sein blaues Dämonenblut auf die Insel heruntergeregnet und hat jene, die darin gebadet haben, ebenfalls in Dämonen verwandelt.

Das Abenteuer in „Nights of Azure“ setzt an diesem Punkt an und begleitet die beiden Protagonistinnen Arnice und Lylisse. Arnice ist eine Halbdämonin und untersucht den Fluch des Nightlords, während Lylisse ihren Pflichten als Weise nachgeht. Als solche müsste sie sich aber beim nächsten Vollmond aufopfern. Ihr Liebe zu Lylisse treibt Arnice daher in die gefährlichsten Situationen, um das grausame Schicksal abzuwenden.

Hotel Ende

Der Dreh- und Wendepunkt der Geschichte ist das Hotel Ende, das von den sogenannten Curia geleitet wird, die anscheinend etwas über den Nightlord wissen. Diese geben Arnice verschiedene Hinweise zum Fluch des Nightlords, wobei auf beiden Seiten ein Misstrauen existiert. Für das Gameplay dient das Hotel als Missionenbasis: Haupt- und Nebenquests werden hier angenommen.

Im Zuge der Hauptquests startet Arnice vom Hotel aus und erkundet die umliegenden Gebiete, die zunächst dem Spieler verschlossen sind und sich erst mit der Zeit öffnen. Die Areale verlaufen korridorartig und beherbergen häufig nicht mehr als das Ziel. Sämtliche Kontrahenten tauchen plötzlich auf, wobei keine Unterbrechung zwischen Erkundung und Kampf existiert, was den Spielfluss positiv beeinflusst. In einem einzigen Gebiet kann Arnice zunächst jedoch nur 15 minutenlang bleiben und muss am Ende zum Hotel zurückkehren; ein Zeitdruck entsteht allerdings fast nie, zumal das Überschreiten keine Konsequenzen besitzt.

Blaues Blut

Arnice selbst besitzt die Fähigkeit zum Ausweichen sowie drei Attacken, die nach Stärke geordnet sind. Kombinationsmöglichkeiten gibt es zunächst kaum welche; mit dem Spielverlauf erhält sie jedoch verschiedene Waffen, sodass ein Hauch an Abwechslung vorhanden ist. Zusätzlich gehorchen Arnice sogenannte Servan, von denen sie jeweils vier in ein Deck aufnehmen kann und die sie im Kampf auch unterstützen. Diese besitzen zwar nur eine einzige Spezialattacke, da man aber mit der Zeit bis zu 16 Servans mitnehmen kann, besitzt man gegen Ende eine vielfältige Auswahl an Angriffen.

Das Ableben eines Gegners hinterlässt blaues Blut, das wesentlich für fast alles in diesem Spiel ist. Mit blauem Blut kann man Arnices Level und ihre Werte erhöhen, sowie weitere Servan erschaffen. Für weitere Fähigkeiten muss die Protagonistin dagegen Tagesjobs erfüllen, die der Spieler jedoch nur geringfügig steuert und die häufig automatisch nach jedem neuen Einsatz erfüllt werden.

Hat Arnice hinreichend viele Dämonen eliminiert, füllt sich ihre Dämonenaura und sie kann sich verwandeln. Hierfür besitzt sie verschiedene Verwandlungen, die auch von den Servans im aktuellen Deck abhängig sind. In diesem Modus ist sie erheblich stärker; selbst unterlevelt kann sie in ihrer Dämonenform sämtliche Gegner ausschalten. Insgesamt schwindet die Herausforderung dahin, das Spiel wird wesentlich leichter.

Technik

Die größten Stärken von „Night of Azure“ liegen im Grafikstil und der Musik. Sämtliche Artworks und auch die eigentliche Grafik des Spiels haben eine schöne Ästhetik, die lediglich viel zu häufig detailarm ist. Makellos präsentieren sich die Soundtracks des Spiels; Gust ist dabei schlicht und einfach in seinem Element. Die technische Performance ist sehr häufig solide und nur bei überfüllten Kämpfen stockend.

Weniger beeindruckend gestaltet sich allerdings die Präsentation. Viele Zwischensequenzen und Dialoge fühlen sich abgehakt und festgefahren an, manche Charaktere sind nichts als leere Hüllen. Zudem ist der Titel in der Kategorie Fanservice sehr aufdringlich, was das Spiel bei dem schönen Grafikstil eigentlich gar nicht nötig hätte.