Wem das letzte „Splinter Cell“ nicht zugesagt hat und wer mit dem neuen „Hitman“ nichts anfangen kann, für den hat Frozenbyte nun vielleicht eine interessante Alternative. In „Shadwen“ wird man zurück in die Zeit versetzt, als Könige noch mit eiserner Faust ihre Länder regierten und der Wert eines einzelnen Lebens mehr als gering eingeschätzt wurde. Wir haben an der Uhr gedreht und sind dem Ruf des Entwicklers von „Trine“ in die Vergangenheit gefolgt.

Geschichte

„Shadwen“ beginnt mit der in Bildern erzählten Ermordung des Königs durch eine junge Frau und der anschließenden Frage der Frau an ein junges Mädchen, was sie nun mit diesem machen soll. Anschließend wird an der Uhr gedreht und man findet sich einige Stunden vor dem Mord wieder.

Lily: Auf dem Weg zum Apfelbaum

Bei „Shadwen“ schlüpft man zunächst in die Rolle des Waisenmädchens Lily. Auf der Suche nach etwas zu Essen muss sie zunächst durch das Lager der königlichen Wachen schleichen, um den königlichen Garten mit einem prächtigen Apfelbaum zu erreichen. Dabei darf man natürlich nicht gesehen werden, da die Wachen einen ansonsten direkt gefangen nehmen. Um das zu verhindern, schleicht man unentdeckt zwischen den Heuballen und Kisten umher, versteckt sich in Heuhaufen und zwischen Sträuchern und bleibt somit außerhalb des Blickwinkels der Wachen. Natürlich kann man Vasen umstoßen oder Fässer in den Blickwinkeln von Wachen rollen lassen, um diese dazu bewegen, ihren Posten zu verlassen. Dadurch kann man dann unentdeckt hinter den Wachen vorbeischleichen. Das Besondere an „Shadwen“ ist allerdings, dass sich Wachen nur bewegen, wenn man sich selbst auch bewegt. Damit die Wache nach der Ablenkung sich von ihrem Posten bewegt, muss man sich also ebenfalls bewegen oder, und das ist das besondere Feature des Spiels, die Zeit vorspulen bis die Wache ihr Ziel erreicht hat. Natürlich gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die Zeitmanipulation einzusetzen: Sei es nur, um eine patrouillierende Wache schneller von A nach B zu bekommen. Natürlich kann man die Zeitmanipulation auch rückwärts anwenden und das Spiel zurückspulen, beispielsweise wenn man entdeckt wurde.

Shadwen: Auf dem Weg zum König

Shadwens Abenteuer beginnt in einem kleinen, vollständig zerstörten Fischerdorf in einer kleinen Bucht. Sie besitzt noch nur noch ein Schwert und die Kleider, die sie am Laib trägt. In den zerstörten Hütten sucht man sich zunächst eine Anleitung zum Bau eines Enterhakens. Wurde diese gefunden, müssen die für den Bau notwendigen Teile gefunden werden. Erst wenn das passiert ist, kann Shadwen von der Bucht entkommen, in dem sie sich mit dem Enterhaken an Holzkeilen, die in den Berg geschlagen wurden, langsam nach oben kämpft. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, da die Steuerung des Enterhakens einem so einiges abverlangt, hatte ich dann schließlich halbwegs den Dreh raus. Positiv ist dabei, dass das Bild, sobald man beim Schwingen die Befestigung des Enterhakens löst, einfriert und man den Enterhaken am nächsten Befestigungspunkt anbringen kann. Selbiges allerdings nur, wenn er sich in ausreichender Reichweite befindet. Ansonsten stürzt man ab und in der Regel in den Tod. Allerdings ist es auch hier möglich, die Zeit zurück zu spulen und einen neuen Versuch zu starten. Das sorgt dafür, dass dem Frustlevel eine deutliche Grenze geschaffen wird. Warum Shadwen vor der ersten Begegnung mit Lily allerdings durch ein leeres Wachlager läuft, erschließt sich einem nicht wirklich.

Lily und Shadwen: Gemeinsam unterwegs

Beim ersten Aufeinandertreffen von Shadwen und Lily geht es nun in der Regel gemeinsam weiter, wobei Shadwen nun die Aufgabe hat, Lily zu beschützen. Ab diesem Punkt fallen die Entscheidungen, die Shadwen trifft, ins Gewicht und ändern den Verlauf der Geschichte. Versuchen die Beiden möglichst unbemerkt zum König zu gelangen oder ziehen sie eine Blutspur hinter sich her, durch den Lily das Vertrauen in Gott endgültig verliert. Beim ersten Aufeinandertreffen kann Shadwen die Wache, die Lily gestellt hat beispielweise aus dem Hinterhalt meucheln oder die Weinfässer so einsetzen, dass die Wache das Interesse an Lily verliert, und sich stattdessen um das königliche Gut kümmert.

Wirklich positiv dabei ist, dass Lily sehr intelligent agiert. Zwar kann man ihr auch Befehle geben, damit sie sich beispielsweise irgendwo versteckt, aber grundsätzlich schleicht sie selbst von Versteck zu Versteck und auch immer nur dann, wenn sie keine Angst haben muss, entdeckt zu werden. Zum Beispiel stößt Shadwen an einem Marktstand absichtlich einige leere Flaschen um, die alarmierte Wache begibt sich zum Marktstand und Lily schleicht zunächst automatisch hinter der Wache her, damit sie anschließend eine Abzweigung nimmt, um vom Marktplatz herunter zu kommen und in einem Heuhaufen den nächsten Schutz zu suchen. Ab und an kommt es allerdings auch zu komischen Situationen: So hatte sich Lily einmal aus ihrem Versteck getraut und schlich hinter einer Wache her, diese drehte sich um und Lily machte gleichzeitig einen Schritt auf die Wache zu. Lily wurde nicht entdeckt, obwohl sie sich eigentlich direkt im Blickwinkel der Wache befand, da das System ihren Weg von A nach B als sicher eingestuft hatte.

Übrigens findet Shadwen im Laufe des gemeinsamen Abenteuers allerhand nützlicher Utensilien, die sie, sofern sie die jeweilige Bauanleitung gefunden hat, zum Bau von nützlichen Gebrauchsgegenständen verwenden kann. Leider steht die Verwendung dieser Gegenstände, beispielsweise einer Tretmine, immer im Konflikt mit dem Ziel, Lily möglichst ohne den Einsatz von Gewalt durch die bewachten Areale zu bringen.

Technik

„Shadwen“ zeigt immer wieder, wie schön eine mittelalterliche Landschaft beziehungsweise Stadt sein kann, wenn man im Mondlicht über ihre Felder, Wege und Gassen streift. Allerdings ist die Grafik nicht fehlerfrei: Immer wieder bemerkt man kleinere Unsauberkeiten, wie Clipping-Fehler, Zeitversetzungen nach Zeitmanipulationen oder eine Problem der Darstellung der Umlaute bei den deutschen Bildschirmtexten. Dafür sind die hinterlegten Melodien, die Stadtgeräusche und die englische Sprachausgabe wirklich sehr atmosphärisch. Die Steuerung ist allerdings gewöhnungsbedürftig, dabei sei vor allem die Verwendung des Enterhakens und das nach vorne Spulen der Zeit erwähnt, was mir persönlich zu langsam war.