Epic Games ist am besten bekannt für ihre Arbeit an der Unreal Engine, einer der wohl meist genutzten Engines in modernen Videospielen. Aber sie bringen auch regelmäßig eigene Titel heraus – zuletzt die MOBA „Paragon”. Jetzt haben sie einen älteren Titel, der damals exklusiv auf der Xbox 360 erschien, für die PS4, Xbox One sowie dem PC ausgegraben. Wir haben uns „Shadow Complex Remastered" mal näher angeschaut und wollen im Folgenden verraten, ob die Neuauflage was taugt.

Etwas mehr als nur eine ruhige Bergtour

Der Prolog startet mit einem Super-Soldaten in einem übernatürlichen Kampfanzug in Washington, der eigentlich den Vize-Präsidenten beschützen will, aber von seinem Kameraden hintergangen wird, wodurch der Schützling stirbt. An einem anderen Ort befindet man sich nun in der Rolle von Jason, der eigentlich nur mit seiner neuen Freundin Claire eine ruhige Bergtour unternehmen möchte. Sie geht jedoch vor und nachdem Jason nichts mehr von ihr hört, folgt er ihr und findet einen riesigen Untergrund-Komplex mit ganz viel hochentwickelter Technologie und lauter schießwütigen Soldaten. Jetzt muss er nicht nur Claire retten, sondern auch eine Verschwörung aufdecken.

Vielversprechende Vorlage

Die Geschichte des Spiels wurde vom Comic- und „Star Trek”-Novellen-Autor Peter David geschrieben und ist im Grunde ein Zwischenstück zu den beiden Büchern „Empire” und „Hidden Empire” von Scott Orson Card, der aber nicht direkt am Spiel mitgearbeitet hat. So vielversprechend sich das auch anhören mag, fällt die Geschichte an sich doch eher flach aus. In den knapp vier Stunden Spielzeit gibt es so gut wie keine unvorhersehbaren Wendungen und über typische Elemente, wie der wahren Identität Claires oder dem Grund der Verschwörung, hinaus, gibt es nichts, was einen so richtig fesseln kann.

Metroidvania im Militär-Komplex

Um nun seine Freundin wieder aus den Fesseln der anscheinend bösen Organisation zu befreien, klettert, läuft und schießt sich Jason durch den sehr großen und etwas verworrenen Komplex. Das geschieht in klassischer Metroidvania-Manier aus einer 2,5D-Ansicht. Das heißt im Grunde, dass man auch in die vorderen oder hinteren Bildausschnitte schießen kann, was sich aber leider als etwas ungenau im Laufe des Spiel herausstellt. Denn oft muss man erst mehrmals in die Richtung zielen, damit Jason auch die richtigen Gegner anvisiert. Dazu hat man noch Raketen, explodierendes Gel und Granaten mit der Zeit zur Verfügung, die nicht nur die Soldaten und Roboter in Windeseile zerstören, sondern auch dafür verwendet werden können, um Wände und andere Objekte in der Welt aus dem Weg zu räumen.

Kühl

Dadurch kommt es zu dem typischen Metroidvania-Gefühl, wenn man ein neues Gadget gefunden hat und sich eine ganz neue Welt aufmacht. Leider ist aber die Welt auch das große Problem von „Shadow Complex Remastered”. Nach spätestens einer Stunde ist man die immer gleichen kalten Räume leid und auch die Höhle oder der Wald kann das nicht wirklich wett machen. Ein wenig Abwechslung hätte dem Spiel gut getan, denn auch spielerisch macht man fast nichts anderes als einem Schlauch zu folgen und gelegentlich die Fragezeichen, die ein Upgrade meist anzeigen, aufzudecken. Dadurch kommt man in den vier Stunden schnell in einen Trott und will vor allem zum Ende hin einfach nur noch durch sein.

Groß aber nichts dahinter

Auch die Bosse können leider nicht so recht überzeugen. Die riesigen Mechas sehen zwar im Spiel imposant aus, aber zumeist reicht es einfach Granaten, Raketen oder andere Sachen ihnen entgegen zu schmeißen, was oft auch noch ihre Animation stoppt, wodurch man sicherlich mal die ein oder andere Attacke niemals sehen wird, da der Boss vorher schon das Zeitliche gesegnet hat. Das passt aber nicht zum allgemeinen höheren Schwierigkeitsgrad, der nicht dadurch kommt, dass die Gegner besonders klug agieren, sondern einfach so viele davon gleichzeitig in den großen Räumen auf einen zu stürmen, dass man gar nicht anders kann, als einen Großteil seiner Energie zu verlieren. Da dann auch noch die Medikits in den Checkpoint-Räumen etwas limitiert ist, kann es dazu kommen, dass einige Szenen etwas schwieriger gemacht werden als nötig, einfach nur, weil die Gegner-Anzahl zuvor extra hochgeschraubt wurde, damit man auch unbedingt getroffen wird. Fair sieht anders aus.

Wenn man das Spiel durchgespielt hat, dann gibt es noch kleinere Challenges, die man für zwischendurch mal ausprobieren kann. In diesen hat man zumeist eine bestimmte Zeit sowie begrenzte Gadgets zur Verfügung, um von links nach rechts zu kommen. Diese werden wahrscheinlich nur die wenigsten Spieler lange an den Bildschirm fesseln aber immerhin den Nerv eines jeden Time Trial-Fans genau treffen.

Veraltet

Wie bei jedem Remaster ist auch die aufgebesserte Optik immer ein Thema, die im Falle von „Shadow Complex” gefühlt kaum verbessert wurde. Die Charaktermodelle und Texturen sehen matschig aus, die Umgebungen sind wie schon gesagt trist gestaltet und die Animationen in den Cutscenes holprig. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum das Spiel heute einfach nicht mehr so glänzt, wie damals auf der Xbox 360. Aber immerhin gibt es bei der Synchronisation im Original mit Nolan North einen kompetenten Sprecher, dessen Stimme sich bei vielen Videospielern mittlerweile schon eingebrannt haben sollte und der man immer gerne lauscht.